Die schönen Ornamente am Fachwerkgebäude des historischen Balazareschlösschens in der Ruster Ritterstraße entsprechen der Schmuckfreude der Renaissance. Foto: Mutz, Montage: Meurer

Gemeinderat: Balzareschlösschen ist ein ortsprägendes Kulturdenkmal in Rust / Im Jahr 1598 gebaut

Rust - Mit einem Bauantrag eines Hausbesitzers in der Ritterstraße 33 rückte ein besonderes Gebäude wieder in den Fokus der Ruster Geschichte: das Balzareschlösschen, ein Kulturdenkmal aus der Zeit der über 500 Jahre dauernden Böcklinschen Herrschaft.

Eigentümer rettet ein Ruster Denkmal 

Dem heutigen Eigentümer Willi Kunz ist es zu verdanken, dass das für Rust geschichtsträchtige Denkmal weiter das Ortsbild mitprägt und gleichzeitig einen Gegensatz zur modernen Architektur bildet. Mit dem Jahr 1442 begann in der Geschichte des Dorfes Rust ein neues Kapitel, denn am 22. Januar 1442 belehnte Bischof Ruprecht von Straßburg den Edelknecht Bernhart Böckel mit dem Dorf Rust. Es sollte für ihn und seine Nachfahren, aber auch für Rust, ein Schritt von weittragender Bedeutung sein.

Schlösschen wurde nur 23 Jahre nach der Balthasarburg errichtet

Von 1442 bis 1806, also 364 Jahre lang, waren die aus Straßburg stammenden Herren Böcklin von Böcklinsau die Landesherren von Rust und außerdem 514 Jahre lang bis 1956 die Gutsherren. Insgesamt 18 Stammherren der Böcklins waren die Herren von Rust. Zuletzt war es Freiherr Ruprecht, er verstarb am 16. Dezember 1955 in Herbolzheim.

Der Einfluss der Stammherren auf die öffentlichen Angelegenheiten der Gemeinde, auf die wirtschaftliche Entwicklung und die sozialen Zustände im Dorf waren bis in die jüngste Vergangenheit spürbar. Ein noch heute sichtbares und unvergängliches Zeichen ist das Schloss in Rust, die sogenannte Balthasarburg. Nach der Zerstörung in den Kriegswirren wurde das Schloss von Balthasar Böcklin von Böcklinsau im Jahre 1575 wieder erbaut.

Außer dem großen Schloss ist das Balzareschlösschen in der Ritterstraße, damals ein Herrenhaus, geschichtlich und bauhistorisch ebenfalls von Bedeutung. Das Gebäude tritt gegenüber der bauhistorischen Bedeutung des Schlosses, der Balthasarburg, in den Hintergrund. Außerhalb Rust ist das Schlösschen in der Ritterstraße wohl wenig bekannt, jedoch in Bezug auf die Burg betrachtet, gewinnt dieses Schlösschen an Bedeutung. Denn nur 23 Jahre nach dem Bau der Balthasarburg wurde im Jahre 1598 das kleinere Schlösschen errichtet. Die in Stein gemeißelte Jahreszahl und das Wappen der Böcklinschen Herren liefern den Beleg für diese Annahme. Die einstigen Bewohner gaben wohl auch der Ritterstraße ihren Namen. Aber beide Baudenkmäler sind Schöpfungen der in der Entfaltung begriffenen Renaissance.

Gebäude punktet mit reichen und schönen Ornamenten

Während die Burg (sie steht inmitten des Europa-Parks) die ausgesprochene Steinarchitektur repräsentiert, ist das Schlösschen in der Ritterstraße eine Verbindung von Stein und Holz, bei der man durch eine besonders schöne und reiche Ornamentik mit Zierrat wie Rosetten, Sternen und Friese die bescheidene Bauweise ausgleichen und hervorheben wollte. Es entspricht ganz der Schmuckfreude der Renaissance. So ist das abseits der Straße im Garten liegende Balzareschlösschen ein historisches Baukunstwerk, wie man es in ähnlicher Schönheit noch selten antrifft. Das Gebäude war ein Vorbote des damals noch in weiter Ferne liegenden Barockzeitalters.

Weitere Informationen: Buch: "Aus der Geschichte des Dorfes Rust" von Albert Köbele, 1969, Selbstverlag.

Der Bauantrag 

Der Bauantrag zum historischen Balzarschlösschen hatte einen rein formellen Charakter: Es ging dabei lediglich um die planerische Anpassung der bestehenden Verhältnisse. Zudem genehmigte der Ruster Rat noch zwei weitere Bauanträge: Im Strangenweg plant ein Bauherr den Um- und Erweiterungsbau und Nutzungsänderungen zweier Wohnungen mit Garage in ein Wohnhaus mit zwei dauerbewohnten Wohnungen und fünf Ferienwohnungen. Außerdem stimmte der Rat dem Bau eines Mehrfamilienhauses am "Inneren Ring“ zu.