Die Verkehrsbelastung rund um den Europa-Park ist seit Jahren – und aktuell besonders – ein großes Thema in Rust. Foto: EP

Projekt schlägt in Rust hohe Wellen. Masterplan soll bald veröffentlicht werden

Rust - Die Seilbahn-Pläne des Europa-Parks schlagen nach wie vor hohe Wellen – auch innerhalb der Ortsgrenzen. Bringt das Projekt wirklich eine Entlastung für Rust? Manch einer zweifelt daran und fordert mehr. Die Gemeinde weiß das und will liefern.

Liegt die Lösung für die Ruster Verkehrssituation im Bau einer Seilbahn ins Elsass? Ganz sicher nicht, sagt Werner Herdrich. Der einstige Gemeinderat und Vorsitzende des SV Rust hat sich am Montag an die örtliche Presse gewandt. Tenor seines Schreibens: Der Großteil der Probleme käme nicht aus dem Westen, sondern rolle aus dem Osten – von der A 5 – in den Ort.

Wie viele Anwohner erlebt der 78-Jährige die an- und abfahrenden Besucherströme Tag für Tag hautnah mit. Und jeden Tag sei es das gleiche Bild: Autos im Stau an den Kreisverkehren und vor dem Großparkplatz, Autos auf Wiesen, die als provisorischer Parkplatz genutzt werden, und nicht selten: Autos, wild abgestellt im Dorf. Für Herdrich "ist es deshalb unbedingt erforderlich, den Zugangsverkehr von der Autobahn zum Europa-Park besser zu organisieren und zu splitten".

Der Ruster hat klare Vorstellungen, wie das funktionieren kann: "mit Parkdecks oder Parkhäusern". Solche wünscht sich Herdrich direkt an der Autobahn, am entstehenden Wasserpark sowie am Kreisverkehr beim Hotel Colosseo. So lasse sich die Autoschlange auf dem Weg zum Europa-Park verkleinern und entspannter auf den Großparkplatz lenken; "und auch dort muss letztendlich und endlich ein Parkdeck entstehen". Zudem, sagt Herdrich, brauche es dort einen Wendeplatz für Busse, damit diese auch auf der Heimreise über den Zubringer zur Autobahn fahren statt durchs Dorf. Wie man die Menschen von den Parkhäusern zum Europa-Park bringt? Dafür, sagt Herdrich, wäre eine Seilbahn eine gute Idee, "am besten baut man eine bis nach Ringsheim".

Überlegungen, die bei Bürgermeister Kai-Achim Klare auf offene Ohren stoßen, wie er auf Nachfrage der Lahrer Zeitung erklärt. Grundsätzlich, sagt der Rathauschef, begrüße er die Diskussion, die durch das Bekanntwerden der Seilbahn-Pläne (neu) entfacht wurde. Allerdings wehrt er sich gegen den Eindruck, "dass wir nur reagieren, statt zu agieren". Klare verweist auf den "Masterplan Verkehr", den der Gemeinderat im Mai vergangenen Jahres beim Freiburger Büro Misera in Auftrag gegeben hat. Zielvorgabe: nichts weniger als eine umfassende "verkehrliche Neuordnung".

Buslinie wird Richtung Norden fortgeführt

Als Schwerpunkte definiert: Entlastung des Dorfs und Schaffung zusätzlicher Stellplätze – also all das, was Herdrich fordert. Das Konzept steht laut Klare kurz vor der Fertigstellung: "Ohne ein genaues Datum nennen zu wollen, sind wir zuversichtlich den Masterplan, bald der Öffentlichkeit präsentieren zu können." Damit, ist der Bürgermeister sicher, würde es "auf viele Fragen erste Antworten geben".

Doch ist der Verkehrsstrom, den die rund 15 000 Europa-Park-Besucher täglich verursachen, überhaupt anwohnerverträglich durch die 4000-Seelen-Gemeinde zu lenken? "Davon bin ich überzeugt", sagt Klare, "aber nur wenn wir uns nicht im Klein-Klein verlieren." Der Masterplan habe "eine hohe Flughöhe, um am Ende eine Lösung zu finden, die so viele Betroffene wie möglich zufriedenstellt".

Ein "kleiner Baustein" (Klare), der schon bald Realität werden soll, sei die neue Buslinie, die seit vergangenem Jahr den Ortenaukreis und Emmendingen miteinander verbindet und zeitnah in Richtung Norden fortgeführt werden soll. Auch Herdrichs Vorschlag, eine Seilbahn nach Ringsheim zu bauen, sei kein utopischer Wunsch. Klare: "Die Anbindung an den Bahnhof über alternative Transportmittel ist schon länger Teil unserer Überlegungen." Allerdings gelte in Richtung Osten das Gleiche wie in Richtung Westen: "Die Hürden sind sehr hoch. Auf der einen Seite liegt der Taubergießen, auf der anderen haben wir die Autobahn und die Bahn", sagt Klare.

Info: Nur in Einklang mit der Natur

Dass für die geplante Seilbahn vom Europa-Park über das Naturschutzgebiet Taubergießen nach Frankreich ökologische Argumenten vorgebracht werden, findet Werner Herdrich "absurd": "Bei diesem Projekt geht es dem Unternehmen ausschließlich und einfach nur darum, eine neue Besucherschicht zu erschließen." Er bemängelt, dass "höhere Beamten aus Freiburg und Offenburg" bereits Zustimmung für das Vorhaben signalisiert hätten. Bürgermeister Klare relativiert: "Es ist klar, dass es eine für die Natur verträgliche Lösung geben muss. Sollte das nicht der Fall sein, ist das Vorhaben Seilbahn aus meiner Sicht nicht realisierbar." Er bittet um Geduld: "Die zuständigen Behörden werden sich intensiv mit dem Thema befassen."