Rust - Der Protest der Bürgerinitiative "Jetzt langt’s" schmeckt dem Europa-Park-Chef überhaupt nicht: Erstmals nimmt Roland Mack gegenüber der Lahrer Zeitung öffentlich Stellung zu der Bewegung – und spart dabei nicht mit deutlichen Worten.

Während die Ruster Spaßfabrik von Besucherrekord zu Besucherrekord eilt und eine Auszeichnung nach der anderen abräumt, hat sich still und leise Gegenwind gebildet. Im Juni taten sich fast unbemerkt von der Öffentlichkeit gut zwei Dutzend Menschen aus der Region zu einer Bürgerinitiative zusammen. Ihr Ziel: die Entwicklung des Europa-Parks stoppen oder zumindest bremsen.

Von der LZ auf die BI-Gründung angesprochen, reagiert Roland Mack zunächst sachlich-kühl: "Wir bewegen uns auf rechtsstaatlichem Boden. Da geht alles den regulären Gang mit allen nötigen und vorgesehenen Verfahren." Auch beim Mammut-Projekt Wasserpark, der Ende November eröffnet. 40 000 Quadratmeter nimmt allein die Halle in Beschlag, insgesamt stehen für den in den nächsten Jahren geplanten Ausbau südöstlich von Rust 45 Hektar zur Verfügung. Die BI: ein Zeichen "exzessiver Bebauung" – Mack: "Bei uns kann von Flächenfraß keine Rede sein."

Nachdem die LZ im Juli erstmals über "Jetzt langt’s" berichtet hatte, griffen auch andere regionale und überregionale Medien das Thema auf. Das Interesse ist groß. Erstmals seit der Eröffnung des Europa-Parks 1975 bekommt der Protest gegen Flächenverbrauch, zunehmenden Verkehr und Lärm so etwas wie einen offiziellen Klang. Im Hintergrund, sagen die BI-ler, köchelte der Unmut schon länger: "Der Tourismus führt zu einer ständigen Minderung unserer Lebensqualität. Das wollen wir nicht länger mitanschauen."

Roland Mack weiß, "dass alles Gute auch Schattenseiten hat". Damit ist sein Verständnis für die Bürgerinitiative aber auch schon erschöpft. Im Gespräch legt er seine anfängliche Zurückhaltung schnell ab: "Ich erinnere mich an Zeiten, da gab es keine einzige geteerte Straße in Rust. Wenn man heute durch den Ort fährt und sieht, wie toll er geworden ist, sollte man vielleicht überlegen, ob man die wirtschaftliche Entwicklung nicht etwas positiver beurteilen sollte. Die Gemeinde kann sich Dinge leisten, die andernorts kaum möglich sind."

Was Mack meint: die Gewerbesteuereinnahmen, die Rust seit Jahren finanziell auf Rosen betten – und hauptsächlich im Park generiert werden. Sie machen möglich, dass der 4500-Seelen-Ort das Rathaus saniert und gleichzeitig den Bau einer neuen Mehrzweckhalle, eines Bürgerhauses, eines Polizeipostens und eine Schulhauserweiterung vorantreibt. Etwas überspitzt formuliert: Infrastruktur sponsored by Europa-Park.

Von den 5,6 Millionen Besuchern, die der Park jährlich anlockt, profitiert nicht nur das Gemeindesäckel, sondern auch die Bevölkerung. "Wer hier eine Besenkammer leer stehen hat, ist selbst schuld". lautet ein geflügeltes Wort rund um Rust. Dass Gemeinden in der Region mittlerweile händeringend nach Rechtsinstrumenten suchen, um der Flut von Ferienwohnungen Herr zu werden, ringt Mack nicht mehr als ein Schulterzucken ab: "Ich verfolge die Diskussionen, aber emotionslos, wir haben da ja keine Möglichkeit einzugreifen."

Die BI, die ihre Mitgliederzahl seit der Gründung nach eigenen Angaben verdoppelt hat, sieht in dem Argument der Wirtschaftlichkeit den Versuch sich freizukaufen. Des Geldes wegen, sagt sie, werde den Rustern das Recht abgesprochen, sich zu beschweren. "Nur weil man von etwas leben kann, heißt das nicht, dass man auch damit leben kann." Mack hält dagegen: "Am Ende des Tages leben wir alle davon, dass wir einen Arbeitsplatz haben und von Unternehmern, die Dinge innovativ nach vorne treiben. Sie gehen Risiken ein, setzen ihr Hab und Gut ein, da wäre ab und zu etwas mehr Anerkennung angebracht, denke ich." Man müsse "aufpassen, nichts kaputt zu schlagen, was danach nicht mehr aufgebaut werden kann".

Klingt wie eine Drohung, ist es aber nicht, sagt Mack. "Wir machen seit 50 Jahren alles im Einvernehmen mit dem Gemeinderat und der Bevölkerung. Wir haben ein gutes Verhältnis zu den Gemeinden und zum gemeinsamen Zweckverband von Rust und Ringsheim. Das will ich nicht aufkündigen." Der Park-Chef sieht sich durch und durch als Ruster und fühlt sich als solcher nach wie vor wohl: "Ich habe von der ersten Stunde an hier gelebt, bin in den hiesigen Gaststätten unterwegs, meine Kinder sind hier zur Schule gegangen. Mehr positive Signale kann man wohl nicht aussenden." Die Familie Mack wohnt im Park oder wenige Meter entfernt, also mitten in dem Trubel, der der Protest-Bewegung zu viel geworden ist.

Dass die Menschen in der Region nicht mitreden dürften, wenn es um die Entwicklung des Europa-Parks geht – die BI spricht gar von einem "Gefühl der Ohnmacht" – weist Mack im Gespräch mit der LZ energisch zurück: Schon in 70ern, vor der Eröffnung des Europa-Parks, habe es eine Bürgerversammlung gegeben. 40 Jahre später, beim Wasserpark, habe man die Bevölkerung wieder ins Boot geholt, habe man sich bei mehreren Veranstaltungen ihre "Sorgen und Anregungen" angehört und diese auch ernst genommen. "Das war alles freiwillig, wir hätten das nicht tun müssen", sagt Mack. Und: "Ich kenne kein Unternehmen in Deutschland, das so etwas vor einer Investition tut."

Die Ironie des Ganzen: Der Auslöser der BI-Gründung hat sich laut Mack mittlerweile schon wieder erledigt. Vor einem Jahr drang die Vision seines Sohnes Michael, seit Längerem selbst geschäftsführender Gesellschafter, an die Öffentlichkeit. Eine Seilbahn vom Europa-Park ins Elsass wollte er bauen. Was der Juniorchef als umweltfreundliches Verkehrsmittel und als Symbol der Freundschaft zwischen den beiden Ländern verstand, sahen andere als Gefahr für den Taubergießen und die Ile de Rhinau, zwei hochsensible Naturschutzgebiete, über die die Seilbahn hinwegführen würde. "Die wenige noch verbliebene Restnatur muss absolut tabu sein", hat sich "Jetzt langt’s" ins Stammbuch geschrieben. Man werde das Vorhaben "mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verhindern". Vor wenigen Tagen erst ließ man den Worten Taten folgen. Einen Besuch von Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer im Taubergießen nutzte ein knappes Dutzend BI-ler, um lautstark für das Naturschutzgebiet einzustehen.

Nach den Worten Macks vertane Müh’. Der Ruster Gemeinderat hatte die Seilbahn-Pläne wegen Protesten von Naturschützern schon wenige Tage nach ihrem Bekanntwerden für fünf Jahre auf Eis gelegt. Der Europa-Park hat sie nunmehr offensichtlich ganz abgehakt. Der Seniorchef: "Bei uns wird darüber aktuell überhaupt nicht mehr gesprochen." Mit der Eröffnung des Wasserparks und dem Wiederaufbau der Piraten-Bahn, die beim Großbrand vor knapp anderthalb Jahren zerstört wurde, habe man genug um die Ohren. "Wir haben das Thema Seilbahn ad acta gelegt."

Die Inhalte des Interviews

Die Kritik an der Entwicklung des Europa-Parks war nur eines der Themen des Gesprächs, das unsere Redaktion mit Roland Mack anlässlich seines 70. Geburtstags am morgigen Samstag geführt hat. Das ausführliche Interview lesen Sie im überregionalen Teil dieser Ausgabe. Weitere Inhalte: der Park-Start 1975, Macks Verhältnis zu seinem Vater Franz, die Erwartungen an den Wasserpark und die Zukunft des Familienunternehmens.