Die Blumen stehen bei der Chrysanthema weiter im Mittelpunkt, darüber hinaus sind einige Neuerungen geplant. Foto: Seeger

Die Chrysanthema beginnt dieses Jahr am Samstag, 22. Oktober, und läuft bis Sonntag, 6. November – also zwei Wochen, nicht drei wie bisher.

Lahr - Das hat der Gemeinderat am Montag beschlossen. Es gibt allerdings noch weitere Neuerungen – die Zeit dafür sei reif, so Richard Sottru. Der Abteilungsleiter Öffentliches Grün und Umwelt stellte vor, was sich ändern soll, dann stimmte der Gemeinderat ab.

Was hat der Gemeinderat beschlossen?

Außer der Verkürzung und konzeptionellen Weiterentwicklung der Blumenschau – für die alle Ratskollegen waren – noch die Erhöhung des städtischen Kostenanteils um 60 000 Euro auf 390 000 Euro. Hier gab es Gegenstimmen von den drei Mandatsträgern der Linken Liste/Tierschutzpartei und von Manfred Himmelsbach (AfD).

Was wird neu sein bei der Chrysanthema?

Die Verwaltung legte ein Zwölf-Punkte-Programm vor, wonach es bereits bei der Eröffnungsfeier Neues geben soll – die Stadt denkt an eine "lebendige Inszenierung", für die es aber ein Drehbuch sowie Theater-AGs oder Laienschauspielgruppen brauche. Vorgeschlagen wird auch eine Indoor-Blumenausstellung im Stiftsschaffneikeller mit Kunstwerken von regionalen Floristen – vergleichbar der Blumenhalle bei der Landesgartenschau. Außerdem wünscht sich die Stadt eine "qualitative Steigerung der Blütenwagen", deren Gestaltung zu diesem Zweck an eine zentrale künstlerische Leitung übertragen werden soll. Trotzdem sollen die Wagen weiterhin von den Vereinen dekoriert werden. Als Beispiel nennt die Verwaltung das Zuckerfest in Erstein mit seiner populären Blumenwagenparade. Einen positiven Effekt verspricht man sich im Rathaus außerdem von floralen Straßenüberspannungen, für die die Verankerungen der Weihnachtsbeleuchtung genutzt werden könnten. Denn der Platz für die Blumenbeete sei mittlerweile ausgereizt. Das neue Konzept sieht auch abendliche Lichtinszenierungen (bis 21 Uhr) vor, die die Besucher länger in der Innenstadt halten könnten. Weitere Ideen: Leerstehende Geschäfte sollen dank Chrysanthemen "zu farbenfrohen Blickpunkten gestaltet", das Outfit der Chrysanthemenkönigin soll erneuert, ein Chrysanthemenball "als gesellschaftliches Großereignis" veranstaltet und vor allem jüngere Besucher sollen durch einen Foto- oder Videowettbewerb stärker einbezogen werden. Die Stadt spricht von einem "Transformationsprozess der Chrysanthema", der dann auch durch einen "frischen, bunten, modernen Außenauftritt" beworben werden soll.

Wann wird das alles umgesetzt?

Die Neuausrichtung der Blumenschau ist ein Mehr-Jahres-Projekt. Die geplanten Maßnahmen sollen stufenweise bis 2027 umgesetzt werden – wie schnell das dann jeweils geht, hängt auch vom jeweils verfügbaren Personal und Budget ab, wie die Stadt informiert. Die Verkürzung auf zwei Wochen greift aber bereits in diesem Jahr.

Was meinen die Sponsoren dazu?

Diese Gespräche müssen laut Sottru noch geführt werden. Nach Auskunft von OB Markus Ibert ist es auch gut möglich, dass neue Partner an Bord kommen.

Wie wird das alles bezahlt?

Der städtische Anteil an der Chrysanthema liegt seit 2017 bei 330 000 Euro. Hinzu kommen Sponsorengelder und Einnahmen, wodurch bis 2019 jeweils rund 470 000 Euro jährlich zur Verfügung standen. Jedoch: Dieses Geld reicht laut Stadt nicht mehr aus, um das Niveau zu halten – als Begründung nennt die Stadt die Inflation, steigende Lohn- und Produktionskosten "sowie steigende Infrastruktur-, Sicherheits- und Hygieneausgaben". Durch den Wegfall der dritten Woche will die Stadt nun Gelder einsparen, die dann für die konzeptionelle Weiterentwicklung der Blumenschau zur Verfügung stehen.

Was haben die Fraktionen gesagt?

"Es braucht Erneuerung" – mit diesen Worten hatte Sottru begründet, weshalb bei der Chrysanthema ein neues Kapitel aufgeschlagen werden soll. Die Fraktionssprecher sahen es genauso. "Nichts ist so gut, dass man es nicht noch besser machen kann", bemerkte zum Beispiel Eberhard Roth (Freie Wähler). Thi-Dai-Trang Nguyen (Grüne) hob die generelle Bedeutung der Blumenschau für eine lebendige Innenstadt hervor, forderte aber auch, dass die Stadt bei der Ausrichtung im Budget bleiben und den Nachhaltigkeitsgedanken nicht vernachlässigen soll. Roland Hirsch (SPD) nannte die Chrysanthema ein "Highlight" im Veranstaltungskalender und den besten Werbeträger der Stadt. Mit dem neuen Konzept sei man auf einem guten Weg. Ilona Rompel (CDU) verwies auf den Europa-Park, der ja auch immer wieder neue Fahrgeschäfte brauche. Mit einer attraktiven Chrysanthema könne man außerdem Gewerbe und Handel unterstützen. Zustimmung kam auch von Jörg Uffelmann: Die Chrysanthema sei das Großereignis für Lahr und solle es auch bleiben. Ohne Neuerungen bestehe die Gefahr, "dass es sich totläuft". Eine teils andere Haltung vertrat Lukas Oßwald (Linke Liste/Tierschutzpartei): Der Verkürzung des Blumenfestivals auf zwei Wochen stimmte er zu. Doch gegen die Erhöhung des städtischen Budgets argumentierte er mit dem Verweis auf die sozialen Verpflichtungen der Stadt, etwa die Bereitstellung von Kita-Plätzen oder die Unterbringung von Obdachlosen. Das dürfe nicht zu kurz kommen.

Während sich der Gemeinderat Gedanken über die langfristige Entwicklung der Chrysanthema macht, steht das Programm für den wichtigen ersten Sonntag der diesjährigen Blumenschau bereits fest: Am 23. Oktober von 14 bis 17 Uhr steigt auf der Marktplatzbühne eine Schlagerparty, präsentiert von Reiner Kirsten. Mit dabei sind Anita und Alexandra Hofmann, außerdem Sophia Venus, "ein junger Stern am Schlagerhimmel", wie es in der Ankündigung heißt.