Gut 9000 Lehrer in Baden-Württemberg sind mit Beginn der Sommerferien arbeitslos: Sie müssen sogar damit rechnen, keine weitere Anstellung zu erhalten. Foto: Symbolbild: Stratenschulte

Auch Lehrer aus der Ortenau müssen sich arbeitslos melden. Keine Garantie für Weiterbeschäftigung

Ortenau - Mit dem Beginn der Sommerferien am Donnerstag beginnt für viele Schüler die schönste Zeit im Jahr. Das gilt aber nicht für knapp 9000 Lehrkräfte im Land. Denn sie werden arbeitslos.

Vor allem trifft es Referendare und befristet beschäftigte Vertretungslehrer. Diese springen in der Regel bei längeren Krankheiten und Elternzeit ein. Sieben Prozent aller in Baden-Württemberg beschäftigten Lehrer seien befristet, heißt es vom Kultusministerium in Stuttgart.

Wie Horst Sahrbacher, Geschäftsführer der Offenburger Agentur für Arbeit und damit zuständig für die Ortenau, mitteilt, haben sich bereits kreisweit 50 Lehrer arbeitslos gemeldet. "Das ist eine sich jährlich wiederholende Prozedur", berichtet er. Und: Die Zahl verändere sich kaum.

Die meisten arbeitslos gemeldeten Lehrer erhielten dann während der Sommerferien Arbeitslosengeld 1. Es gebe aber auch einige, die keinen Leistungsanspruch hätten, sich dennoch arbeitslos meldeten. Ihr Ziel sei es, dass die Zeit ihrer Erwerbslosigkeit in der Rentenversicherung angerechnet werde.

Wie die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) ausrechnet, spare das Land durch die Beendigung der befristeten Verträge während der schulfreien Sommerferien Millionen von Euro.

Landesweit, erklärt das Kultusministerium dazu, seien es konkret 3300 Lehrer, deren Arbeitsvertrag spätestens am Donnerstag mit Beginn der diesjährigen Sommerferien ende. Die Dunkelziffer sei aber noch höher, da sich längst nicht alle Lehrer arbeitslos meldeten.

Ihre Weiterbeschäftigung würde das Land etwa 12,5 Millionen Euro kosten, hat das Kultusministerium ausgerechnet. Günstiger komm es da für Baden-Württemberg, die befristeten Lehrkräfte während der sechswöchigen Sommerferien in die Arbeitslosigkeit zu schicken. Sowohl die GEW als andere Lehrerverbände fordern die Landespolitik seit Jahren auf, diese Praxis zu beenden. "Die Politik hat dies versprochen, aber nie eingelöst", hört man aus GEW-Kreisen.

Zwar erhielten mehr als 90 Prozent der befristet angestellten Lehrer zum neuen Schuljahr wieder ein Einstellungsangebot, das auch die große Mehrzahl annimmt, dennoch ist eine berufliche und private Lebensplanung unter diesen Umständen natürlich schwierig. Auch die Schulleitungen könnten nicht planen, weil sie oft erst im September über die Personalausstattung im neuen Schuljahr Bescheid bekämen, erklärt die GEW. Das Kultusministerium rechtfertigt sich damit, dass die Verträge immer nur bis zum Ende des jeweils laufenden Schuljahres geschlossen werden können, da sie an den konkreten Vertretungsbedarf gekoppelt sind.

Doch das ist, so Landtagsabgeordnete Sandra Boser, nur ein Teil der Wahrheit. Unter den 3300 Vertretungslehrern seien schließlich knapp 650, die die Voraussetzungen für eine Festanstellung erfüllten. "Diese Gruppe muss in Zukunft unbefristet beschäftigt werden", fordert sie.

Der Blick in andere Bundesländer zeigt, dass es auch anders geht. In Rheinland-Pfalz werden Vertretungslehrer ab 2019 auch in den Sommerferien entlohnt. "Eine ähnliche Regelung ist in Baden-Württemberg mehr als überfällig", heißt es bei der GEW.

Info: 9000 arbeitslos

Auch viele Pensionäre sind unter den 3300 Lehrern mit einem befristeten Arbeitsvertrag. Überdies werden gut 6000 Referendare in der Zeit der Sommerferien entlassen. Das macht dann insgesamt etwa 9000 Lehrkräfte, die für mindestens sechs Wochen arbeitslos sind.