Fast 80 Prozent der Unfälle auf dem Schulweg sind 2019/20 in der Region mit dem Fahrrad passiert. Hier zu sehen sind Ettenheimer Schüler, wo es insgesamt vier Unfälle gab. Foto: Archiv - Decoux-Kone

Sicherheit: Kreisweit sinken Vorfälle auf Schulwegen um mehr als die Hälfte / Offenburg an der Spitze

Ortenau - Der Schulweg im Kreis ist scheinbar sicherer geworden: Im vergangenen Schuljahr hat sich die Zahl der Unfälle mehr als halbiert – die Schulschließungen sind wohl der Grund dafür. Die Polizei setzt sich dafür ein, dass die Zahl so niedrig bleibt.

Starker Rückgang der Unfälle 

Mit dem Ausklang der Sommerferien steigt bei vielen Erstklässlern die Vorfreude auf den ersten Schultag am kommenden Montag. Die erste Hürde, die es dabei zu meistern gilt, ist der Weg zur Schule. Zunächst die guten Nachrichten: Nachdem bereits im vergangenen Jahr die Gesamtzahl der Unfälle im Einzugsgebiet des Polizeipräsidiums Offenburg zurückging, ist die Anzahl im vergangenen Schuljahr deutlich von 68 auf 37 Unfälle zurückgegangen.

"Der überaus starke Rückgang ist mit Sicherheit in den behördlichen Maßnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zu finden", heißt es dazu vom Polizeipräsidium Offenburg. Im Schuljahr 2019/20 wurden durch Schulwegunfälle 32 Schüler leicht verletzt, in fünf Fällen kam es zu schweren Verletzungen. Tödliche Unfälle waren glücklicherweise nicht zu beklagen.

Offenburg und Ettenheim haben die meisten Unfälle 

Die Quote der selbstverschuldeten Unfälle durch Schüler sank in dem Zeitraum von 64 auf 38 Prozent. Beteiligt waren dabei im Wesentlichen Radfahrer (78 Prozent), Pkw (59 Prozent) und Fußgänger (14 Prozent). Nahezu die Hälfte der Unfälle ist auf den sogenannten Ursachenkomplex "Vorfahrt, Abbiegen, Ein- und Anfahren" zurückzuführen. Dazu kommen Fahrfehler oder die "regelwidrige Nutzung des Verkehrsraums", so die Polizei.

Der Ortenaukreis kam auf ein Minus von 35 auf nur noch 27 Unfälle. Im Vergleich sank die Zahl der Schulwegunfälle im Landkreis Rastatt von 15 auf neun, während die Zahl in Baden-Baden von drei auf eins fiel. Die meisten Unfälle hatten Offenburg und Ettenheim mit sieben respektive vier zu verzeichnen. In Achern, Bühl, Kehl und Rheinau wurden jeweils drei Unfälle erfasst. "Wie auch in den vergangenen Jahren waren dabei innerhalb der Städte keine Unfallhäufungsstellen auszumachen", erklärt das Präsidium.

Die Polizei sieht in den kommenden Wochen genau hin

Damit die Zahl der Unfälle möglichst niedrig bleibt, ist die Polizei in den ersten Wochen nach dem Schulstart wieder mit der Aktion "Sicherer Schulweg" unterwegs. Die Beamten kontrollieren dann verstärkt die Gurtpflicht und die Geschwindigkeit der Autofahrer – insbesondere an Stellen mit erhöhten Unfallgefahren.

Auch das Verhalten der Autofahrer gegenüber dem ÖPNV sowie an Fußgängerüberwegen und Bushaltestellen wollen die Polzisten verstärkt beobachten. Natürlich stehen auch die Schüler im besonderen Fokus der Polizei. So werden Beamte die technische Sicherheit der Schülerfahrräder prüfen und deren Verhalten auf den Schulwegen im Auge haben, teilt das Präsidium mit.

Alleine zur Schule gehen muss vorbereitet werden 

Eine Herausforderung steht den Schülern bevor, die zum ersten Mal den Schulweg alleine meistern sollen. Die Vorbereitung sei eine wichtige Aufgabe, die viel Zeit und Geduld erfordert, merkt der ADAC Südbaden an. "Bei Grundschülern sind Reaktionsfähigkeit und Richtungshören noch nicht so ausgeprägt wie bei Erwachsenen.

Daher können sie kritische Situationen im Straßenverkehr oft nicht richtig einschätzen", erläutert ADAC-Experte Andreas Müller. Zudem fehle ihnen aufgrund ihrer geringen Körpergröße der nötige Überblick, sie würden leicht übersehen.

Mögliche Gefahren mit den Kindern besprechen 

Eltern sollten den Schulweg daher frühzeitig mit den Kindern üben und sie in den ersten Schultagen auch begleiten. Dabei sollten Eltern mögliche Gefahrenstellen aufzeigen und mit ihren Kindern besprechen. "Es zählt nicht, schnell anzukommen, sondern sicher. Deshalb lieber einen etwas längeren Weg einüben, wenn dadurch Gefahrenstellen vermieden werden können", rät Müller.

Das beliebte Eltern-Taxi sieht der Verkehrsexperte kritisch: "Das ist zwar gut gemeint, doch viele Eltern unterschätzen die Gefahren im Bereich der Schule." Wenn sich reihenweise elterliche Fahrzeuge vor der Schule stauten und plötzlich zum riskanten Wendemanöver ausholten, komme es schnell zum Verkehrschaos, die Unfallgefahr steige. Auch die Fahrt mit dem Bus, inklusive Ein- und Aussteigen, sollte geübt werden.

Per Definition handelt es sich bei Schulwegunfällen um Unfälle, bei denen Schüler bis 17 Jahre als aktive Verkehrsteilnehmer auf dem Weg von oder zur Schule durch einen Verkehrsunfall verletzt werden, erklärt das Polizeipräsidium Offenburg. Mehr Infos zur Sicherheit im Straßenverkehr gibt es auch im Internet auf der Webseite www.gib-acht-im-verkehr.de.