In der Ottenheimer Kräutermanufaktur setzt Elke Lichtblau-Reitter die Teemischungen an, die unter anderem über einen Online-Shop verkauft werden. Foto: Armbruster Foto: Lahrer Zeitung

Geschäft: 30 Frauen tun sich zusammen und vermarkten eigene Mischungen / Ottenheimerin mit dabei

30 Frauen haben 2013 ein Experiment gewagt: Aus ihrer Kräuter-Leidenschaft wollten sie einen Nebenerwerb machen und gründeten einen Verein. Elke Lichtblau-Reitter aus Ottenheim ist eine davon – heute baut sie auf 30 Ar Kräuter an.

Ottenheim. Betritt man die Kräutermanufaktur des Vereins Kräuterland Baden-Württemberg in Ottenheim befindet man sich fast in einer anderen Welt. Der Raum duftet intensiv nach Minze und einem Dutzend anderer Kräuter. Es riecht nach Zitrone, Sommerblüten, Salbei und Rose. An den Wänden stehen Holzregale. Darauf stapeln sich große Papiersäcke mit den getrockneten Kräutern. In Wannen werden hier die Teemischungen vorbereitet, die über den Online-Shop weit über die Grenzen der Ortenau verkauft werden

Angefangen hatte für Lichtblau-Reitter alles ganz unspektakulär. Schon seit dreißig Jahren baue sie auf dem Reitter-Hof in Ottenheim Kräuter an, erzählt die 60-Jährige im Gespräch mit der Lahrer Zeitung. "Den Bauerngarten habe ich damals von meiner Schwiegermutter übernommen", erinnert sie sich. Da gehörten eben auch Kräuter dazu. Darunter die üblichen Verdächtigen: Petersilie, Liebstöckel, Schnittlauch und Co. Verändert hat alles eine Anzeige in der Badischen Bauernzeitung: Der Verein Bauerngarten- und Wildkräuterland Baden bot einen Kurs für Landfrauen an. "Der Plan damals war, dass Frauen aus der Landwirtschaft mit den Kräutern ein Nebeneinkommen erarbeiten", so die Ottenheimerin. In einem Kurs sei sie dann intensiv über Anbau, Pflege und Ernte von Kräutern unterrichtet worden. "Da wurde auch viel betriebswirtschaftliches Wissen vermittelt, das war sehr gut", blickt Lichtblau-Reitter heute zurück.

Anbauflächen liegen im ganzen Land verstreut

Aus den Reihen der Teilnehmerinnen fanden sich dreißig Frauen zusammen, die aus der Vermarktung ihrer Kräuter ein Geschäft aufbauen wollten. "Die Idee war eine Genossenschaft oder einen Verein zu gründen", erläutert die 60-Jährige. Wegen bürokratischer Hürden, wurde es dann die Vereinsstruktur. Das Konzept war schnell gefunden: Rund zwanzig Frauen bauen seit 2014 auf ihren Höfen und Gärten Kräuter an. Sie säen, ernten und trocknen selbstständig. "Jede der Frauen hat zu Hause eine Trockenanlage stehen", erklärt die Ottenheimerin.

Die Anbauflächen sind in Baden und Teilen von Württemberg verstreut – drei der Frauen kommen aus Ottenheim, Neuried und Friesenheim, drei weitere aus der restlichen Ortenau. "Der Verein ist dabei der ›landwirtschaftliche Betrieb‹, die Frauen bewirtschaften die Felder", erklärt Lichtblau-Reitter. Die Flächengröße gehe bei rund 500 Quadratmeter los, zwei der Frauen wirtschaften auf 3000 Quadratmetern.

Die getrockneten Kräuter werden in große Säcke verpackt und nach Ottenheim geschickt. Der Verein Kräuterland Baden-Württemberg als Träger bezahlt den Frauen die angelieferten Kräuter. In Ottenheim mischt Lichtblau-Reitter mit Unterstützung der anderen Frauen dann Tees oder Würzmischungen.

Angefangen hat alles auf 1000 Quadratmetern

"Die Rezepte für unsere Mischungen haben wir selbst zusammengestellt", so die Ottenheimerin.

Vermarktet werden die Produkte in der "Kräutermanufaktur" auf dem Reitterhof oder auch über den Online-Shop, auf regionalen Märkten und bei Vertriebspartnern – unter anderem im "Rhinlädele" im Europäischen Forum am Rhein in Altenheim.

Angefangen hatte Lichtblau-Reitter das Projekt mit einer Anbaufläche von rund 1000 Quadratmetern – nach und nach wuchs diese auf das dreifache. "Es ist wirklich harte Arbeit", erklärt sie. Mit ihrer Arbeit im Verein und in der Kräutermanufaktur komme sie auf eine Halbtagsstelle. Sie habe zugunsten des Projekts den Bauernladen auf dem Reitterhof aufgegeben. Wenn man ihr zuhört, wie sie von den Kräutern spricht, wird klar: Bereuen tut sie diesen Schritt nicht.

Weitere Informationen: kraeuterland-bw.de

Seit mehr als 300 Jahren betreibt die Familie Reitter in Ottenheim ihre Landwirtschaft. Schwerpunkte des Reitterhofs liegen aktuell auf der Rinderhaltung, dem Ackerbau und seit 2006 auch auf der Energieerzeugung mit Hilfe einer Biogas- und einer Fotovoltaik-Anlage.