Ein Arzt zeigt, wie eine Tuberkulose-Erkrankung auf einem Röntgenbild sichtbar wird. Foto: Fischer

Ortenaukreis registriert in diesem Jahr 33 Erkrankungen und damit 17 mehr als im Vorjahr

Ortenau - Weltweit zählt Tuberkulose zu den tödlichsten Infektionskrankheiten. In Deutschland schien die Krankheit als weitestgehend zurückgedrängt. Seit 2013 steigen die Zahlen der Patienten – auch in der Ortenau. Das Gesundheitsamt registrierte in diesem Jahr bisher 33 Fälle, im Vorjahr waren es noch 16.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) legt in seinem aktuellen "Bericht zur Epidemiologie in Deutschland" konkrete Zahlen vor. Die Statistik zeigt, dass die Zahl der registrierten Tuberkulose-Erkrankten deutschlandweit gestiegen ist: von 4318 im Jahr 2013 auf 5915 Personen im Jahr 2016. Da die Infektions-Krankheit in Deutschland meldepflichtig ist, kann sich das RKI auf die Zahlen der Gesundheitsämter beziehen, die Aufschluss über Nationalität, Geschlecht, Alter oder Nationalität der Patienten geben. Demnach haben rund 70 Prozent der 2016 Erkrankten eine ausländische Staatsangehörigkeit, circa 74 Prozent der Patienten sind im Ausland geboren.

Bei den Herkunftsländern der Migranten stehen die Staaten Somalia (rund acht Prozent) Eritrea (sieben Prozent), Afghanistan (sechs Prozent) sowie Syrien (vier Prozent) vorne. Ärzte gehen davon aus, dass diese Zahlen mit der Zuwanderung von Flüchtlingen aus Ländern mit deutlich höheren Tuberkulose-Vorkommen zusammenhängen. Körperliche Strapazen und schlechte Gesundheitsversorgung während der Flucht sowie die Unterbringung in großen Flüchtlingslagern tragen dazu bei.

Wie sieht es in der Ortenau aus? "Wir liegen im gleichen Trend, wie er bundesweit ist", berichtet der Arzt Thomas Wolf, Leiter des Sachgebiets Umwelt- und Infektionshygiene beim Gesundheitsamt Ortenaukreis. Bis 2012 sei die Krankheit rückläufig gewesen, man habe deshalb Personal abgebaut, so Wolf. 2015 registrierte das Gesundheitsamt dann 24 Tuberkulose-Patienten, 2016 ging die Zahl auf 16 Fälle zurück. 2017 hat sich die Zahl verdoppelt: Insgesamt liegen aktuell 33 Fälle von Lungentuberkulose vor.

"Die Patienten kommen sowohl aus Deutschland als auch aus den Ausland", berichtet Wolf. Zu den Erkrankten zählen auch Flüchtlinge. Besonders auffällig ist jedoch der hohe Anteil von Osteuropäern, die infiziert sind. "Das sind Länder, in denen Tuberkulose häufiger vorkommt und es Krankheitsformen gibt, die eine Resistenz gegen die nötigen Medikamente entwickelt haben", erklärt der Arzt. Die osteuropäischen Patienten seien überwiegend Menschen, die sich nur vorübergehend in der Ortenau aufhielten, dort etwa als Saisonarbeiter tätig seien und dann zum Arzt gingen.

Der Anstieg der Tuberkulose-Kranken führte nun dazu, dass der Ortenaukreis Personal aufbaut: In der Abteilung Umwelt- und Infektionshygiene hat das Gesundheitsamt im Bereich "Tuberkulosefürsorge" jetzt reagiert und laut dessen Leiter Wolf eine weitere Ärztin eingestellt. Insgesamt sind dort zwei Ärzte sowie zwei nicht-ärztliche Mitarbeiter eingestellt.