Die "Philharmonie am Forum" hat in Offenburg Beethovens "Neunte Sinfonie" aufgeführt. Foto: Haberer

Eine Aufführung der "Neunten Sinfonie" Beethovens hat am Freitagabend die "Europawochen" der Heimattage Baden-Württemberg eingeläutet. Es ist das erste Mal seit 1947, dass die "Ode an die Freude" in Offenburg aufgeführt wurde.

Offenburg - Die letzte Aufführung in Offenburg liegt tatsächlich mittlerweile 75 Jahre zurück. Gespielt wurde "Beethovens Neunte" damals auf Veranlassung des französischen Garnisonkommandanten, anlässlich des Jubiläums zum 100-jährigen Bestehen der Versammlung der entschiedenen Freunde der Verfassung, am 12. September 1847 im Offenburger "Salmen". Zweieinhalb Jahre nach dem Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, sollte auch ein Bezug hergestellt werden zwischen der Erinnerung an die Vormärzbewegung und dem Ideal einer europäischen Versöhnung.

Oberbürgermeister hält Grußwort

75 Jahre später kann Offenburgs Oberbürgermeister Marco Steffens in seinem Grußwort zur Aufführung der Sinfonie am Freitagabend sogar zu einem Doppelpass ansetzen. Frankreich und Deutschland bilden seit Jahrzehnten die zentrale Achse der Europäischen Gemeinschaft, die das Hauptthema des vierten Satzes der "Ode an die Freude" zu ihrer offiziellen Hymne erhoben hat. Auf dem Areal der ehemaligen Garnison schlägt heute das kulturelle Herz der Stadt. Auf dem "Platz der Verfassungsfreunde" steht nun auch das Festzelt, in dem am Freitag, mit der Aufführung der Neunten Sinfonie" Beethovens, die "Europawochen", im Rahmen der Heimattage Baden-Württemberg eingeläutet wurden.

Die Initiative ging dabei von den Akteuren selbst aus. Die Philharmonie am Forum, unter der Leitung von Rolf Schilli, wollte nicht einfach nur irgendeinen Beitrag zu den Heimattagen leisten. Es sollte etwas Besonderes sein, ein Konzert das auch Bezüge herstellt zu deren Motto "Heimat, Freiheit, Europa". Die letzte vollendete Sinfonie Beethovens spiegelt diesen Ansatz vortrefflich wider.

Das rund 70-minütige Werk, mit den für eine Sinfonie seiner Zeit höchst ungewöhnlichen Vokal- und Chorpassagen im vierten Satz, stellte letztendlich aber auch eine besondere Herausforderung dar. Für das Projekt musste eigens ein am Ende fast 100 Köpfe zählender Projektchor unter der Leitung von Carsten Schulz geschmiedet und das 60-köpfige Orchester nach zwei Jahren im Pandemiemodus an die Aufgabe herangeführt werden.

Mit Annabelle Nijhof-Pichler (Sopran), Stephanie Goodwin (Alt), Amadeus Schöner (Tenor) und Bernd Valentin (Bariton) konnten vier Solisten aus der Region gewonnen werden, die musikalische Gesamtleitung wurde Flötist Peter Stöhr übertragen. Die Aufführung am Freitag, der zwei weitere am Samstag und Sonntag folgten, überzeugte durch einen kraftvollen und doch wunderbar transparenten Orchesterklang. Das offene, von den Veranstaltern mit Blick auf die nach wie vor schwierige Pandemielage sehr großzügig bestuhlte Zelt, transportierte den instrumentalen Sinnesrausch Beethovens auch in die hinteren Reihen.

Die Neunte Sinfonie entfachte eine musikalische Glut auf hohem Niveau, die auch den langen Schlusssatz mit der Vertonung des Gedichtes "an die Freude" von Friedrich Schiller prägte. Die anschwellenden Chorpassagen hallten in den Reihen der am Ende stehend applaudierenden Zuhörer nach. Es wird hoffentlich nicht wieder 75 Jahre dauern, bis die Sinfonie zum nächsten Mal in Offenburg aufgeführt wird.