Axel Siefert trainiert seit 2018 gemeinsam mit Dennis Bührer den Bahlinger SC, in der derzeit unterbrochenen Regionalliga-Saison stehen die Kaiserstühler auf dem achten Platz. Foto: mel Foto: Lahrer Zeitung

Regionalliga: Bahlingens Trainer über die Fortführung der Saison und seinen neu erlangten Profistatus

Kaum eine Spielklasse in Deutschland ist so heterogen wie die Regionalliga. Profiteams treffen hier auf Dorfclubs, beinahe täglich gibt es neue Entwicklungen über die Fortsetzung der Saison. Denn derzeit ruht der Spielbetrieb, nicht jedem Verein gefällt das. Ganz vorne mit dabei sind die Kickers Offenbach, die die Ligaleitung mehrfach kritisierten. Beim Ligakonkurrenten Bahlinger SC beobachtet man die Diskussionen und wartet ab, wie Trainer Axel Siefert berichtet. Seit 2018 trainiert der 51-Jährige, der in Orschweier wohnt, gemeinsam mit Dennis Bührer den BSC. Der Geschäftsführer des Reinigungsunternehmens Twenmark erzählt im Gespräch mit der Lahrer Zeitung wie die derzeitige Situation in Bahlingen ist, sieht nach zwölf Spielen Zwischenbilanz und wie es sich anfühlt, von der Politik als Profi-Trainer eingestuft zu werden.

Herr Siefert, das Land Baden-Württemberg zählt die Regionalliga Südwest zum Profisport – seit einigen Tagen sind Sie also für die Politik ein Profi-Trainer. Wie fühlt sich’s an?

(lacht) Für mich als Fußball-Freak ist ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen. Als kleines Kind will man immer Profi werden und auch als Trainer setzt man sich ja Ziele.

Geht’s jetzt für Sie noch weiter nach oben?

Mit Familie und eigenem Unternehmen ist es natürlich ab einem gewissen Punkt schwierig, deshalb habe ich ja damals nach der A-Lizenz auch nicht direkt den Fußballlehrer nachgezogen. Anders als zum Beispiel Markus Gisdol, der in meinem Kurs war. Ohne eigenes Geschäft hätte ich wohl versucht, im Profi-Geschäft unterzukommen. Aber so war es eigentlich klar, dass sich die Sache für mich erledigt hat. Dass es jetzt so klappt, ist aber cool – nicht wegen des Geldes sondern einfach, weil ich das gerne mache.

Wurde Ihr Vertrag beim Bahlinger SC schon angepasst?

Nein. Und unser Sportlicher Leiter Bernhard Wiesler hat auch gleich gesagt, dass es nicht mehr Geld gibt (lacht).

Wie fühlt man sich denn als Profi im Training?

Das kann ich noch gar nicht sagen, wir haben ja seit unserem letzten Spiel Ende Oktober nicht mehr trainiert. Ich bin also Profi-Trainer ohne Trainingseinheit (lacht). Aber die erste wird sicher bald kommen.

Der Zeitpunkt des ersten Trainings hängt von den Entscheidungen der Liga-Leitung ab. Verfolgen Sie die Diskussionen innerhalb der Regionalliga?

Ja, klar – ich verfolge jeden Tag, was berichtet wird. Wir haben auch mitbekommen, dass die Kickers Offenbach und Homburg ein Testspiel gemacht haben, das wird bei einigen anderen Vereinen in der Liga auf nicht viel Verständnis stoßen.

Sie haben Pause, dort wird trainiert – eine einheitliche Lösung sieht anders aus.

Ich will da niemandem einen Vorwurf machen. Aber ist auch so: Das sind absolute Profivereine, wir – und auch andere – sind Amateure. Zwar mit einigen professionellen Strukturen, aber dennoch. Und ich nehme die Situation der Offenbacher nur aus der Entfernung wahr. Aber es ist sicher ein Zeichen für die Diskrepanz in der Liga – das müssen wir so akzeptieren, auch wenn wir es nicht verstehen.

Wie sieht die Planung in Bahlingen aus, wann rollt der Ball wieder?

Der Plan ist, dass wir einfach warten müssen. Den Spielern haben wir empfohlen, dass sie sich individuell fit halten sollen. Derzeit warten wir auf den 17. November. Wenn an diesem Tag auch die Teams aus Rheinland-Pfalz trainieren dürfen, wird ab dem 1. Dezember wieder gespielt. Wenn nicht, dann geht es am 1. Dezember mit dem Training los und das nächste Spiel könnte dann Mitte Dezember sein.

So oder so, 30 Spiele muss der Bahlinger SC noch absolvieren. Ist das aus Ihrer Sicht machbar?

Auf normalem Weg sicher nicht. Es geht nur, wenn wir noch mehr Englische Wochen haben und dazu noch die Sommerpause verkürzen. Es wird auf jeden Fall eine Herausforderung, die Saison zu beenden.

Klingt nach einer schwierigen Situation für den BSC?

Es ist allgemein eine Katastrophe. Aber in den letzten Monaten haben wir gelernt, mit der Ungewissheit klarzukommen. Und man muss klar sagen: Wenn ich an andere Wirtschaftszweige wie die Gastronomie oder Fitnesscenter denke, dann relativiert sich das alles.

Zuletzt war zu lesen, dass das erste Zwischenziel die Hinrunde ist. Wie sehen Sie das?

Das ist richtig. Auch da kann man aber ein Haar in der Suppe finden. In unserem Aufstiegsjahr lagen wir nach der Hinrunde auf Platz zehn und haben dann in der Rückrunde vor allem die wichtigen Heimspiele alle gewonnen und unsere Ziele dadurch erreicht.

Derzeit liegen Sie nach zwölf Spielen auf dem achten Patz. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus?

Sehr positiv. Für uns war das ja auch alles Neuland mit den vielen Englischen Wochen. Die waren teilweise brutal. Dazu kam dann noch die Pause aufgrund von Corona-Infektionen im Kader. Insgesamt war es sehr anstrengend, organisatorisch alles auf den Weg zu bringen. Aber es hat auch viel Spaß gemacht, wir sind ja alle gerne auf dem Fußballplatz. Insgesamt würde ich sagen, haben wir die ersten Spiele gut rumgekriegt.   Fragen von Felix Gieger