Rainer Baumann (links) wirft ein Maissäckchen in Richtung gegenüber stehendes Board. Foto: Kroll

Ruster sind zum dritten Mal in Folge Team-Meister im Cornhole / Alles begann mit Stefan Raab

Rust darf sich über einen deutschen Meister freuen. Der erst vor vier Jahren gegründete Verein Top-Corn Rust hat im November bereits zum dritten Mal in Folge den Teammeisterschaftstitel in der Trendsportart Cornhole in die Ortenau geholt.

Rust. Spätestens seit Stefan Raab in Folge 32 seiner Show "Schlag den Raab" im Jahr 2011 gegen den Publikumskandidaten im Cornhole angetreten ist, hat die Sportart in Deutschland deutlich an Bekanntheit zugelegt.

Dabei handelt es sich um ein Wurfspiel, bei dem zwei Parteien gegeneinander spielen. Jede hat vier mit Mais gefüllte Säckchen (Bags) und wirft diese abwechselnd auf ein Brett (Board) mit Loch. Ziel ist es, die Bags im Loch oder auf dem Board zu platzieren. Das Spiel kann im Einzel, Doppel (zwei gegen zwei) oder auch im Team (zwischen vier und sechs Akteure) gespielt werden.

Ein Erfolg jagt bei den Rustern den nächstem

Nach jeweils acht Würfen werden die Punkte gezählt und die Differenz gutgeschrieben. Dabei gibt es drei Punkte für ein Bag im Loch und einen für ein Bag auf dem Board. Keine Zähler gewähren Bags, die Bodenkontakt haben oder hatten. Das Spiel geht solange, bis eine Partei zwei Sätze gewonnen hat.

Auch der Ruster Rainer Baumann hatte die Schlag-den-Raab-Folge damals live im TV gesehen: "Ich war sofort Feuer und Flamme für Cornhole", erinnert sich der heute 36-Jährige. Also sprach er mit Freunden, die seine Begeisterung teilten, und zimmerte sich sein eigenes Brett. Nach ersten Mini-Turnieren wuchs die Freude der Gruppe am Wurfspiel und damit auch der Wunsch nach einem Verein. So wurde 2013 bei der Gründerversammlung mit neun Personen der Verein Top-Corn Rust ins Leben gerufen – mit Rainer Baumann als Vorsitzendem.

Ein Jahr später war Rust Austragungsort für die deutsche Meisterschaft, der Gastgeber erreichte den zweiten Platz. Das sollte aber noch lange nicht alles gewesen sein: In den folgenden drei Jahren ging die deutsche Meisterschaft im Teamwettbewerb immer an Rust. Frank Maurer holte in dieser Zeit zweimal den Titel im Einzel, zusätzlich gemeinsam mit Partner Claus Schmieder zweimal den Doppeltitel. Dazu gesellten sich einmal Gold von Stefanie Vogelbach in der Damenkonkurrenz sowie etliche Silber- und Bronzemedaillen.

Doch wie kam es zu all den Erfolgen? "Wir hatten Blut geleckt und regelmäßig einmal pro Woche trainiert", denkt Baumann zurück. Ein weiterer Vorteil gegenüber der Konkurrenz sei die Rheingießenhalle, die von der Gemeinde zur Verfügung gestellt werde. Man habe "früh angefangen und sich einen Vorsprung erarbeitet". Inzwischen gilt Top-Corn Rust mit mehr als 60 Mitgliedern als größter Cornhole-Verein Deutschlands.

Baumann weiß aber auch, dass die Konkurrenz nicht schläft: "Die anderen Vereine holen auf, manche trainieren inzwischen sogar zweimal wöchentlich." Ein Selbstläufer wird die deutsche Meisterschaft im kommenden Jahr, die übrigens in Rust stattfinden soll, also definitiv nicht.

Insgesamt nehmen zehn Teams regelmäßig an den fünf vom Dachverband organisierten Turnieren teil. Regional am nächsten gelegen ist der Verein aus Tuttlingen-Nendingen, die weiteste Fahrt nehmen die Ortenauer bei der Reise nach Pinneberg bei Hamburg auf sich.

In den USA erfreut sich Cornhole schon seit Jahren immer größerer Beliebtheit. Die Ursprünge sollen auf ein Spiel von Indianern bei Illinois zurückgehen. Aber auch hierzulande wächst die Fangemeinde stetig. "Cornhole ist für jeden geeignet, Alter oder körperliche Fitness spielen eigentlich keine Rolle. Man kann es fast überall spielen und braucht praktisch keine Ausrüstung dafür", versucht Baumann, den Trend zu erklären.

Gemeinsame Aktionen schweißen zusammen

Neulinge werden bei Top-Corn Rust schnell aufgenommen. Gemeinsame Aktionen wie Grillfeste, Ferienspielaktionen oder Gastvorführungen schweißen zusammen. Das Training findet immer dienstags von 19.30 bis 21.30 Uhr in der Rheingießenhalle statt. "Wer reinschnuppern möchte, ist willkommen", verspricht Baumann.

Gefragt seien beim Cornhole besonders Fähigkeiten wie Konzentrationsvermögen, Wurfgeschick und Kondition. Aber auch mathematische Grundkenntnisse seien von Vorteil, erklärt Baumann schmunzelnd: "Es haben schon Spieler zu früh gejubelt, weil sie sich beim Rechnen verzählt haben." Denn einen Schiedsrichter, der die Punkte zählt, gibt es bei den Turnieren nicht.

INFO

Das braucht man zum Spielen

Wer das Wurfspiel lieber erst einmal alleine oder mit Freunden ausprobieren möchte, kann sich sein Spielfeld und das Spielgerät selbst basteln.

> Das Board: Das "Spielfeld" aus Holz ist 60 Zentimeter breit und 90 lang. An der vorderen Kante hat es einen Abstand von 9,5, an der hinteren von 25 Zentimetern. Das Zentrum des Lochs ist 27,5 Zentimeter vom oberen Ende und 30 von der Seite entfernt, sein Durchmesser beträgt 15 Zentimeter.

> Die Bags: Die Wurfsäckchen haben Maße von 15 mal 15 Zentimetern und wiegen 400 Gramm. Gefüllt werden sie – ganz der Tradition entsprechend – mit handelsüblichen Maiskörnern.

> Das Spielfeld: Gespielt werden kann fast überall. Beispiele sind Gärten, Parkplätze oder die örtliche Sporthalle. Der Abstand zwischen Wurfposition und Brett liegt im Idealfall bei acht Metern von Vorderseite zu Vorderseite der gegenüberstehenden Bretter.

> Weitere Infos:  Erreichbar ist Top-Corn Rust per E-Mail an info@topcorn.de und über Facebook. Nähere zum Sport findet sich auf www.decov.de oder www.cornhole.de.