Die alten Windräder bei Ettenheim – wann es Ersatz gibt, ist ungewiss. Foto: Joscha Bold/Ettenheimer Bürgerenergie

Der Windpark-Streit in der südlichen Ortenau könnte an oberster Stelle entschieden werden. Ministerpräsident Kretschmann will den Ausbau der erneuerbaren Energie gegenüber dem Flugverkehr generell stärken, sagte er der LZ.

Lahr – Der Disput um die geplanten neuen Windräder bei Ettenheim hat auch in Stuttgart eine gewisse Bekanntheit erlangt. Er kenne den Fall, erklärte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Donnerstag bei einem Besuch auf den Hohenlochen. Auf dem Höhenzug zwischen Oberwolfach und Hausach machte sich der Landesvater ein Bild von einem funktionierenden Windpark – und Hoffnung, dass sich auch in der südlichen Ortenau in nicht allzu ferner Zukunft die Rotoren drehen könnten.

Flugplatz fürchtet Einbußen

Bekanntlich sollen unter Beteiligung der Ettenheimer Bürgerenergie auf dem Schnürbuck drei moderne Windräder errichtet werden, als Nachfolger von ehemals sechs kleineren Anlagen. Im Juni 2021 wurde gemeinsam mit Projektpartnern die Genehmigung beantragt. Seitdem herrscht Stillstand, weil der Lahrer Flugplatz sein Veto eingelegt hat. Dessen Betriebsgesellschaft fürchtet wirtschaftliche Einschränkungen, unter anderem weil Flugzeuge künftig höher steigen müssten.

Ministerpräsident: "Es muss sich etwas ändern"

"Wir müssen das Flughafen-Thema in Lahr aus dem Weg räumen", forderte Nikolas Stoermer, Erster Landesbeamter des Ortenaukreises, beim Besuch Kretschmanns auf dem Hohenlochen. Das sieht der Ministerpräsident ähnlich, obschon seine Erklärung allgemeiner ausfiel. "Generell wird das geändert, um mehr Windkraft zu ermöglichen", so Kretschmann mit Blick auf die Probleme, die sich durch bestehende und potenzielle Flugrouten ergäben. Aus anderen Landesteilen seien vergleichbare Konflikte mit Windrädern bekannt, etwa in Stuttgart. "Zum speziellen Fall in Lahr kann ich nichts sagen. Dem wird natürlich nachgegangen, aber das macht der Ministerpräsident nicht persönlich."

Umweltministerin Thekla Walker (ebenfalls Grüne), die am Donnerstag mit Kretschmann in die Ortenau gereist war, bestätigte: "Wir sind dran, bei den Flugrouten Erleichterungen zu schaffen." Wegen der Flugsicherung würden aktuell "viel zu viele Flächen für Windkraft rausfallen".

Steckt Herrenknecht hinter der Blockade?

Die Ettenheimer Windpark-Verantwortlichen werfen dem Lahrer Flugplatz Blockade vor, hinter der sie Martin Herrenknecht vermuten. Der Schwanauer Unternehmer finanziert den Flugbetrieb seit 2013 und ist erklärter Gegner von Windrädern im Schwarzwald. Ein Argument der Befürworter: In den vergangenen vier Jahren seien von den 2500 Lahrer Abflügen nur drei über den Schnürbuck gegangen. Alle hätten den nötigen Steigwinkel problemlos überschritten. Der Flugbetrieb sei nicht beeinträchtigt. Dazu erklärte Ministerin Walker: "Es muss alles den tatsächlichen Angaben entsprechen. Und wenn sich herausstellt, dass das nicht stimmt, müssen wir das ändern."

Bürgermeister macht sich Hoffnung

Ettenheims Bürgermeister Bruno Metz kämpft für den Windpark, nicht zuletzt weil der erwartete Ertrag von 27 Millionen Kilowattstunden die Hälfte des Strombedarfs seiner Stadt stillen würde. "Wir sind der festen Überzeugung, dass die Entscheidung behördlicherseits herbeigeführt werden muss. Ich hoffe, die Aussage von Herrn Kretschmann wird da helfen", erklärte Metz gegenüber der LZ. Laut dem Rathauschef gab es zuletzt ein Angebot des Lahrer Flugplatzes, das Bewegung in den Konflikt bringen könnte. "Dazu läuft noch eine Nachfrage bei der Gegenseite. Wenn diese geklärt ist, können wir mehr dazu sagen."

Großes Medien-Echo

Der Ortenauer Windpark-Zoff hat bundesweit Beachtung gefunden. Nach der Erstberichterstattung durch die Lahrer Zeitung griffen verschiedene Medien das Thema auf. So etwa die "Taz", die vor einigen Wochen einen zweiseitigen Beitrag gebracht hatte. Zuletzt strahlte das ZDF einen knapp drei Minuten langen Beitrag aus.