Bei der neuen Attraktion "Madame Freudenreich Curiosités" stehen Dinos im Mittelpunkt. Die Elsässerin hält die Urzeitgiganten in ihrem verwilderten Garten. Und weil gerne strickt, müssen sie auch einen Schal tragen. Fotos: Kauffmann Foto: Lahrer Zeitung

Attraktion: Europa-Park eröffnet Dinowelt mit überarbeiteter Kulisse und Geschichte / Hommage ans Elsass

"Madame Freudenreich Curiosités" ist eröffnet: Freundliche Dinos sollen vor allem Familien mit kleinen Kindern ansprechen. Aus den zähnefletschenden Urzeit-Fleischfresser sind vegetarische Riesenechsen geworden, die Gugelhupf lieben.

Rust. Dutzende Parkbesucher drängen sich gespannt hinter dem Absperrband im französischen Themenbereich neben der Eurosat, bis die neue Attraktion eröffnet. Noch dürfen nur gewählte Gäste und Mitarbeiter die Bahn vorher betreten. Vor dem Fachwerkhaus mit Fensterläden sorgen derweil Schausteller mit Gänsen und ein überdimensionaler Dino für Hingucker – und geben dem guten Dutzend Journalisten pfiffige Fotomotive.

Nur wenig später folgt die Wiedereröffnung der 1994 erstmals eingerichteten Attraktion mit bewegenden Dinosauriern. Bereits im November 2017 war die Fahrt durch die Welt der Dinosaurier nicht mehr angeboten – 50 Handwerker waren zwischenzeitlich auf der mehr als 900 Quadratmeter großen Fläche zugange, um diese völlig neu zu gestalten. Und sie waren schnell: Gute drei Wochen früher als geplant, sind die Arbeiten beendet. "Es ist nicht nur eine neue Bahn entstanden, sondern auch eine ganz neue Geschichte", sagt Park-Chef Roland Mack zur Eröffnung.

Die Attraktion erzählt die Geschichte von Madame Freudenreich, einer Elsässerin mit einer Vorliebe für Dinosaurier. Und weil diese Giganten so groß sind, fahren die Besucher durch ihren Garten, den sie als Saurier-Gehege ausgebaut hat. Fünfeinhalb Minuten soll die Fahrt dauern. Wie Mack bei der Eröffnung berichtet, fasst die Attraktion eine Kapazität von 2000 Besuchern pro Stunde. Gedacht ist die Bahn vor allem für Familien. Deshalb haben die Dinos nun auch ein neues, sympathisches Gesicht bekommen und die Räume sind heller geworden. All das soll die Fahrt durch den Dino-Garten freundlicher machen, sodass kleinere Kinder keine Angst vor den einstmals eher martialisch wirkenden großen Fleischfressern aus der Urzeit bekommen. Die neuen Dinos lächeln die Besucher dagegen an und warten mit mancher Überraschung auf.

So tragen viele Urzeitgiganten Schals, weil Madame Freudenreich gerne häkelt. Und zudem hat sie ihre Tiere als Vegetarier erzogen: Eine Szene zeigt, wie die betagte, aber rüstige Elsässerin einem Saurier Gugelhupf reicht. Außerdem neu an der Bahn ist der Duft: Eine neu eingebaute Anlage versprüht den Geruch des Gebäcks, während im Hintergrund das Kinderlied "Hans im Schnokeloch" erklingt.

Vorbei geht es während der Fahrt am ehemaligem Weinkeller, der die Bruststätte für die Riesenechsen ist, danach geht es hinauf in den überwucherten Garten, wo die Tiere mit Wäscheleinen spielen, Bienen züchten oder das Gelände erkunden.

Ein sehr guter Elsässer ist schon ein "halber Deutscher"

Gut zwei Jahre habe es von der Idee bis zur Realisierung der neuen Attraktion gedauert. Der Hintergedanke dabei: "Madame Freudenreich ist eine Hommage an das Elsass", sagt Mack während der Eröffnung. Bereits im Anstellbereich sehen die Besucher die Hochkönigsburg von Orsch-willer und Bilder von Rusts Partnerstadt Sélestat oder vom Ersteiner Zuckerfest.

Eigens für die Eröffnung ist die elsässische Schauspielerin, Radiomoderation und ehemalige Lehrerin, Huguette Dreikaus nach Rust gekommen. Sie verkörpert im Wortsinne, was sich die Macher Madame Freundereichs ausgedacht haben. Die Pädagogin im Ruhestand ergreift das Mikro: "Ein Elsässier ist ein Elsässer. Ein guter Elsässer ist ein Franzose. Und ein sehr guter Elsässer ist ein halber Deutscher" – die anwesenden Parkbesucher lachen. Damit bringt sie humorvoll auf den Punkt, was die fiktive Madame Freudenreich sein soll: Die Mensch gewordene deutsch-französische Freundschaft im französischen Teil des Europa-Parks.

Nach dieser Eröffnungszeremonie der Ansturm auf die neue Attraktion. Am Ausgang steht Volker Klaiber, Chef aller Fahrgeschäfte im Park, und lauert. "Wie fanden Sie die Attraktion?", fragt er die ersten mitgefahrenen Gäste ununterbrochen. Manche gehen an ihm vorbei, andere geben ihrer Freude Ausdruck. Ab null Jahren dürfen die Besucher die Dinos und die Albernheiten von Madame Freudenreich besichtigen – und die erwachsenen Adrenalin-Junkies haben eine Gelegenheit erhalten, herunterzukommen von der turbulenten Achterbahnfahrt.

Madame Freudenreich kann gleichzeitig von maximal 192 Personen zeitgleich genutzt werden. 136 Meter fahren die Gondeln durch den verwilderten Hof von Madame Freudenreichs. Bei einer Geschwindigkeit von 0,4 Metern pro Sekunde bleibt genug Zeit, um Heim und Garten der sympathischen Elsässerin und die Albernheiten ihrer Dinos ausgiebig zu erkunden.