Der Europa-Park ist auf Expansionskurs – aber nicht in Rust, sondern links des Rheins: Bei Diebolsheim soll auf einer Fläche von 150 Hektar ein Feriendorf entstehen. Details gibt es laut Unternehmen noch nicht. Foto: Europa-Park

Unternehmen hat 150-Hektar-Fläche bei Diebolsheim im Auge. Noch kein konkretes Konzept.

Rust/Elsass - Der Europa-Park hat große Pläne im Elsass: Bei Diebolsheim will das Unternehmen auf einer Fläche von 150 Hektar Hotels und Wohnungen errichten. Ein konkretes Konzept gibt es noch nicht, dafür aber ein lautes "Bravo" von französischen Politikern.

Einen entsprechenden Bericht des elsässischen Internetportals rue89-strasbourg.com bestätigte der Europa-Park gegenüber unserer Zeitung: Es gebe Überlegungen für eine "langfristige, touristische, wirtschaftliche und kulturelle" Entwicklung in der Grenzregion. Details – etwa ein Zeit- und Kostenplan – würden aktuell allerdings noch nicht vorliegen. "Zum jetzigen Zeitpunkt befindet sich das Projekt in einer frühen Phase der Ideenentwicklung und ist daher weder inhaltlich noch von der Größe weiter konkretisiert", erklärte Park-Sprecherin Diana Reichle am Dienstag auf Nachfrage.

Als Standort für das Vorhaben mit dem Namen "Europa Vallé", also Europa-Tal, hat das Unternehmen eine Fläche zwischen den Gemeinden Sundhausen und Diebolsheim im Auge, die anderthalbmal so groß ist wie der Europa-Park. Geplant sind nach Recherchen französischer Medien ein Freizeitdorf, Hotel- und Wohneinheiten sowie ein "Naturpark" mit regionalen Produkten.

Landwirte üben bereits Kritik

Laut rue89strasbourg.com haben hochrangige Politiker des strukturschwachen Elsass in einem Brief an Firmenchef Michael Mack bereits Ende November ihre Bereitschaft signalisiert, das Projekt mit auf den Weg zu bringen. Demnach bezeichnete Jean-Marc Willer, Präsident des Gemeindeverbands Erstein, das Vorhaben als "eine außergewöhnliche Chance", das die Region "zu 100 Prozent unterstützt".

Umweltauflagen dürften keine unüberwindbare Hürde darstellen, da in der Region hauptsächlich Getreideanbau betrieben wird. Dafür zeigen sich die Bauern, auf deren Flächen die Ferienanlage einmal entstehen soll, wenig begeistert. Sie kritisieren, dass sie aus den Medien über die Pläne informiert worden seien und sehen sich in ihrer Existenz bedroht. Das "Europa Vallé" soll bereits Thema eines Treffens der Präfektur Bas-Rhin gewesen sein. Ein Landwirtschaftsvertreter, der laut Medienangaben daran teilgenommen hat, sieht große Veränderungen auf die Region zukommen: "Zusätzlich zu den 150 Hektar landwirtschaftlich genutzten Flächen wird es Umweltausgleiche, ein Straßen- und Fahrradnetz sowie weitere Infrastrukturmaßnahmen geben. Die Auswirkungen auf die landwirtschaftlichen Betriebe werden enorm sein."

Das Plangebiet liegt westlich von Rust, Luftlinie keine fünf Kilometer vom Europa-Park entfernt. In diesem Zusammenhang werden auch wieder die Seilbahn-Pläne des Unternehmens thematisiert. Schon bei deren Vorstellung Ende 2018 war als "Endstation" links des Rheins ein Feriendorf im Gespräch. Das neue Transportmittel stieß bekanntlich auf heftige Gegenwehr bei Naturschützern, die die sensiblen Gebiete Taubergießen und Ile de Rhinau bedroht sahen, weshalb das Projekt wieder auf Eis gelegt wurde. Die Planungen zum "Europa Vallé" indes wurden nach Recherchen der elsässischen Medien intensiv vorangetrieben.

Für weitere Schritte warte das Ruster Unternehmen nun die Kommunalwahlen in Frankreich ab, heißt es auf dem Internetportal. In zwei Wochen werden überall im Land neue Gemeinderäte gewählt, die wiederum die neuen Bürgermeister bestimmen. Der aktuelle Rathauschef von Rhinau, Jean-Paul Roth, steht den Hotelbau-Plänen jedenfalls positiv gegenüber, wie er gegenüber den Pressevertretern deutlich macht: "Es wird zweifellos etwas Außergewöhnliches sein." Im Elsass hofft man vor allem auf wirtschaftlichen Aufschwung und die Schaffung neuer Arbeitsplätze.

Bereits das dritte Projekt

Offensichtlich setzt der Europa-Park mittlerweile verstärkt auf das Elsass als Expansionsziel: Anfang des Jahres wurden Pläne der Inhaber-Familie Mack bekannt, das Schloss Ollwiller samt Weingut in der Nähe von Mulhouse zu kaufen. Als gesichert gilt auch, dass die Multimedia-Tochter des Europa-Parks, Mack-Media, eine Niederlassung in Plobsheim plant. 50 Arbeitsplätze sollen dort entstehen.