Alleine in Jahr 2015 musste Evelyn Krümmel vom Verein "Frauen helfen Frauen" 116 Frauen und 131 Kinder im Frauenhaus ablehnen, weil es nicht genug Plätze gab. Foto: Archiv: Breuer

Kreistagsfraktion schlägt vor, Kapazitäten des Vereins "Frauen helfen Frauen Ortenau" zu erweitern

Die Aufnahmekapazitäten im Frauenhaus des Vereins "Frauen helfen Frauen Ortenau" reichen nicht aus. Laut SPD-Kreistagsfraktion mussten 2012 bis 2016 durchschnittlich 46 Frauen pro Jahr abgewiesen werden. Die SPD hat nun eine Erweiterung beantragt.

Ortenau (red/vk). Die SPD-Fraktion fordert den Kreistag in ihrem Antrag auf, unter anderem zu beschließen: Erweiterung der Kapazitäten: Die Sozialverwaltung des Ortenaukreises soll mit dem Verein "Frauen helfen Frauen Ortenau" Verhandlungen über eine mögliche Erweiterung der Kapazitäten des Frauenhauses aufnehmen. Bekenntnis: Der Kreistag möge sich grundsätzlich zu einer "bedarfsdeckenden Bereitstellung von Frauenhausplätzen (mit integrierten Kinderplätzen)" bekennen, die Frauen in Not die erforderlichen Überbrückungshilfen hin zu einem gesicherten und selbstständigen Leben bieten. "Bei zukünftigen Kapazitätsüberlegungen soll der Ortenauer Bedarf zugrunde gelegt werden." Finanzierung: Im Zuge einer möglichen Erweiterung der Frauenhausangebote soll es eine Umstellung auf eine tagessatzorientierte Finanzierung geben, wie sie in Baden-Württemberg anderenorts üblich sei. Dafür soll mit dem Träger des Frauenhauses eine entsprechende Leistungsvereinbarung abgeschlossen werden, um so auch die ambulante Arbeit über einen institutionellen Zuschuss abzusichern.

Hintergrund ist laut SPD-Fraktion, dass die Bereitstellung von Plätzen für gewaltbedrohte Frauen und ihre Kinder als unverzichtbare Pflichtaufgabe des Kreises angesehen werde. Der Kreistag habe die Finanzierung des Frauenhauses, dessen Angebot mittlerweile neben stationären Plätzen auch eine Übergangswohnung und eine viel genutzte ambulante Beratung umfasse, zwar in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Dennoch werde noch immer ein wesentlicher Teil der Arbeit durch Eigenmittel des Vereins und Spenden finanziert.

Der Bedarf im Kreis kann laut SPD nicht einmal zur Hälfte gedeckt werden

Die SPD-Fraktion sei deshalb der Aussage nachgegangen, dass die Kapazitäten des Frauenhauses bei Weitem nicht ausreichten. Man habe die Verantwortlichen vom Verein "Frauen helfen Frauen" um Angaben zu den Aufnahmeverweigerungen wegen Vollbelegung der vergangenen fünf Jahre gebeten.

Demnach seien von 2012 bis 2016 durchschnittlich 46 Frauen pro Jahr mit einem Wohnort im Ortenaukreis abgelehnt worden. Im selben Zeitraum seien pro Jahr 42 Frauen mit ihren Kindern aufgenommen worden. "Der aus dem Ortenaukreis vorhandene, langjährige Bedarf kann somit im Frauenhaus nicht einmal zur Hälfte gedeckt werden", sagt die SPD. Zusätzlich seien in diesen fünf Jahren 89 Anfragen pro Jahr von außerhalb des Kreises negativ beschieden worden. "Letztlich konnte von allen Anfragen nur rund ein Viertel positiv beantwortet werden", schreibt die Fraktion und ergänzt: "Der generelle Bedarf von Frauenhausplätzen darf und sollte am kreiseigenen Bedarf orientiert werden, auch wenn in der Praxis sowohl Unterbringungen auswärts als auch von auswärtigen Frauen in den meisten Frauenhäusern in Baden-Württemberg üblich und sinnvoll sind." Dieser könne aber bei Kapazitätsüberlegungen keine vorrangige Rolle spielen. Der Antrag befasse sich mit dem Ortenauer Bedarf.

INFO

Bedarf ist hoch

Eine Bedarfsbetrachtung kommt laut SPD-Kreistagsfraktion zu dem Ergebnis, dass die Frauenhausplätze und die zugehörigen Kinderplätze im Ortenaukreis zeitnah verdoppelt werden müssen. "Wir wissen, dass der Verein ›Frauen helfen Frauen Ortenau‹ organisatorisch und fachlich mittlerweile so gut aufgestellt ist, dass er eine solche erweiterte Aufgabe bewältigen kann", sagt die SPD. Dabei habe die Frage, wo im Ortenaukreis eine zweite Zufluchtsstätte für Frauen in Not geschaffen werde, zuerst einmal keine vorrangige Bedeutung. Der Vorstand des Frauenhauses beabsichtige, den heutigen Standort beizubehalten und einen zweiten an anderer Stelle zu eröffnen. Verstreute Einzelwohnungen hätten sich aus inhaltlichen und organisatorischen Gründen eher nicht bewährt und seien auch deutlich personalintensiver. Der Verein, so schreibt die SPD weiter, könne bei einer erweiterten Beauftragung keine zusätzlichen Eigenmittel und Spenden aufbringen. "Schon die heutigen Bemühungen belasten die ehrenamtliche Arbeit des Vereins erheblich."