Auch auf dem Wertstoffhof in Sulz wird viel Elektroschrott in Containern entsorgt. Foto: Kauffmann Foto: Schwarzwälder Bote

Elektroschrott: Registrierte Menge steigt 2017 deutlich an / Kameras auf Wertstoffhöfen schrecken Diebe ab

Rund viereinhalb Tonnen Elektroschrott hat das Landratsamt 2017 in der Ortenau registriert. Viel mehr als in den Jahren zuvor. Grund: Ein neues Überwachungssystem hält Diebe mittlerweile von ihren Beutezügen auf Wertstoffhöfen ab.

Ortenaukreis. Was wollen Diebe mit gestohlenem Elektroschrott von Wertstoffhöfen? "Man kann nur spekulieren, was damit passiert ist", sagt Kai Hockenjos, Sprecher des Landratsamts. Auch die Polizei kann mangels konkreter Nachweise nur vermuten: Steigen die Preise für Buntmetalle, kommen mehr Diebstähle von Deponien vor – und das lasse immerhin darauf schließen, dass der Schrott auf dem Schwarzmarkt verkauft werde. "Das ist aber nicht wirklich lukrativ", stellt Yannik Hilger vom Polizeipräsidium Offenburg klar.

Und doch sind bis Mitte vergangenen Jahres offenbar erhebliche Mengen Elektroschrotts gestohlen worden. Die registrierte Menge der entsorgten Elektro- und Elektronikgeräte lag im Jahr 2016 kreisweit noch bei 4,05 Tonnen. Nur ein Jahr später steigt diese Zahl deutlich auf rund 4,46 Tonnen. "Dies führen wir unter anderem auf die im Juni 2017 eingeführte Videoüberwachung und das schnelle Eingreifen der Polizei zurück", erklärt Stefan Weiler vom Eigenbetrieb Abfallwirtschaft Ortenaukreis.

Werden seither Kriminelle auf einer Deponie entdeckt, informiert eine Sicherheitsfirma die Polizei. "Es kommen viel weniger Diebe", berichtet Rolf Fischer, Deponiewart auf dem Wertstoffhof in Sulz. Bisher warteten die Diebe, bis er und seine Kollegen nach Dienstschluss weggefahren sind, manche seien gar so dreist gewesen und lauerten in der Nähe einer Zufahrt.

"Die meisten Diebe sind Einzeltäter. Es sind reisende Täter, die mit hochwertigen Metallen zusätzlich Geld verdienen wollen", sagt Hilger. Dies sei aus Vernehmungen nach Festnahmen bekannt geworden. Die Fallzahlen würden jedoch sinken und Diebstahl von Deponien sei im Gebiet des Polizeipräsidiums im Vergleich mit anderen Eigentumsdelikten inzwischen kein großes Thema.

Während die Delikte zurückgehen, steigt die Menge der weggeworfenen Geräte augenscheinlich. "Wir haben jedes Jahr mehr", schildert Fischer seinen Eindruck von der Deponie in Sulz. Die 40 Kubikmeter fassenden Container seien mit Sicherheit einmal pro Woche voll. Abgegeben wird nach Auskunft des Landratsamts die gesamte Bandbreite an Geräten, von Waschmaschinen, über Kühlschränke bis hin zu elektrischen Zahnbürsten. Nur die Abgabe von Flachbildfernsehern habe zugenommen.

Abtransportiert werden Haushaltsgroßgeräte nach Offenburg. Dort werden sie von der Firma August Leber Rohstoffe von Schadstoffen gereinigt. Danach wird das Material nach Straßburg verfrachtet, wo es von Ecore in einzelne Bestandteile zerlegt wird. Kleinere Geräte werden nach Illingen (Enzkreis) gebracht und dort von der Firma Südrec teils von Hand zerlegt. Gewonnene Stoffe werden wieder aufbereitet und teilweise erneut für die Produktion von Elektrogeräten verwendet. Kühlschränke und Fernseher müssen sich die Hersteller selbst um die Wiederverwertung kümmern.

2016 lag das registrierte Gesamtaufkommen an Elektroschrott im Landkreis bei 4047 Tonnen. Das entspricht 9,6 Kilogramm pro Einwohner. Der Landesdurchschnitt lag für Baden-Württemberg im gleichen Jahr bei nur 7,6 Kilogramm pro Einwohner. Die Menge des registrierten Elektroschrotts lag 2013 noch bei 4,29 Tonnen (2014: 4,18; 2015: 4,10; 2016: 4,05). Mit der Einführung der Kameraüberwachung ist die Menge 2017 erstmals wieder gestiegen, auf 4,46 Tonnen.