Freut sich auf seine neue Aufgabe: Markus Frieß ist der neue musikalische Leiter des Musikvereins Oberhausen. Foto: Meier Foto: Lahrer Zeitung

Orchester: Musikverein Oberhausen hat einen neuen Dirigenten / Neue Schwerpunkte sollen gemeinsam gefunden werden

Markus Frieß wird nach den Sommerferien der neue musikalische Leiter des Musikvereins Oberhausen (MVO). Der Kurier sprach mit dem Rheinhausener darüber, was ihn an dem Posten reizt, welchen Stellenwert die Jugendarbeit hat und welchen musikalischen Schwerpunkt er beim MVO legen möchte.

Herr Frieß, wie kam es dazu, dass Sie musikalischer Leiter beim MVO wurden?

N achdem ich zehn Jahre "Orchester-Dirigieren" in Österreich und Holland studiert habe und vor zwei Jahren meinen "Bachelor of Music" abschloss, dauerte es nochmal an die zwei Jahre, bis ich vier Orchester gefunden hatte, die an unterschiedlichen Wochentagen proben und ihr musikalisches Vertrauen in meine Hände legen wollten.

Da meine ersten drei Orchester in ganz Baden Württemberg zerstreut sind, erklärten meine Töchter: "Papa, könntest du bitte ein Orchester in der Nähe suchen! Wir möchten gerne in deinem Orchester mitspielen, aber nur wenn unsere Freundinnen auch dabei sein können." Da kam die Ausschreibung des MV Oberhausen gerade richtig. Als wir erfuhren, dass sich das Orchester für mich als Dirigent entschieden hatte, war die Freude sehr groß.

Was reizt Sie am Dirigieren?

Dirigieren und Proben ist ähnlich wie kochen. Ziel des Kochs ist es mit verschiedenen Zutaten eine besondere Suppe zu kreieren, die den Gästen sehr gut schmeckt. Die Zutaten, die ein Dirigent für seinen Klang hat, sind die einzelnen Töne aus dem Orchester mit all ihren unterschiedlichen Klangfarben, so wie sie von den Musikern auf ihren verschiedensten Instrumenten gespielt werden. Diese Musiker des MVOs mit all ihren neuen Tönen kennenzulernen und sie zu einem schönen Orchesterklang zu vereinen, das ist der Reiz an dieser wundervollen Aufgabe, auf die ich mich freue.

Wie werden Sie die Kinder und Jugendliche des MVO motivieren?

Der Musikverein Oberhausen ist in seiner Jugendarbeit sehr gut aufgestellt, so dass ich mich da gar nicht so sehr einmischen brauche. Was ich gerne tun würde, wäre eine Bläserklasse an der Grundschule Rheinhausen aufzubauen, um den Nachwuchs des MVO weiter abzusichern.

Übernehmen Sie auch das Jugendorchester?

Ja, auf diese Aufgabe freue ich mich ganz besonders weil ich junge Menschen gerne an das wundervolle Hobby Musik heranführe. Gerade bei Jugendlichen kann es manchmal schwierig sein, alles immer mit Worten erklären zu müssen. Und weil ja bekanntlich die Sprache dort aufhört wo die Musik erst anfängt, um bei den Worten von E. T. A. Hoffmann zu bleiben, ist die Musik ein wunderbares Mittel Kinder und Jugendliche zusammenzuführen und für die Musik zu begeistern.

Welchen Schwerpunkt möchten Sie allgemein legen?

Ich habe gelernt, dass der Dirigent einerseits der "Butler" des Orchesters sein soll und gleichzeitig mehr über die Musik wissen muss als sonst jemand im Orchester. Das heißt die "alten Zeiten", in denen der Dirigent der "Alleinherrscher" im Orchester war, sind nicht mehr zeitgemäß, weil sie die Motivation der Musiker außer Acht lassen.

Auch bei professionellen Orchestern ist es durchaus üblich, dass sich das Orchester unter der Beratschlagung des Dirigenten eigene Etappenziele aussucht, die es mit Freude verwirklichen möchte. Der Vorteil liegt dabei auf der Hand: Das Orchester ist dann, wenn es eigene Ziele verfolgen darf, viel motivierter, was sich oft positiv im Probenbesuch und im häuslichen Üben niederschlägt.

Ich möchte meinen Schwerpunkt darauf legen, den MVO gut zu beraten und ihn in seinen Wünschen zu unterstützen. Einen weiteren Schwerpunkt möchte ich darauf legen den Klang des Orchesters so zu formen, wie ich das in meiner holländischen Schule gelernt habe. Das holländische Klangideal des Blasorchesters versucht dem samtigen Klang des Sinfonieorchesters so nahe wie möglich zu kommen. Beim Probedirigat hatte ich den Eindruck, dass das Orchester die holländische Klangschule mag. Ich freue mich auf die erste Probe mit der Jugendkapelle und dem Stammorchester Ende September.   Fragen von Katrin Meier

Markus Frieß hat als Sechsjähriger mit dem Klavier- und als Zwölfjähriger mit dem Klarinettenunterricht beim örtlichen Musikverein begonnen. Dort spielte er viele Jahre und gründete mit 16 Jahren seine erste Jugendkapelle. Mit 20 Jahren trat er dem Landesblasorchester Baden Württemberg bei, wo auch sein Wunsch geboren wurde, selbst einmal den Beruf des Dirigenten auszuüben. Er absolvierte ein dreijähriges Studium zur Blasorchesterleitung am Landeskonservatorium Vorarlberg und schloss diese mit Auszeichnung ab. Parallel studierte er noch das Fach Klarinette. Es folgte eine weitere Fortbildung zum internationalen Juror. Darauf folgte ein siebenjähriges Dirigierstudium an der holländischen ArtEZ-Hochschule der Künste in Zwolle sowie ein Klarinetten- und ein Kompositionsstudium. 2017 schloss er mit dem "Bachelor of Music" ab.