Ganz viele E-Autos: Acht Haushalte in der Ringsheimer Kaiserbergstraße testen derzeit aus, welche Auswirkungen die zunehmende Elektro-Mobilität auf das örtliche Stromnetz haben wird. Foto: Netze-BW / Gemeinde

Projekt: Ringsheimer Haushalte machen für En-BW einen Praxistest

Ringsheim - Vor welchen Herausforderungen stehen die Stromnetze durch die Elektromobilität? Wie sehen Erfahrungen im Alltag aus, und welche Lösungsansätze gibt es für die Netze der Zukunft? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Netz-Labors Intelligentes Heimladen der Netze-BW. Ziel des Projekts ist das Erproben und Weiterentwickeln einer netzdienlichen Steuerung von Ladeeinrichtungen, um Netzengpässe zu vermeiden.

Nun wird die Kaiserbergstraße in Ringsheim Teil dieses Netz-Labors: In den kommenden sechs Monaten unterziehen die acht teilnehmenden Haushalte – alle an einem gemeinsamen Stromkreis – das örtliche Stromnetz einem Härtetest.

Dafür stellt die En-BW-Tochter Netze-BW für die Dauer des Projekts jedem interessierten Haushalt ein E-Fahrzeug und die zugehörige Ladebox kostenlos zur Verfügung. Im Projekt sollen die Auswirkungen der Elektromobilität getestet und verschiedene Strategien erprobt werden, um möglichen Engpässen im Stromnetz entgegenzuwirken. Dabei kommen für das netzdienliche Lademanagement intelligente Messsysteme und Steuerboxen zum Einsatz.

"Wir wollen uns nicht allein auf Berechnungen und Prognosen verlassen, sondern im realen Umfeld wichtige Erkenntnisse für die intelligente Integration von Elektromobilität in unser Stromnetz sammeln", so Projektleiter Sven Zahorka.

Mit der Kaiserbergstraße sei gezielt ein typisches Wohngebiet mit Eigenheimen ausgesucht worden. Dahinter stehe die Annahme, dass die Elektromobilität in solchen Gebieten am schnellsten Fuß fassen wird und somit dort auch zuerst Herausforderungen für das Stromnetz entstehen. Die Teilnehmer sind bunt gemischt: von der Familie mit kleinen Kindern bis zum Rentner.

Auch ein Tesla Model 3 ist im Einsatz

Um das Projekt möglichst realitätsnah zu gestalten, sind drei verschiedene Fahrzeugtypen mit unterschiedlichen Reichweiten und Ladeleistungen im Einsatz. Dafür wurden die Modelle BMW i3, VW e-Golf und Tesla Model 3 den einzelnen Haushalten zugelost.

"Ich freue mich, dass wir eine von fünf Pilotgemeinden in Baden-Württemberg sind und dass die Bürger der Kaiserbergstraße dabei mitmachen", erklärt Ringsheims Bürgermeister Pascal Weber. Die Gemeinden in der südlichen Ortenau hätten bereits vor zwei Jahren ein gemeinsames E-Mobilitätskonzept erarbeitet, welches umgesetzt werden könne und solle.

Die Voraussetzung dafür sei aber ein stabiles, zukunftsweisendes Strom- und Ladenetz. "Wir als Gemeinde Ringsheim haben mit der öffentlichen Ladestation am Rathaus bisher sehr positive Rückmeldungen und Erfahrungen erhalten. Und es geht schon weiter: Im Gewerbegebiet entstehen derzeit schon weitere Schnellladesäulen für die E-Autos", so Weber.

Viele Häuser der Kaiserbergstraße besitzen bereits eine eigene Photovoltaikanlage

Neben den nun zur Verfügung gestellten E-Fahrzeugen besitzen viele Häuser der Kaiserbergstraße bereits eine eigene Photovoltaikanlage. "Damit können wir vor Ort das Zusammenspiel von Stromeinspeisung aus erneuerbarer Energie, Stromnetz und Verbrauchern sehr gut untersuchen", so Zahorka. "Es wird spannend sein zu sehen, wie das Stromnetz auf die mittägliche Einspeisespitze der PV-Anlagen und die abendliche Ladespitze der E-Fahrzeuge reagiert."

Ringsheim ist nach Ettenheim und Dossenheim der dritte von insgesamt fünf Projektstandorten in Baden-Württemberg im Rahmen des Net-Labors Intelligentes Heimladen. In den beiden vorherigen Standorten konnten erste Erfahrungen zum Ladeverhalten der Projektteilnehmer gewonnen werden.

Zudem wurde die Wirksamkeit der Ansteuerung über das intelligente Messsystem getestet und analysiert. Das Projekt in Ringsheim stellt nun den nächsten Schritt in der Entwicklung zukünftiger Steuerungsstandards dar.Insgesamt plant die Netze-BW bis 2025 im Netzgebiet zusätzliche Investitionen in Höhe von 500 Millionen Euro.