Foto: mapcreator.io/Quelle: Landratsamt, Stand: 30. November

Die vierte Corona-Welle hat den Kreis im Griff – aktuell liegt die Inzidenz bei 575. Auch die Lage im Ortenau-Klinikum spitzt sich zu: Besucherregeln werden verschärft, Intensivkapazitäten aufgestockt. Das Personal stößt zunehmend an seine Grenzen.

Ortenau - "Die Pflege ist stinksauer auf die, die sich nicht impfen lassen", konstatierte Klinikum-Chef Christian Keller in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Gesundheit und Kliniken. Nach fast zwei Jahren Pandemie sei das Personal zunehmend erschöpft – die Nerven liegen blank. "Die Pflegekräfte haben die Schnauze voll", so Keller.

Eine höhere Impfquote in der Bevölkerung sei für die Entlastung des Personals in den Kliniken dringend erforderlich, so Keller. Denn für die pflegerische Versorgung von Covid-Patienten braucht es laut Klinikum auf Normalstationen wie auch auf Intensivstationen rund 50 Prozent mehr Pflegepersonal als bei Nicht-Covid-Patienten. "Wir brauchen zwingend eine Impfpflicht", betonte der Klinikum-Chef in diesem Zusammenhang und appellierte eindringlich an die Bevölkerung, die aktuellen Impfangebote wahrzunehmen.

Von einer "angespannten Situation" sprach auch der medizinische Direktor des Klinikums, Peter Kraemer. "Je mehr Kapazitäten wir für Covid-Patienten freihalten müssen, umso weniger Kapazitäten stehen für Nicht-Covid-Patienten bereit." Die Folge der steigenden Zahl an Covid-19-Patienten sei, dass noch mehr planbare Operationen und Behandlungen verschoben werden müssen. Auch müssten ausreichend Kapazitäten für die Versorgung von Notfallpatienten zur Verfügung stehen. Sechs Prozent aller Patienten seien derzeit Covid-Patienten. "Das Nadelöhr ist aber die Intensivversorgung", so Kraemer. Am Mittwochnachmittag wurden laut Intensivregister 22 Covid-Patienten auf Ortenauer Intensivstationen behandelt – bei insgesamt 71 verfügbaren Betten also mehr als 30 Prozent.

"Im Laufe der Woche werden wir im Klinikverbund weitere Intensivbetten als Beatmungsplätze für Covid-19-Patienten einrichten", kündigte Kraemer an. Die Zunahme der Patientenzahlen sei aktuell nicht so dramatisch, wie vor einem Jahr, erläuterte Kramer. "Wir wissen aber nicht, was bis Weihnachten passiert."