Sirenen – hier auf einem Hausdach – sollen auf akute Gefahrensituationen aufmerksam machen. Weitere Infos gibt’s dann in den Medien, im Internet oder per App. Foto: (Symbolfoto) Büttner

Ortenau - In zehn Ortenauer Gemeinden haben am Donnerstagvormittag die Sirenen geheult. Der Kreis wollte das nun technisch mögliche zentrale Auslösen testen. Urs Kramer, Leiter des Amts für Brand- und Katastrophenschutz, zieht eine positive Bilanz.

In den zehn Städten und Gemeinden Ettenheim, Fischerbach, Friesenheim, Haslach, Hofstetten, Oberharmersbach, Oberkirch, Sasbachwalden, Seelbach und Steinach sollte um 11 Uhr das Sirenensignal "Warnung" – ein auf- und abschwellender Heulton – zu hören gewesen sein. Für 11.30 Uhr war die "Entwarnung" – ein gleichbleibender Heulton – geplant. Nach Rückmeldung einzelner Gemeinden lösten die Sirenen vor Ort auch aus, teilt das Landratsamt am Donnerstagnachmittag mit.

Im Kreis hat sich was getan

Bereits vor ziemlich genau einem Jahr – im Rahmen des bundesweiten Warntags – heulten im Ortenaukreis die Sirenen. Damals fiel das Fazit eher durchwachsen aus: Viele Kommunen hatten ihre Sirenen aus Alters- oder Kostengründen abgebaut. Alte Modelle waren zudem nicht in der Lage, den notwendigen an- und abschwellenden Ton zu erzeugen – den Alarm zentral auszulösen, war nicht möglich. Die jüngste Flutkatastrophe in Deutschland rückte die Bedeutung von Alarmierungssystemen zwischenzeitlich schmerzlich ins Bewusstsein von Verwaltung und Bevölkerung.

Was das zentrale Auslösen angeht, hat sich im Laufe des vergangenen Jahres offenbar etwas im Ortenaukreis getan. Diese testete die Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst im Landratsamt am Donnerstag. Die "technische Probe der Sirenen" verlief seitens des Amts für Brand- und Katastrophenschutz sehr gut, konstatiert dessen Leiter Urs Kramer gegenüber unserer Zeitung.

Doch wieso waren nur so wenige Orte beteiligt? "Es gibt in mehr als zehn Gemeinden noch Sirenen", versichert Kramer. Beim aktuellen Test seien jedoch nur die neueren digitalen Geräte angesteuert worden. "Zukünftig sollen die analogen Sirenen ersetzt werden", ergänzt der Amtsleiter. "Bislang gab es keine Fördermöglichkeit für die Einrichtung von Sirenen für die Kommunen", die Kosten mussten die Gemeinden tragen. Der Bund habe mittlerweile jedoch in seinem aktuellen Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket 86 Millionen Euro an Fördergeldern in den Bundesländern vorgesehen. Das Ziel, in jeder Stadt und Gemeinde eine Sirene zu haben, sei "sicherlich erstrebenswert", liege aber im Verantwortungsbereich der Kommunen. Die Sirenen selbst sind dabei nur ein Teil der Warnkette. Eine Sirene habe ausschließlich einen Weckeffekt für eine unmittelbar bevorstehende lebensbedrohliche Gefahr. Anschließend würden der Bevölkerung gezielte Infos und Verhaltensempfehlungen über die Medien, Warn-Apps und Webseiten bereitgestellt.

Daher hatte das Amt auch im bundesweiten Modularen Warnsystem einen Alarm eingestellt. Bereits um 7 Uhr konnte der Hinweis auf die Sirenenprobe über Apps – wie beispielsweise die Warn-App Nina – empfangen werden. Entwarnung gab es dort dann auch mit Zeitversatz gegen 13.30 Uhr. Insgesamt sei der Sirenentest als erfolgreich anzusehen, so Kramers Fazit am Donnerstag.

Überbleibsel des Kalten Kriegs

"Bis in die frühen 1990er-Jahre gab es in Deutschland ein flächendeckendes Sirenennetz – das hatte auch mit dem Kalten Krieg und die dadurch möglichen Kriegsgefahren zu tun", erläutert Urs Kramer, Leiter des Amts für Brand- und Katastrophenschutz. Nach der Wiedervereinigung wurden Zehntausende Sirenen abgebaut. Ein Grund dafür war, dass die Städte und Gemeinden seitdem für den Unterhalt aufkommen müssen. Außerdem sind die Feuerwehrleute mit digitalen Piepern ausgestattet worden. Teilweise wurden die Sirenen für die Alarmierung der Feuerwehr weiterhin betrieben, damals gab es kaum Funkmelde-Empfänger.