Narren so weit das Auge blickt: Stolze 3000 Teilnehmer zählte der Jubiläumsumzug der Ruster Hanfrözi, unter ihnen waren auch die Mitglieder der Sendewellle Altdorf, wie auf dem Foto gut zu erkennen ist. Foto: Decoux-Kone

Fasent: Ruster Narren freuen sich über ihr 66-jähriges Bestehen / 3000 Teilnehmer beim Jubiläumsumzug

Rust - Der Jubiläumsumzug der Ruster "Hanfrözi" geriet zu einem bunten Spektakel. Rund 3000 aktive Narren zogen durch den alten Ortskern – und ließen sich auch von den Sturmwarnungen nicht schrecken.

Die Wettervorhersage mit Sturmwarnungen für Sonntag hatten vorab für bedenkliche Gesichter im Organisations-Team der Hanfrözi gesorgt, letztendlich beeinflussten sie den Jubiläumsumzug zum 66-jährigen Bestehen jedoch nicht. Rund 3000 aktive Narren zogen am Sonntag beim Umzug auf Einladung der Hanfrözi durch den alten Ortskern, beginnend und endend an der Kirchstraße.

Freitags zuvor war das 66- jährige Bestehen der Hanfrözi bereits in der Halle fulminant gefeiert worden (wir berichteten). Nun fand das Fest durch Ruster Dorfstraßen seine gebührende Fortsetzung, zentral am Alten Rathaus von Zunftmeister Markus Schoch und Chronist Peter Schmieder im Duo launig per Lautsprecher kommentiert. Dort stand auch Rusts Bürgermeister Kai-Achim Klare gerne dabei. Er beobachtete freudig mit, wie die Narren der 43 Zünften und Gruppen durch die Ruster Straßen zogen. An der Spitze des Umzugs spielte die Ruster Musikkapelle mit intonierter Gemeinde-Hymne: "Oh, welche Lust – so leben wir in Rust." Ansonsten hielten sich die Hanfrözi im Umzug erst mal zurück, denn sie ließen ihren Gästen komplett den Vortritt.

Auch die Patenzunft aus Rheinfelden war gekommen

Unter diesen befanden sich etwa die den Südbezirks-Narren aus Ringsheim, Grafenhausen, Ettenheim, Wallburg, Ettenheimmünster und -weiler. Aber auch von weiteren Mitgliedern des streng traditionsbehafteten Verbands der Oberrheinischer Narrenzünfte (VON) mit Schwerpunkt auf Baden und streng historischer Häs-Regularien waren Zünfte gekommen.

Die am weitesten angereiste Narrenzunft aus Rheinfelden traf mit gleich 350 Aktiven ein, samt 17 Untergruppen. Das hat seinen Grund: Die südlichen Rheinfeldener hatten schon bei der Gründung als Paten fungiert, um es den Ruster Hanfrözi zu ermöglichen, sogleich in die ehrwürdigen VON eintreten zu dürfen. Doch nicht nur die Oberrheinhein-Südländer punkteten in Rust erneut. Über Ringsheim, Wallburg, Altdorf, Ettenheim, Münchweier, Kappel samt Ettenheimmünster und Wallburg hinaus begeisterten auch weniger weit entferntere Zünfte etwa aus Reichenbach, Schuttern, Merdingen, Griesheim, Zunsweier, Ohlbach, Bleichheim, Kürzell mit prächtigem, buntem Narren-Brauchtum. Natürlich waren unter den Umzugsteilnehmern auch zahlreiche schräge Guggemusiken zu finden, ob Nordweilerer Bachdatscher, Wagestadter Pflüme oder Ringsheimer Ohrequäler.

Info: Jede Menge Hexen

Auffällig beim Jubiläumsumzug: Es gibt in Rust nach wie vor eine eklatante Hexen-Inflation. Heutzutage muss sie jedoch niemand mehr fürchten. Trotz ihrer archaisch- furchterregenden Masken verteilen sie nur noch Bonbons an – gelegentlich skeptisch dreinblickende – kleine Kinder. Auch die Zeiten, in denen Frauen und Männer als Hexen auf dem Scheiterhaufen brannten, sind vorbei. An diese alte Zeit erinnern die Narren mit ihren Kostümen nur noch insofern wie auch an andere lokale Legenden: ob Bergwerks-Erzklopfer, Taubergießen-Dämonen oder Ettenheimweilerer Wölfe.