Auch auf diesem Feld in der Nähe von Kippenheim beregnete im April 2017 ein Obstbauer seine Pflanzen an kalten Tagen. Das Wasser fror zu Eis an den Pflanzen und sorgte im Frühjahr für einen schützenden Eismantel um die Blüten. Foto: Archivfoto: Braun

Landwirtschaft: Warmer Winter stresst Bauern /Eismantel soll Obstblüten schützen

Ortenau - Bange Blicke richten Obstbauern zurzeit wieder aufs Thermometer. Der Winter ist viel zu warm: Die Pflanzen sind zu früh auf Frühling eingestellt und beginnen mit der Blüte, die dann später einem Frost zum Opfer fallen könnte.

"Die Obstbauern in der Ortenau kennen das Szenario seit Jahren", bestätigt Egon Busam, Vizepräsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV) und Obstbauer in Renchen, auf Anfrage unserer Zeitung. Der technische Aufwand der mittlerweile zur Frost-Rettung der Blüte eingesetzt wird, ist enorm. Einige Obstbauern hatten bereits im Jahr 2019 vorgesorgt. Drohten in den Nächten die Temperaturen die kritische Marke von etwa null Grad zu erreichen, wurde eine Frostberegnung angestellt. Das Wasser friert dabei an der Pflanze zu Eis. Das setzt dann Wärme frei. Entscheidend ist dabei, die Beregnung dauerhaft in Betrieb zu lassen, bis die Temperaturen wieder über null Grad liegen.

Die meisten Landwirte haben gar keinen Wasserzugang auf den Obstplantagen. Stattdessen setzen sie darauf, die Hagelnetze zu schließen oder mit Wärmekerzen die Temperatur zu erhöhen. Diese Methode ist sehr aufwendig und nur für kleine Flächen möglich ist, weil dabei zu wenig Hitze entwickelt wird.

"Viele Landwirte in der Region haben noch die Erlebnisse aus dem Jahr 2017 im Hinterkopf. Der Frost kam später und das mitten in der Blütenzeit im April, was den Bauern die Ernte verdorben hatte", erklärt Busam. Der Ertrag ist vor drei Jahren in einigen Regionen auf den niedrigsten Wert seit über 20 Jahren gefallen. Teilweise bedeutete dies ein Minus von 70 Prozent.

Auch in diesem Jahr vergibt das Land an Obstbauern versuchsweise Zuschüsse zur einer sogenannten Mehrgefahrenversicherung. Mit jährlich fünf Millionen Euro fördert der baden-württembergische Ministerrat das Pilotprojekt. "Ich werde eine solche Versicherung wohl abschließen", bestätigte Busam. Vorher hatte er sich allerdings vergewissert, dass auch Schäden durch Starkregen versichert sind. Dies sei nicht bei allen Angeboten der Fall.

Der warme Winter sorgt auch in der Ortenau für erstaunliche Wetterdaten. Temperaturen von mehr als zehn Grad verbuchte die Wetterstation in Ettenheimmünster an 20 Tagen im Februar. Es war der wärmste Februar im Münstertal seit mehr als 30 Jahren.