Geraldine Hoffmann-Tournier pflegt in der Igelstation in Kappel-Grafenhausen verletzte Igel und wildert die Tiere, wenn sie gesund sind, wieder aus. Foto: Decoux

Geraldine Hoffmann-Tournier betreibt in Kappel seit März eine Igelstation. In ihrer Pflegestelle versorgt sie verletzte Igel mit dem Ziel, die Tiere wieder auszuwildern, wenn sie gesund sind. Sie gibt auch Tipps zum Umgang mit den Tieren.

Kappel-Grafenhausen - Seit März diesen Jahres hat die junge Tierschützerin Geraldine Hoffmann-Tournier vom Amtsveterinäramt die offizielle Erlaubnis, die Igelstation zu führen. "Es hat sich schnell herum gesprochen, dass ich kranke oder verletzte Tiere aufpäpple", sagt Geraldine Hoffmann-Tournier, die sich seit vier Jahren vermehrt um Igel kümmert und sich als stellvertretende Vorsitzende im Igelnetzwerk Südbaden engagiert. Immer wieder werden kranke Igel bei ihr abgegeben. Auch die Tierärzte im Umkreis vermitteln die Tiere an die Igelstation von Geraldine Hoffmann- Tournier. Derzeit pflegt sie drei "Intensivpatienten".

Mehr Achtsamkeit bei der Gartenarbeit

"Für Igel lauert ganz oft der stille Tod in unseren Gärten", erklärt Hoffmann-Tournier. Es sei dramatisch, wie viele Tiere aufgrund einer unbedachten Handhabung von elektrischen Gartengeräten schwer verletzt oder getötet werden. Eine tödliche Gefahr seien Mähroboter, Motorsensen und Rasentrimmer. Man sollte,, bevor man mit der Gartenarbeit beginnt, immer achtsam sein und den Bereich im Garten vorsichtig nach Igeln absuchen. Die Tiere halten ihren Tagesschlaf in Bodendeckern oder Laub und flüchten bei Gefahr nicht, sondern rollen sich ein und bleiben auf der Stelle sitzen. Der Mähroboter sollte nur tagsüber zum Einsatz kommen. Das Gerät sei Insektenfeindlich und häckselt Käfer, Würmer und Schnecken. Es sei nicht selten, dass auch Igel so schwer verletzt werden, dass sie eingeschläfert werden müssen. Das Igelnetzwerk Südbaden macht auf die Gefahren aufmerksam. "Wir wollen Menschen für die vielen Gefahren sensibilisieren", informiert Hoffmann-Tournier.

Auch gelbe Säcke am Straßenrand seien eine große Gefahr für die Tiere. Auf der Suche nach Fressbarem verschwinden die Tiere im Sack, können in Dosen stecken bleiben, sich Schnittverletzungen zuziehen oder sich sogar an Joghurtbechern Salmonellen einhandeln. Der gelbe Sack sollte erhöht an einem Zaun hängen und erst morgens herausgestellt werden.

"Wir müssen alle umdenken, wenn wir nicht wollen, dass Igel in 30 Jahren ausgestorben sind", zeigt die Betreiberin der Igelstation auf. Sie plädiert dafür, naturnahe Gärten mit heimischen Pflanzen anstatt Schottergärten anzulegen, auf Pestizide und Schneckenkorn zu verzichten, Gartenteiche und Pools zu sichern und bei der Gartenarbeit achtsam zu sein. Die Stacheltiere plumpsen leicht in Teiche und ertrinken. Dieses Schicksal erleiden besonders häufig Jungigel im Herbst, so Hoffmann-Tournier.

Da die Lage um die Tiere so besorgniserregend sei, besucht die Tierschützerin auch Schulklassen und Kindergärten oder lädt sie in die Igelstation ein, um schon die Kleinsten für dieses Thema zu sensibilisieren. Denn was man kennt, schützt man auch. Igeln im eigenen Garten könne man ein Igelhaus als Unterschlupf anbieten und mit hochwertigem Katzenfutter oder Rührei füttern.

Für ihre ehrenamtliche Arbeit ist Geraldine Hoffmann-Tournier auf Spendengelder angewiesen. Rund 150 Euro fallen pro Igel für die Pflege an bis er wieder entlassen werden könne. Im Juni hatte die Tierschützerin schon alleine rund 600 Euro Tierarztkosten. Auch Futter- und Sachspenden nimmt die Tierschützerin dankend entgegen.

Die Tierhilfe "Für alle Felle – Désirée Henninger" sammelt seit einigen Jahren Spendengelder für Tierschutzvereine, Tierheime und ehrenamtliche Tierpfleger. 1300 Euro hat Desiree Henninger bei der letzten Spendenaktion gesammelt und der Igelstation überreicht. Die Igelstation befindet sich im Untergarten 30 in Kappel. Weitere Informationen gibt es unter Telefon 0176/22 27 29 67 oder per E-mail an Igelstationkappel@web.de.

Trockenheit gefährdet auch die Igel

Heiße trockene Sommer in Europa begünstigen das Insektensterben; vielerorts sind die Böden trocken und hart. Die Zahl der Igel in Deutschland und anderen Ländern ist seit Mitte der 1990er Jahre deutlich zurückgegangen. Auch Pestizideinsatz schadet den Tieren.