Die Familie Mack auf Jungfernfahrt mit Prominenz aus Gesellschaft und Politik: "Die Piraten in Batavia" sind seit Dienstag zurück im Europa-Park. Foto: Europa-Park

Europa-Park: Wiedereröffnung nach Großbrand vor zwei Jahren / Viel Neues mit Erinnerungen ans Original

Rust - 26 Monate nach dem verheerenden Feuer im Europa-Park sind die "Piraten in Batavia" zurück.

Abenteuerreise nach Batavia

80 Millionen Euro soll der Wiederaufbau gekostet haben. Fazit: eine topmoderne Themenfahrt, die Erinnerungen an das abgebrannte Original weckt. Die Wunde, die der Großbrand im Mai 2018 im Europa-Park geschlagen hat, ist äußerlich nun endgültig verblasst. Im Holländischen Themenbereich dürfen sich Besucher wieder auf Abenteuerreise nach Batavia begeben.

Im Innern der Verantwortlichen wirken die Erinnerungen an die "Katastrophe" jedoch nach. Daraus machte Seniorchef Roland Mack bei der gewohnt großen Medienrunde am Dienstagvormittag im parkeigenen 4 D-Kino keinen Hehl. "Es war ein grauenvoller Tag", sagte der Seniorchef in ungewohnt schwermütigem Ton. Und gleich wieder kämpferisch: "Für mich war von Anfang an klar, dass es einen Wiederaufbau gibt."

Ansage an Designer: Die beliebten Freibeuter, von Park-Architekt Ulrich Damrau entworfen und im Jahr 1987 erbaut, hätten bei ihm eine "wahnsinnige Emotionalität" geweckt, so Roland Mack. Das bekam auch das Personal zu spüren: "Ich hatte anfangs ein paar Probleme mit den Designern." Wer den Chef kennt, weiß, dass aus dem Dissens schnell ein Konsens wurde – mit mack’schem Stempel: "Mein Vater hat immer gesagt, eine Bahn ist dann gut, wenn man sie gleich wieder fahren will. Das haben wir beim ersten Mal geschafft und das ist uns, denke ich, jetzt auch wieder gelungen."

Macher sind "sau-k.o.": Dass der Weg dahin kein einfacher war, daraus machte Roland Macks Sohn Michael keinen Hehl: "Wir sind alle sau-k.o., die letzten sechs Wochen hatten wir so gut wie keine Freizeit." Erst am Montag gab es grünes Licht vom Tüv, danach wurde weitergearbeitet bis spät in die Nacht, damit die Jungfernfahrt der Piraten nicht mit einer Havarie endet.

Einzelne Figuren kosten so viel wie kleines Einfamilienhaus

Das bekannte Familien-Credo: Weniger als perfekt ist schlecht. Der kurze Nachsatz des Juniorchefs offenbarte dann aber doch menschliche Züge: "Wir sind ehrlich gesagt froh, wenn jetzt alles rum ist."

Figuren teuer wie ein Einfamilienhaus: Um den selbst auferlegten Ansprüchen zu genügen, haben die Macks viel Geld in die Hand genommen. Offiziell wurde ein "hoher zweistelliger Millionenbetrag" in den Wiederaufbau der Piraten investiert. Es sollen 80 Millionen Euro gewesen sein, wie am Dienstag zu hören war. Eine Riesensumme, die zu einem großen Teil in die Figuren floss. Etwa 100 sogenannter Animatronics stehen in der Bahn. Die aufwendigste hat laut Roland Mack 36 Bewegungen im Repertoire und "so viel gekostet wie ein kleines Einfamilienhaus". Die Leute, so Mack, sollen nicht vorbeifahren und sagen: "Kenne ich, habe ich schon im Schaufenster von Karstadt gesehen."

Überall steht van Robbemond: Die Fahrt mit dem Piratenboot beginnt wie bekannt – mit einer kurzen Abfahrt in eine abgedunkelte Halle. Dort wird jedoch schnell der größte Unterschied zum Original klar: Aus einer riesigen Batavia-Welt sind dank Trennwänden mehrere kleine Szenerien geworden. Überall findet sich die zur Themenfahrt kreierte Geschichte um den Helden Bartholomeus van Robbemond und seinen Gegenspieler Cortez wieder.

Storytelling nennt sich das auf Neudeutsch. Der omnipräsente van Robbemond ist es nun auch, der das Äffchen um den Kerkerschlüssel bittet. Damit ist die wohl bekannteste Batavia-Szene wiederbelebt worden, was vor allem Nostalgiker freuen dürfte. Neben der Themenfahrt selbst ist auch das Restaurant zurückgekehrt. Beim Genuss asiatischer Spezialitäten lassen sich im "Bamboo Bai" die vorbeigleitenden Boote beobachten.

"Betroffener" Wolf: Wie so oft in der Vergangenheit, wenn im Park Großes passiert, war auch dieses Mal Tourismusminister Guido  Wolf (CDU) mit dabei. Im Gepäck: eine flammende Rede auf die Ruster Spaßfabrik. "Corona hat gezeigt, dass der Europa-Park mehr ist als eine Freizeiteinrichtung, er ist die Pforte in eine ganze Region", so Wolf. Deshalb mache es ihn "betroffen, wenn ich höre, dass manchen die Entwicklung hier zu weit geht".

"Mackier", Käsespaß unf großes Klangvolumen

Rund um die Eröffnung der "Piraten in Batavia" gab es das ein oder andere Schmankerl zu hören und zu sehen.

Roland Mack ist Teil der Bahn: Eine Figur der Piraten-Fahrt, ein Magier, ist dem Europa-Park-Chef nachempfunden. Offenbar eine Überraschung der Familie. Tourismusminister Guido Wolf: "Ein Mackier." Paola Felix macht Käse: Stargast Paola Felix wurde – Holland lässt grüßen – für den guten Zweck in Käse aufgewogen. Am Ende brauchte es 16 Edamer-Räder, um die einstige Verstehen-Sie-Spaß-Moderatorin schweben zu lassen. So viele Jugendgruppen lädt der Park nun zu sich ein.

Ein ganzes Orchester: Um den originalen Piraten-Soundtrack aus den 80ern neu aufleben zu lassen, hat man rund 60 Musiker engagiert, berichtete Park-Geschäftsführer Thomas Mack. Dazu kamen exotische Klänge, die – ganz authentisch – in Asien eingespielt wurden.