Die Rathäuser von Albigny (oben) und Marlenheim warten wegen der Corona-Krise auf ihre neuen Chefs. Im Juni soll es einen zweiten Wahlgang geben.Fotos: Gemeinde Rust/Gemeinde Rust Foto: Lahrer Zeitung

Pandemie: Vertreter aus Marlenheim und Albigny berichten über Situation in Frankreich

Rust/Ringsheim (mut). Rust und Ringsheim pflegen seit vielen Jahren Partnerschaften mit Gemeinden in Frankreich. Wie ist die Situation dort? Die LZ hat nachgefragt.

1984 begann offiziell die Freundschaft zwischen Rust und dem elsässischen Marlenheim. Die rund 4250 Einwohner zählende Gemeinde liegt 20 Kilometer westlich von Straßburg. Das Städtchen ist umgeben von Hügeln der Vorbergzone der Vogesen und ist berühmt für seine hervorragenden Weine, wie den "Grand Cru du Steinklotz". Seit 1992 verbindet Ringsheim eine Gemeindepartnerschaft mit Albigny-sur-Saône, rund 450 Kilometer von Ringsheim und 15 Kilometer von der Großstadt Lyon entfernt. Rund 3000 Einwohner hat die Gemeinde, die im Tal der Saône eingebettet ist.

Bürgermeister müssen im Amt bleiben

Wie in ganz Frankreich fanden in den Gemeinden am 15. März Kommunalwahlen statt. Sowohl Marcel Luttmann aus Marlenheim als auch Jean Paul Colin aus Albigny kandidierten nicht mehr um das Bürgermeisteramt. Beide bleiben jedoch auf ihrem Posten, weil ihre jeweiligen Nachfolger wegen fehlender Mehrheiten erst bei einer zweiten Wahl bestimmt werden. Die findet wegen Corona nun voraussichtlich erst im Juni statt.

"Bei uns ist es nicht besser, als bei euch", sagt Bürgermeister Luttmann im Telefongespräch. In der Hauptsache sei das Oberelsass von der Pandemie betroffen. Die Leute akzeptierten die Einschränkungen und blieben daheim, gingen nur zum Einkaufen aus dem Haus. Maximal einen Kilometer vom Haus entfernt dürfe man spazieren gehen. "Meine Frau traut sich nicht raus", sagt Luttmann.

"Was das Coronavirus betrifft, so lebt Albigny, wie ganz Frankreich mit der Geschwindigkeit der Infektionen", erklärt Antoine Corredera, neuer Vorsitzender des dortigen Partnerschaftskomitees. Seine Frau Marie-Christine ist Bürgermeisterstellvertreterin und zuständig für soziale Angelegenheiten und ältere Menschen. "Sie ist sehr aktiv, befragt täglich rund 40 bedürftige Personen und organisiert die Verteilung von Lebensmitteln mit weiteren Freiwilligen aus der Gemeinde", so Corredera. Man warte geduldig auf das Ende der Krise, das Anfang Mai erwartet wird. "Wir, das Team vom Partnerschaftskomitee, tauschen uns mit den Ringsheimern ständig aus." Derzeit lebe man in einer Zeit der Enge, Schulen, Geschäfte, Cafés und Restaurants sind geschlossen. "Die Straßen sind leer, nur Vögel und Katzen dürfen sich frei bewegen."