Gejubelt wird auch weiterhin beim VC Offenburg. Ab der kommenden Saison aber nicht mehr in der zweiten Bundesliga. Foto: Fissler Foto: Lahrer Zeitung

Volleyball: Spitzenreiter der zweiten Liga fehlen Finanzen für Profisport / Spielerinnen reagieren enttäuscht

Gerüchte hat es schon länger gegeben, nun ist es offiziell: Der Volleyballclub Offenburg zieht sich ab der kommenden Saison aus der zweiten Bundesliga zurück. Das gab der Verein am Dienstagnachmittag bei einer Pressekonferenz bekannt.

Ganze sechs Sätze haben die Damen den VC Offenburg in der zweiten Liga in bisher 14 Spielen abgegeben. Noch ohne Niederlage ziehen sie damit einsam ihre Kreise an der Tabellenspitze, die Meisterschaft ist eigentlich nur noch Formsache. Doch selbst wenn die Spielerinnen von Trainer Florian Völker am Ende der Saison die Titelverteidigung feiern können, das Aufstiegsrecht wird der Verein wie schon nach der vergangenen Meisterschaft nicht wahrnehmen. Und noch mehr. "Wir werden am Ende der Saison die Mannschaft aus der zweiten Liga abmelden", verkündete VCO-Präsident Fritz Scheuer am Dienstagnachmittag bei der Pressekonferenz in der Offenburger Nord-West-Halle.

Die Gründe hierfür seien vielfältig und nicht nur finanzieller Natur, erklärte Scheuer. Doch natürlich spiele das Geld eine große Rolle. "Wir sind müde, dem Geld für die erste Liga hinterherzurennen", sagte er. Denn wolle man in der ersten Liga spielen, benötige man einen Jahresetat von "mindestens" 500 000 Euro, um die Spielerinnen als Profis anzustellen – momentan sind sie Amateure. Zum Vergleich: In der zweiten Liga hat der VCO derzeit einen Etat von etwa 170 000 bis 180 000 Euro. Wolle man also den Schritt in den Profisport wagen, "wären weitere Firmen gefragt", so der Vereinspräsident. Und genau hier habe man sich zuletzt schwer getan, neue Partner an Land zu ziehen. So ist man beim VCO zur bitteren Einsicht gekommen, dass man die Mittel für den Spielbetrieb in der ersten Liga nicht bekommen würde.

Die fehlenden Mittel für den Aufstieg seien jedoch nicht der alleinige Grunde, warum man direkt in die dritte Liga gehe: Der Zweitliga-Betrieb verursache einen hohen Aufwand, der auf wenige Schultern im Verein verteilt sei. Und auch auf den sportlichen Bereich würde sich der erneute Verzicht auf den Aufstieg auswirken. Zum einen würde man an Strahlkraft für junge, ambitionierte Nachwuchskräfte von außerhalb verlieren, zum anderen würde man aber auch intern die Entwicklung von Team und Trainer bremsen. "Florian Völker sieht seine Zukunft nicht in der zweiten oder dritten Liga", weiß auch Fritz Scheuer, dem die Entscheidung ebenso schwer gefallen ist wie seinem Sohn – und Teammanager – Florian Scheuer, der sagt: "Es ist für mich und meine Familie schwer. Den hohen Standard, den wir haben, aufzugeben, ist schade."

Wer nächstes Jahr in der ersten Mannschaft spielt, ist völlig unklar

Ähnliches sagt auch Mannschaftskapitänin Richarda Zorn. "Ein Schock" sei es gewesen, als sie und die Mannschaft vergangene Woche informiert wurden. Zu ihrer sportlichen Zukunft konnte sie sich noch nicht äußern. "Es dauert, so etwas zu verarbeiten", so die Zuspielerin.

Die Enttäuschung war auch ihrem Trainer Florian Völker anzumerken. "Ich hätte gerne den Weg weitergeführt. Aber zum Berufsbild eines Trainers gehört es auch, flexibel zu bleiben", sagte Völker, der nächste Saison wohl nicht mehr Trainer in Offenburg sein wird. "Erste Gespräche laufen bereits – mein Ziel ist es, im Profisport tätig zu sein", so der junge Trainer, der im Frauenbereich bleiben will.

Mit welchem Kader der VCO in der kommenden Saison in der dritten Liga antreten wird ist daher noch völlig unklar. Man habe Gespräche mit Spielerinnen der zweiten Mannschaft geführt und warte gleichzeitig auf die Entscheidungen der Spielerinnen aus dem Zweitligateam, berichtet Florian Scheuer. Man habe vollstes Verständnis, wenn Spielerinnen erste Liga spielen wollen und daher Offenburg verlassen.

Und bei aller Enttäuschung äußerten sich die Verantwortlichen auf der "ersten richtigen Pressekonferenz des VCO" auch vorsichtig optimistisch. "Ein Schritt zurück ist vielleicht auch ein Schritt nach vorne. Die zweite Liga kann man durchaus wieder erreichen", sagte VCO-Präsident Fritz Scheuer.