Bereits seit Monaten konnte sich Dieter Schleier nicht mehr mit der Politik der CSU identifizieren. Foto: CDU

Dieter Schleier nicht mehr Vorsitzender in Ringsheim. "Undemokratischer Führungsstil"

Ringsheim - Dieter Schleier ist nicht mehr Vorsitzender der Ringsheimer CDU, weil er nicht mehr Mitglied der Partei ist. Grund ist die Bundespolitik der Christdemokraten, vor allem die von Kanzlerin Merkel.

Schleier ist bereits Ende Juli aus der Partei ausgetreten und seitdem auch nicht mehr Chef des Ringsheimer Gemeindeverbands, dem er vier Jahre lang vorstand. Die Gründe für das Ende seiner Parteimitgliedschaft, betonte Schleier am Mittwoch gegenüber der Lahrer Zeitung, seien "keineswegs auf kommunaler, sondern ganz klar auf Bundesebene" zu suchen.

Zwar arbeite die Ringsheimer CDU "vorrangig gemeindepolitisch", aktuell vor allem daran, eine Kandidatenliste für die Kommunalwahlen im kommenden Jahr zusammenzustellen. Doch müsse jedes Mitglied "auch die große Politik seiner Partei mittragen können." Genau das, sagt Schleier, könne er nicht mehr.

Die CDU sei "nicht mehr die Partei, der ich vor 15 Jahren beigetreten bin". Merkel und ihre Mitstreiter hätten ihr einen "Linkskurs gegeben, was das Parteiengefüge in Deutschland insgesamt verändert hat". Das beweise das bundesweite Erstarken der AfD und das Erstarken der Freien Wähler in Bayern. Schleier, Gründungsmitglied der Werte-Union, spricht von einer "Vergrünung der Partei", die in den 2000ern begonnen habe, während sich seine wertkonservative Einstellung in den vergangenen Jahren weiter gefestigt habe. Merkels Führungsstil, insbesondere in der Flüchtlingspolitik, ist aus Schleiers Sicht "nicht demokratisch, sondern autokratisch", der von der Kanzlerin geprägte Begriff der Alternativlosigkeit eine "totalitäre Maxime".

Seiner Unzufriedenheit mit der Bundes-CDU hatte Schleier schon vor seinem Austritt Luft gemacht: Bei einer öffentlichen Weinprobe der Ringsheimer CDU im Juli vergangenen Jahres hatte er kein gutes Haar an Merkel gelassen und dafür im Nachhinein selbst ordentlich verbale Haue von seinem Ruster Kollegen Christian Fix bezogen. Schleier: "So denken leider zu viele CDU-Mitglieder: Kritik an der Kanzlerin ist verboten. Als Demokrat ist das schwer erträglich."

Seinen ehemaligen Vorstandskollegen attestiert Schleier indes "tolle Arbeit, ich bin mir sicher, dass sie die auch ohne mich fortführen". Mit dem Ortsverband gebe es "keinerlei Dissonanzen", sagt Schleier. "Meine Frau Katja bleibt Beisitzerin und wird mit daran arbeiten, den Vorstand neu zu konstituieren".

Möglicher Nachfolger: Kuno Kölble

Los geht’s damit am heutigen Donnerstag: Um 19 Uhr trifft sich die Ringsheimer CDU im "Hirschen" zu einer außerordentlichen Hauptversammlung, bei der ein Nachfolger für Schleier gewählt werden soll. Seit das Amt des Vorsitzenden vakant ist, hat Kuno Kölble als Stellvertreter die kommissarische Vereinsführung inne. Kölble erklärte auf LZ-Nachfrage, dass er sich den Chefposten dauerhaft, also für mindestens zwei Jahre, vorstellen könne und sich zur Wahl stellen werde.

Info: Wie einst bei Heinrich Dixa

Ironie des Schicksals: Vor ziemlich genau zwei Jahren kehrte der damalige Ringsheimer Bürgermeister Heinrich Dixa der CDU den Rücken. Dieter Schleier hatte damals versucht, Dixa zum Umdenken zu bewegen. Aller-dings, so Schleier, habe er feststellen müssen, dass Dixa "in der CDU nicht mehr seine politische Heimat sieht". Heute sagt Schleier: "Vor zwei Jahren habe ich den Schritt von Herrn Dixa akzeptiert und wünsche mir, dass man das auch bei mir macht."