Kaplan Georg Henn darf nun theoretisch eine Stelle als leitender Pfarrer annehmen. Foto: Bea

Zuerst hat er Pädagogik studiert, dann ist er "dem Ruf Gottes gefolgt". Kaplan Georg Henn hat sein Priesterexamen erfolgreich bestanden – wie es nun weitergeht, ist allerdings noch recht offen, erzählt der Geistliche.

Wolfach. Kaplan Georg Henn darf sich nun offiziell Pfarrer nennen. Er hat sein Pfarrexamen nach mehr als einem Jahr Vorbereitungs- und Prüfungszeit erfolgreich bestanden – mit der Note 1,7. Nun darf er theoretisch eine eigene Seelsorgeeinheit leiten. Bis Sommer kommenden Jahres will er aber zunächst in Wolfach bleiben, sagt Henn, der im Gespräch mit unserer Redaktion von seiner kirchlichen Laufbahn berichtet.

"Priester zu werden, war zumindest am Anfang gar nicht mein Wunsch. Ich wollte eigentlich Lehrer werden und habe deshalb angefangen, in Freiburg Spanisch und Theologie zu studieren", erzählt Henn, der aktuell Pfarrer Hannes Rümmele in der Seelsorgeeinheit An Wolf und Kinzig unterstützt. Doch im Laufe der Zeit habe er gemerkt, dass er zum Priester berufen ist – und diesen Weg eingeschlagen. "Ich hatte auch während des Studiums Kontakt zum Priesterseminar und habe dank mehrerer Erlebnisse gespürt, dass ich Gottes Ruf folgen soll und dies sein Plan für mich ist", so der 34-Jährige.

Seine Entscheidung hat er nie wirklich bereut

Dass er für diesen Weg wegen des Zölibats auch auf Frau und Kinder verzichten muss, habe ihn anfangs sehr beschäftigt. Schlussendlich habe er diese Entbehrung aber in Kauf genommen und sieht die daraus resultierende Unabhängigkeit als einen Vorteil an.

Die Entscheidung des Lebensweges als gläubiger Christ habe er trotz einiger Phasen, in denen er hadere, "nie grundsätzlich bereut."

Im Jahr 2015 hatte der gebürtige Heidelberger sein Studium in Freiburg abgeschlossen und danach ein Vierteljahr in einer Ordensgemeinschaft verbracht. Nach einem Praktikum in einer Pfarrei war er 2017 als Diakon in Karlsruhe tätig, ein Jahr später folgte die Priesterweihe in Freiburg. Von Herbst 2018 bis September 2020 war Henn dann in der Seelsorgeeinheit Schutterwald/Hohberg/Neuried tätig, danach trat er seinen Dienst als Kaplan in der Seelsorgeeinheit An Wolf und Kinzig an.

Seit seiner Priesterweihe habe er bereits alle wichtigen Aufgaben in den Kirchengemeinden übernehmen dürfen: "Dazu gehören Krankensalbungen, Beichten, Trauungen und auch die Feier der Messe. Ebenso darf ich auch die Sakramente weihen und in Ausnahmefällen Firmungen übernehmen", erzählt der Geistliche.

Für ihn habe sich durch das bestandene Pfarrexamen faktisch noch nicht viel geändert. Er dürfe aber, falls in einer Seelsorgeeinheit im Gebiet der Erzdiözese Freiburg plötzlich ein Pfarrer ausfällt, für diesen einspringen. Statt der Bezeichnungen Kaplan oder Vikar, die dasselbe bedeuten, dürfe er sich nun auch Pfarrer nennen. "Zunächst bleibe ich für alle aber erstmal weiter Kaplan Henn", sagt er.

Sein Werdegang sei vergleichbar mit dem eines Referendaren, der nach dem Studium eine Berufseinführungszeit absolvieren müsste. Henn habe damit im vergangenen Jahr begonnen und musste vor seinem Abschluss Prüfungen und eine rund 20-seitige Hausarbeit schreiben. Weiterhin musste er eine Predigt im Gottesdienst halten und die Vorbereitung dafür erklären. Im März folgte dann die Zeugnisvergabe – "leider nur online", berichtet Henn.

Immer weniger wollen Pfarrer werden

Eigentlich sei die Prüfung erst im kommenden Jahr fällig gewesen, weil es aber immer weniger Pfarrer gibt, wurden zwei Jahrgänge zusammengelegt und Henn absolvierte das Pfarrexamen mit zwölf anderen Vikaren. "Der Glaube ist für mich etwas ganz Wichtiges und ich glaube auch daran, dass es Gott wirklich gibt und er auch heute noch in unserem Leben wirkt und uns Sinn und Richtung weist." So lässt er auch auf sich zukommen, wie es im kommenden Jahr weitergeht und hofft darauf, dass Gott ihm den richtigen Weg weisen wird.

Begriffe

Die Begriffe Kaplan und Vikar bedeuten in der katholischen Kirche das gleiche und stellen die Vorbereitungszeit vor dem Amt als leitender Pfarrer dar. Mit der Priesterweihe bekommen die Geistlichen bereits die Berechtigung, zum Beispiel die heiligen Sakramente zu weihen und Messen abzuhalten. Mit dem Pfarrexamen dürfen die Pfarrer dann als leitende Pfarrer arbeiten, also selbst eine Seelsorgeeinheit übernehmen.