Rust - Der Europa-Park will nicht nur eine Seilbahn ins Elsass bauen, sondern jenseits des Rheins auch ein Feriendorf für französische Familien bauen. Allerdings hat das Projekt noch einen weiten Weg vor sich.

Im Beisein der französischen Botschafterin Anne-Marie Descôtes, Landrat Frank Scherer und Rusts Bürgermeister Kai-Achim Klare sowie elsässischen Politik- und Wirtschaftsvertretern erläuterten Roland Mack und sein Sohn Michael am Dienstagabend die Hintergründe des Vorhabens. Allzu sehr ins Detail wollten und konnten die Europa-Park-Chefs bei der Pressekonferenz im Confertainment Center vor mehreren Dutzend Medienvertretern aus Deutschland und Frankreich allerdings nicht gehen: Die Seilbahn sei derzeit nicht viel mehr als eine "Vision".

Wie kam das Projekt ans Licht?

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron hatte die Ruster Pläne am Sonntag bei einer Rede in Straßburg ausgeplaudert. Er lobte die Macks für ihre "Idee von Europa" und der Bereitschaft, in Frankreich zu investieren. Weil am Montag die "Spekulationen überhand nahmen" (Michael Mack), entschloss man sich eilends, zum Pressetermin zu laden.

Wie kam es zu der Idee?

Kurz gesagt: Weil der Verkehr rund um Rust nicht mehr weit von einem Kollaps entfernt ist. "Wir haben uns in den vergangenen Monaten mit den Gemeinden Rust und Ringsheim intensiv über das Thema Infrastruktur ausgetauscht", erklärte Michael Mack. Irgendwann habe er sich die Frage gestellt: "Wie wäre es, die Menschen dort abzuholen, wo sie wohnen?" Vor etwa einem Vierteljahr habe sich dann die Idee der Seilbahn in seinem Kopf festgesetzt.

Welchen Zweck soll die Seilbahn erfüllen?

In erster Linie: Die Menschen von den Straßen holen. Mehr als 20 Prozent der Europa-Park-Besucher, also rund 1,3 Millionen im Jahr, sind Franzosen. Dazu kommen 1100 Park-Mitarbeiter, die täglich über den Rhein pendeln. Landrat Scherer nannte die Seilbahn ein "ungewöhnliches, aber geniales ÖPNV-Projekt".

Ist das Projekt genehmigungsfähig?

Die Seilbahn würde das Naturschutzgebiet Taubergießen und auf der anderen Rheinseite die Ile de Rhinau queren – "hohe Hürden", machte Scherer deutlich. Aber: Ein erster, grober Check im Landratsamt habe keine unüberwindbaren Hindernisse zutage gebracht. Der Landrat ist überzeugt: "Die Entlastung, die beim Verkehr erreicht würde, ist von großem öffentlichen Interesse."

Was ist am Einstiegsort in Frankreich geplant?

Neben Parkplätzen will der Europa-Park dort ein Feriendorf errichten, mit "Häuschen im Grünen" (Roland Mack). Denn: So sehr die Franzosen den Europa-Park mögen, dort übernachten wollen nicht viele: Nur acht Prozent der Hotelgäste stammen aus dem Nachbarland. Da sieht der Seniorchef "Nachholbedarf": Man wolle Familien anlocken, "die für zwei, drei Tage bei uns bleiben".

Wird es in Frankreich auch Achterbahnen geben?

"Stand heute: nein", lautet die klare Ansage von Roland Mack. Der Europa-Park sei "mit seiner Einzigartigkeit nicht kopierbar". Man wolle auch künftig das Angebot in Rust erweitern, wo man seit der Gründung mehr als eine Milliarde Euro investiert habe.

Wer bezahlt das Ganze?

Der Europa-Park. EU- und Landessubventionen sind zwar denkbar, wie Landrat Scherer gegenüber unserer Zeitung erklärte. Doch sei es "von Vorteil, wenn das Projekt nicht davon abhinge". Tut es nicht, wie Roland Mack betonte: "Vor vier, fünf Jahren war einmal der Center-Parks-Chef bei uns, da hat sich nichts ergeben. Jetzt wäre so etwas vielleicht wieder interessant, aber ich gehe davon aus, dass es unser Invest wird." Bauen wollen die Macks ihre Seilbahn aber nicht selbst. Man rechnet mit Kosten im zweistelligen Millionenbereich.

Wo soll die Trasse verlaufen?

Weiß man noch nicht, erklärte Michael Mack mit Verweis auf das frühe Planungsstadium. Ebenso wenig, wo genau der Zustiegsort in Frankreich sein wird. Landrat Scherer erklärte, man habe "einen breiten Korridor geprüft, um bei Hindernissen flexibel zu sein". Was Roland Mack bereits verriet: Die Fahrt soll vom Europa-Park über den Rhein und wieder zurück rund 15 Minuten dauern.

Wann wird das Projekt realisiert?

Das ist davon abhängig, wie schnell die Genehmigungen kommen. "Der Ball liegt jetzt bei der Politik", sagte Michael Mack. Sollten beide Länder grünes Licht geben, rechne er mit einer Planungszeit von zwei bis fünf Jahren.

Wie werden die Seilbahnpläne in Rust aufgenommen?

Mit Wohlwollen, betonte Bürgermeister Klare: "Rust sieht es mit Freude, dass der Europa-Park Jahr für Jahr wächst, gleichzeitig stellt uns die Infrastruktur vor große Herausforderungen." Die Seilbahn könnte dem Rathauschef zufolge "helfen, unsere Region lebenswert zu erhalten".

Was sagen die Franzosen?

Bravo! Sowohl die Botschafterin als auch die Vertreter der Region Grand Est und des Départements Bas-Rhin fanden erwartungsgemäß nur lobende Worte. Sie hoffen vor allem auf viele neue Arbeitsplätze in der strukturschwachen Region. Staatspräsident Macron hatte am Montag per Twitter gar von "Tausenden von Jobs" frohlockt.

Info: So geht's weiter

Bevor das Projekt Seilbahn Realität wird, müssen noch viele Gutachten geschrieben, Interessensvertreter gehört und nicht zuletzt die Bürger überzeugt werden. Formal sind nun zunächst die Fachämter im Landratsamt an der Reihe, bevor im Regierungspräsidium ein Planfeststellungsverfahren initiiert wird. "Ich gehe fest davon aus, dass es das braucht", prognostiziert Landrat Scherer. Am Ende müssten dann freilich noch die beiden Länder ihr Okay geben. Auf deutscher Seite wäre es die Regierung in Stuttgart, die die Betriebserlaubnis erteilt.