In Petrus’ Vorzimmer treffen ganz verschiedenen Charaktere aufeinander. Foto: Decoux-Kone Foto: Lahrer Zeitung

Aufführung: Ringsheimer Schauspieler begeistern mit "Termin bei Petrus" / Lokalkolorit sorgt für Lacher

Bei zwei Abendvorstellungen kam das Publikum am vorigen Wochenende im Bürgersaal aus dem Dauerlachen nicht heraus. Mit "Termin bei Petrus" stand ein besonders freches, komödiantisches Stück auf dem Programm.

Ringsheim. Nachdem der Männergesangverein vor drei Jahren ausstieg, übernahm nun der Turn- und Sportverein erstmals die organisatorische Schirmherrschaft über das Ringsheimer Theatergeschehen – mit durchschlagendem Erfolg. Die Theatergruppe präsentierte das Stück mit fast professionellen schauspielerischen Leistungen.

Ort des Geschehens war das Vorzimmer von Himmelspförtner Petrus (Bruno Frank) samt Schreibtisch, Wartesofa und Wolken. Seine Wächter-Sekretärin (Tina Fleig) hat Mühe, den beiden schlitzohrigen Erzengeln "Gabby" Gabriel (Thomas Maurer) und "Michi" Michael (Simon Person) nachzuspüren, weil die sich auf ihren irdischen Flug-Touren zum Abholen von Seelen schon mal eine Stadion-Pause beim SC Freiburg gönnen. Schiedsrichter nehmen sie nie mit hinauf, "denn die gehören allesamt in den Orkus".

Der Teufel klopft immer wieder an

Aus der höllischen Feuerzentrale hat sich eine Schein- Wahrsagerin ins Petrus-Vorzimmer geschlichen. Es ist die Teufelin persönlich (Claudia Schuster). Petrus stöhnt: "Wenn die Menschen wüssten, dass der Teufel eine Frau ist". Die klopft immer wieder in verschiedenen Verkleidungen an, ob als Scheidungsanwältin, Politesse, Kellnerin oder "Nonnen-Domina" und wird jedes Mal mit Donnerschlag und Nebelschwaden zurück gewiesen. Nicht so das verunglückte Disco-Mädchen (Sabrina Basler). Es erhält eine Lehrstelle als Nachwuchsengel. Ein streitsüchtiges Ehepaar (Renate Müller und Hans-Dieter Volz) darf sich nach gemeinsamem Stromkabel-Unfall trotz Minuspunkten bewähren. Sie als Bäckerin und er als Wolkenschieber – "die nur nach Rust geschickt werden sollen".

Petrus muss sich auf göttliche Weisung einen Firmen-Rationierer (Detlef Erny) aus der Hölle ausleihen – "Der Chef will modernisieren". Sogleich wird die Petrus-Sekretärin durch die regenschirmbewaffnete Frau Holle (Bianca Hoffmann) ersetzt, obwohl die mit ihren Wettermanagement schon öfter daneben gegriffen hatte. Die badisch-gemütlichen Erzengel betrachten mit Ferngläsern von oben einige Ringsheimer Bürger lästern über Ruster Trinkgeld-Geiz – "Die geben nicht wenig, sondern immer keines".

Zwischendurch schwebt Empfangsengelchen (Maja Fleig) immer wieder auf Rollschuhen mit einem "Herzlich willkommen im Paradies" über die Bühne. Schließlich kommt es zum himmlischen Happy End: Die Teufelin nimmt den verliebten Rationierer mit in die Hölle zum Durchschmoren, das versöhnt sich, Frau Holle kehrt zu ihrer Umwelt-Wetteraufgabe zurück und Petrus muss nach zorniger Kündigung das Paradies weiterhin hüten.

Die Ringsheimer Theatergruppe hat Zukunft. Ihre schauspielerische Leidenschaft ist fernsehreif. Die aktuelle Bühnen-Truppe hat neben "Petrus" Bruno Frank, der schon seit 30 Jahren auf der Ringsheimer Bühne agiert, auch Nachwuchs. Das Organisationsteam mit Anja Hofstetter, Günter Feist und Ingeborg Schulz wird nicht Regie-Problemen geplagt, denn die Ringsheimer Komödien-Akteure inszenieren sich selbst. Und das mit schönsten Einbauten lokaler Geschehnisse, fantasievollen Kostümen samt Paradies-Bühnenbildern. Sie begeisterten alle mit professioneller Mimik, Gestik und Temperament.

Viele der Gags standen nicht im Rollenbuch vom Autor Bernd Kietzke: Hier hatte die Theatergruppe Lokalkolorit hinzu gefügt. Weil es keine klassischen Hauptrollen im Himmels-Stück gab, konnten sich alle Akteure gleichermaßen in die Herzen der Zuschauer spielen. Übrigens: Auch Ruster lachten im Bürgersaal herzlich über sich mit.