Verkehrsminister Winfried Hermann schwang sich auch selbst auf ein Fahrrad und erprobte mit den anderen Anwesenden einen Abschnitt des geplanten Radschnellwegs. Foto: Merz

Verkehrsminister Winfried Hermann hat auf seiner Sommertour einen Stopp in Offenburg eingelegt. Über die Arbeit des Ortenauer Mobilitätsnetzwerks zeigte er sich begeistert. Der Radschnellweg nach Kehl wird ihm aber nicht schnell genug realisiert.

Offenburg - Bei gut 30 Grad empfing Offenburgs Baubürgermeister Oliver Martini am Donnerstagnachmittag politischen Besuch aus Stuttgart im Mühlbachareal. Der Grünen-Politiker und Verkehrsminister Winfried Hermann war gekommen, um sich die neue Mobilitätsstation und den geplanten Radschnellweg nach Straßburg – konkret den Abschnitt bis Willstätt – genauer anzuschauen. Auch Bürgermeister und Vertreter der 14 im Mobilitätsnetzwerk Ortenau beteiligten Kommunen waren anwesend.

"Das ist der dritte Krisensommer in Folge", erklärte Hermann, während die Sonne auf das Pflaster knallte, "wir müssen endlich handeln." Damit die Nachhaltigkeitsziele des Landes erreicht werden könnten, müssten in den kommenden Jahren alle an einem Strang ziehen. "Dafür müssen wir bis 2030 den Pkw-Verkehr um 20 Prozent reduzieren und jedes zweite Auto muss klimaneutral sein", so der Verkehrsminister.

Netzwerk will 150 Mobilitätsstationen errichten

Dies zu schaffen sei zwar ambitioniert, aber machbar. "Umso wichtiger ist es, dass wir Bürger haben, die mitmachen", sagte Hermann. Er zeigte sich begeistert von dem Konzept des Mobilitätsnetzwerks, an dem, wie Martini erklärte, mittlerweile 14 Kommunen beteiligt seien. Das Netzwerk habe "Pionier-Potenzial".

Damit sich die Bürger an einer nachhaltigen Verkehrswende beteiligen können, gibt es im Offenburger Mühlbachareal – zwischen Obi-Markt und Innenstadt -, in dem gerade erst 800 neue Wohneinheiten entstanden sind, jetzt eine Mobilitätsstation. An dieser können E-Autos, Stadträder, Pedelecs und ein Lastenrad ausgeliehen werden. Außerdem gibt es Abstellplätze, damit leicht vom eigenen Fahrrad auf ein Auto umgestiegen werden kann. Auch eine Bushaltestelle ist fußläufig erreichbar. In den kommenden sieben bis acht Jahren will das Netzwerk 150 solcher Stationen in der Ortenau errichten. 22 gibt es bereits in Offenburg, auch andere Kommunen bieten schon Stationen an.

Minister schwingt sich selbst aufs Rad

"Wir wollen gemarkungsübergreifend die Mobilität verbessern", erklärte Martini die Ziele des Netzwerks. Gerade für kleinere Kommunen sei es eine gute Chance, da als Gruppe mehr möglich sei und es bessere Angebote – etwa für den Bau von Mobilitätsstationen – gebe. Neben den 150 Stationen ist auch ein Radschnellweg von Offenburg an der Kinzig entlang über Willstätt und Kehl bis nach Straßburg geplant. Dieser soll vor allem den Pendlern zugute kommen.

Im Anschluss an den Termin schwangen sich die Anwesenden selbst auf die Fahrräder und erprobten den geplanten Abschnitt – etwa 8,5 Kilometer – von Offenburg nach Willstätt. "Ich finde es toll, dass es die Bereitschaft gibt, diesen Plan jetzt in die Tat umzusetzen", erklärte der Grünen-Politiker. "Es kann allerdings nicht sein, dass wir für den Bau von zehn Kilometern zehn Jahre Zeit brauchen." Er kritisierte das Vorgehen bei diesem und bei ähnlichen Projekten. Damit sich etwas ändern könne, müsse gerade jetzt alles schneller "und vielleicht etwas unbürokratischer" geregelt werden. Hermann hatte jedoch aber auch Lob für die Stadt übrig: Offenburg hätte sich schon früh darum bemüht, die Stadt fahrradfreundlich zu gestalten. Die erste Mobilitätsstation wurde schon 2015 eingerichtet.