Der Einladung des SPD-Bundestagsabgeordneten Johannes Fechner (Vierter von links) zur Besichtigung der Deponie Kahlenberg folgten rund 20 Interessierte. Glen Tobiason (Dritter von links) erläuterte ihnen die Technik der Anlagen. Foto: Mutz

Besuch auf dem Kahlenberg

Ringsheim - Zeig mir deinen (Haus-)Müll und ich sag’ dir, wer du bist. Das war zwar nicht das Motto, aber am Ende der Führung, zu der der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Fechner auf die Ringsheimer Deponie eingeladen hatte. Doch war es am Ende eine der Einsichten, die die rund 20 Teilnehmer dabei gewonnen hatten.

Zu zeigen, was mit dem Hausmüll passiert, war Anlass der Führung, die zunächst mit einer theoretischen Einweisung von Georg Person begann. Der promovierte Chemiker ist seit den 1990er-Jahren für den Zweckverband Abfallbehandlung Kahlenberg (ZAK) tätig, seit 2010 stellvertretender Geschäftsführer. Der 1971 zwischen dem Ortenaukreis und dem Kreis Emmendingen gegründete Zweckverband als öffentlich-rechtliche Einrichtung ersetzte die früheren "wilden Müllkippen" in den Gemeinden, so Person. Heute werden beim ZAK rund 100 000 Tonnen Hausmüll von rund 583 000 Menschen in fünf Stufen ver- und bearbeitet.

Zeit der schlechten Gerüche ist vorbei

Bis 2005 wurden rund sechs Millionen Tonnen Hausmüll noch unbehandelt abgelagert. Geruchsbelästigungen sorgten in Ringsheim damals für Unmut. Fechner lobte die Anlagentechnik, die inzwischen weltweit Beachtung findet. Die Technologie wurde schon nach Frankreich und China verkauft, berichtete Person.

Mit Glen Tobiason, einem von 80 ZAK-Mitarbeitern, ging es dann auf Tour zu den fünf Verfahrensstufen. Was so alles im Restmüll landet, zeigte Tobiason in der Anlieferungshalle: Übungsgranaten, Kessel, Motorenteile, große Steine, ja sogar Motoren wurden schlicht über die graue Tonne entsorgt. Ein Problem seien Medikamente, die als Sondermüll gelten, aber oft in der grauen Tonne landeten. Die Inhaltsstoffe seien nicht zu filtern, was etwa bei Fischen zu hormonellen Problemen führe, so Tobiason. Die Biotonne wurde entgegen der Forderung des Landesumweltministeriums noch nicht eingeführt, weil sie dem Betriebskonzept des ZAK zuwiderliefe. Man sei selbst an Lösungen dran und in ständigem Kontakt mit dem Ministerium, sagte Person.

Auffällig: Das Gelände und die Anlagen sind sehr sauber, was die Besucher positiv überraschte. Deponie und Naherholungsgebiet sind auf dem Kahlenberg keine Widersprüche, sondern Teil des Gesamtkonzepts. Tierpark, Orchideenwiesen und Bienenfresser haben sich auf den renaturierten Flächen der Deponie angesiedelt.

Dass die Deponie auf dem Kahlenberg angesiedelt wurde, hängt mit dessen 30-jähriger Geschichte des Erzabbaus zusammen. Von 1936 bis 1969 wurden dort zehn Millionen Tonnen Erz über und noch mal die halbe Menge unter Tage abgebaut. Der ZAK als Rechtsnachfolger der ehemaligen Erzbergbaugesellschaft, ist für die Sicherung der kilometerlangen Stollen verantwortlich.