Der Taubergießen übt schon heute einen großen Reiz auf Besucher aus. Eine Seilbahn könnte dazu beitragen, die Idylle künftig nachhaltig zu stören, fürchten Naturschützer. Foto: Braun

Angst um Taubergießen. Verkehr "nur vorgeschoben"

Rust - Das Vorhaben des Europa-Parks, über das Naturschutzgebiet Taubergießen eine Seilbahn zu bauen, stößt bei BUND und Nabu auf heftige Gegenwehr. Sie zeigen sich ob der Pläne "höchst alarmiert".

Dass der Europa-Park meistens kriegt, was er will, hat die Vergangenheit bewiesen: Die Arbeiten für den gigantischen Wasserpark gehen auf die Zielgerade, einen eigenen Polizeiposten hat Rust bereits, jetzt soll eine Seilbahn her, die direkt vom Park ins Elsass führt. Dazwischen liegt nicht nur der Rhein, sondern sind auch zwei wertvolle Naturschutzgebiete angesiedelt, der Taubergießen auf deutscher und die Ile de Rhinau auf französischer Seite.

"Wir wissen um die Macht von Herrn Mack", sagt Axel Mayer, Geschäftsführer des BUND-Regionalverbands Südlicher Oberrhein. "Doch das, was jetzt geplant ist, ist aus unserer Sicht nicht zu verantworten." Im Regierungsbezirk Freiburg stünden nur 3,4 Prozent der Fläche unter Naturschutz. "Eine Seilbahn über eines der letzten großen Naturschutzgebiete am Oberrhein könnte die winzige Restnatur wieder ein Stück mehr gefährden", warnt Mayer.

Auch der Nabu, der bei der Fähre in Kappel eine Naturschutzstation betreibt, sieht die Pläne aus Rust mit Skepsis. Der Vorsitzende des Bezirksverbands Südbaden, Martin Neub, sagt: "Auch wenn noch keine Details zur Streckenführung bekannt sind, ein bewegter Körper in der Luft stellt sowohl für Vögel als auch für die Tiere am Boden einen Störfaktor dar."

Bislang, so BUND-Mann Mayer auf Nachfrage unserer Zeitung, habe es "eine einigermaßen friedliche Koexistenz" zwischen Taubergießen und Park gegeben. Diese werde nun infrage gestellt. Er sieht die Natur in der Region "immer heftigeren Angriffen" ausgesetzt. Er spricht von einem "krebsartigen Wuchern" des Europa-Parks und fürchtet eine "Verrummelung" des Naturschutzgebiets: "Unsere Hauptsorge liegt darin, dass die Menschen, die in der Gondel über den Taubergießen schweben, Lust bekommen, ihn auch vom Boden aus zu erkunden und wir so einen Ansturm auf das empfindliche Gebiet erleben."

Dass eine Seilbahn, wie von den Verantwortlichen vorgebracht, den Verkehr rund um den Europa-Park entlasten soll, glauben weder Mayer noch Neub. "Das wurde in der Vergangenheit oft versprochen, im Endeffekt kam immer nur eine neue Belastung oben drauf", sagt Mayer. Überzeugen ließe er sich nur, "wenn man die Fähre und die Straße komplett durch die Seilbahn ersetzen würde". Aus Sicht von Neub werden "nun wieder Umweltargumente vorgeschoben, in Wahrheit geht es aber um kommerzielle Interessen des Europa-Parks". Echte Abhilfe in Sachen Verkehrsbelastung, sagt Mayer, könnte eine Zusammenarbeit der Familie Mack und der Firma Herrenknecht bringen. Sein Vorschlag: "Ein Tunnel mit einem modernen Zug. Aber das ist sehr utopisch."

Info: Verbände tun sich zusammen

BUND und Nabu wurden von den Seilbahn-Plänen der Europa-Parks überrascht. Sie haben sich bereits ausgetauscht, wollen das gemeinsame Vorgehen koordinieren. Laut Axel Mayer hat der BUND auch schon Kontakt zu seiner Schwesterorganisation jenseits des Rheins, der Organisation "Alsace Nature", aufgenommen. Martin Neub hofft auch auf die EU: "Der Taubergießen ist ein europäisches Schutzgebiet mit scharfen Vorschriften für bauliche Anlagen."