Rund 250 Teilnehmer demonstrierten am Donnerstagabend in Offenburg. Offenbar befanden sich auch Gegner der Klinikreform unter den Protestierenden – zumindest legen einige der Plakate dies nahe. Foto: Verdi Foto: Lahrer Zeitung

Protest: Rund 250 Beschäftigte demonstrieren in Offenburg / Gewerkschaft fordert 4,8 Prozent mehr Gehalt

Rund 250 Beschäftigte aus dem öffentlichen Dienst sind am Donnerstagabend in Offenburg für mehr Lohn auf die Straße gegangen. Organisiert hatte den Protest die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.

Offenburg. "Die Beschäftigten im Rathaus, Landratsamt und den Kliniken sind sauer" erklärte Gewerkschaftssekretärin Melanie Kühn, bei Verdi zuständig für den öffentlichen Dienst, im Vorfeld der Veranstaltung. "Während der Krise gab es viel Applaus, jetzt wollen die öffentlichen Arbeitgeber davon nichts mehr wissen", so der Vorwurf der Gewerkschaft. Die Gewerkschaft fordert ein Plus von 4,8 Prozent – mindestens jedoch 150 Euro – monatlich im öffentlichen Dienst. Für Azubis soll es 100 Euro mehr pro Monat geben.

Unter den Teilnehmern seien auch 50 bis 60 Mitarbeiter des Ortenau-Klinikums gewesen, berichtete Gewerkschaftssekretär Michael Herbstritt, bei Verdi zuständig für das Gesundheitswesen, im Gespräch mit unserer Zeitung. "Unsere Kolleginnen und Kollegen in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen haben während der Pandemie den Laden am Laufen gehalten, jetzt brauchen sie eine faire und anständige Tariferhöhung und zwar alle Beschäftigten", so Herbstritt.

Unabhängig von den Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst plant der Ortenaukreis an die Beschäftigten des Klinikums eine Corona-Prämie auszuzahlen.

Verdi fordert 1500 Euro für alle Klinikmitarbeiter

Dafür sind insgesamt rund zwei Millionen Euro vorgesehen, die mit einer angekündigten Prämie des Bundes verrechnet werden sollen (wir berichteten). "Man muss es dem Gesamtpersonalrat hoch anrechnen, dass er durchgesetzt hat, dass jeder Beschäftigte was bekommt", erklärte Herbstritt drauf angesprochen. Ursprünglich sah das Modell vor, dass nur Beschäftigte aus sogenannten Risikobereichen profitieren sollten. Ausgezahlt worden wäre die Prämie an Personal, das in den Sichtungsstellen oder auf direkt von Corona betroffenen Stationen gearbeitet hat.

"Jeder der im Krankenhaus arbeitet hat seinen Teil dazu beigetragen", so Herbstritt. Drum widersprach der Personalrat dem ersten Entwurf und entwickelte mit der Klinikleitung ein gestaffeltes Modell, von dem mehr Beschäftigte profitieren (siehe Info). Verdi geht das jedoch nicht weit genug, so sieht Herbstritt noch viel mehr den Bund in der Pflicht: "Unsere Haltung ist von Anfang an: 1500 Euro bis Jahresende für jeden."

Der aktuelle Vorschlag von Personalrat und Klinikleitung teilt die Beschäftigten in drei Gruppen ein: Die Mitarbeiter, die größtenteils in einem Risikobereichen arbeiteten, werden stärker berücksichtigt – sie sollen 618 Euro erhalten. Die zweite Gruppe soll 412, die dritte 206 Euro erhalten. Um berücksichtigt zu werden, muss ein Mitarbeiter in der Hochphase der Corona-Krise mindestens 30 Prozent seiner Soll-Arbeitszeit gearbeitet haben. Das geht aus einer Vorlage des Klinikausschusses hervor. Das Gremium soll am Dienstag darüber abstimmen.