Mit Hand- und Stabpuppen führte das Ehepaar Sperlich in Rust auch die Märchengeschichte "Der kleine Muck" auf. Foto: Lahrer Zeitung

Puppenparade: Hohenloher Figurentheater zu Gast in der Rheingießenhalle in Rust

Rust. "Wann geht es endlich los?", rief ein Kind Minuten vor der Aufführung des Puppenspiels "Der kleine Muck" am Freitagnachmittag in der Ruster Rheingießenhalle. Rund 40 Kinder rutschten aufgeregt auf ihren Bänken hin und her, bis das Ehepaar Johanna und Harald Sperlich als Team des Hohenloher Puppentheaters eine knappe Stunde lang ihre Geschichte inszenierte. Das Duo ist Teil des Ortenauer Figurentheaters, das in Rust gleich zwei Aufführungen hatte. Im Mittelpunkt des Kinderprogrammes stand der kleine Muck, der sich im Orient als Diener der Katze von Frau Ahavzi verdingt.

Doch sein Glück währt nicht lange, er wird verjagt und um seinen verdienten Lohn geprellt. Doch dem miesen Lohn aus alten Pantoffeln und einem Stock wohnte ein Zauber inne, der der Handlung eine Wende geben sollte. Und es war schon früher bei Kasperle, Krokodil und Polizist so, dass das Gute siegte, und so triumphierte am Ende auch der kleine Muck zur Freude der Kinder. Die beiden Schauspieler verstanden es, durch ihre gekonnte Sprachtechnik und mit akustischen Mitteln die Kinder nicht nur bei Laune zu halten, sondern sie für sich zu gewinnen und in die Handlung mitzunehmen.

Ein ziemlicher Kraftakt für die beiden Akteure, denn sie standen eine Stunde lang mit hoch gestreckten Händen in ihrem Mini-Theater, um ihre Hand- und Stabpuppen nicht nur zu bewegen, sondern dadurch der Dramaturgie auch einen Sinn zu geben. Nebenbei bedienten sie die Licht- und Tontechnik und wechselten die Kulissen. Die Texte für die unterschiedlichen Figuren wurden ohne Textvorlage gesprochen. Seit 43 Jahren sind die beiden Darsteller verheiratet und so lange sind sie auch mit ihrem Figurentheater in Deutschland und im deutschsprachigen Ausland unterwegs.

Beide Künstler bewiesen auch bei der Abendveranstaltung für Erwachsene, dass es möglich ist, mit der Kunstform des Puppenspiels, welches eine der Urformen der Bühnenkunst repräsentiert, ausgesprochen kreatives, lebendiges Theater zu machen. Mit ihren flinken Händen und einer Vielzahl unterschiedlicher Stimmen, erweckten Johanna und Harald Sperling ihre Figuren zum Leben und schafften eine kunstvolle Aufführung mit viel Intensität.

Puppenspieler aus Tradition und mit Herz

Dazu greifen sie auch zu kleinen Tricks, Johanna hat zum Beispiel Schuherhöhungen, um die Höhendifferenz ihres Mannes auszugleichen. Trinken während der Aufführung geht gar nicht: "Keine Zeit", sagte Harald Sperling, obwohl sie sich eine Stunde lang ununterbrochen den Mund fusselig reden würden. Besonders beeindruckend war bei der Abendveranstaltung mit der fulminanten Verwechslungskomödie "Der Diener zweier Herren", von Carlo Goldoni, das Gesamtbild der Künstler, wie sie ihren Marionetten durch ihr offenes Agieren mit Sprache, Mimik, Gestik und Technik eine besondere Aura verliehen. Das turbulente Verwirrspiel wurde 1746 in Mailand uraufgeführt. In der Geschichte wird Florinto Aretusi beschuldigt den Bruder seiner Geliebten Beatrice getötet zu haben. Unter dem Namen ihres toten Bruders reist Beatrice als Mann verkleidet ihrem Liebsten hinterher. Die Verwechslungs-Komödie nimmt damit ihren Lauf. Die Figuren sind von Till de Kock aus Lindenholz geschnitzt, die Kleider fertigt die Künstlerin zum Teil selbst, teilte sie nach den Aufführungen mit.

Eine künstlerische Ausbildung haben sie nicht genossen, denn beide, Johanna und Harald Sperlich, stammen aus Puppenspielerfamilien, es sei ihnen sozusagen in die Wiege gelegt worden. Und sie werden nicht müde mit der alten Kunst des Puppenspiels sowohl Kinder als auch Erwachsene mit unterschiedlicher Literatur zu begeistern. "Wenn das Herz mitspielt, dann wird es gut und es gelingt", sagte Harald Sperlich.