Szene aus dem Absurden Theaterstück "Die Nashörner", das in Offenburg zu sehen ist. Foto: Pfeiffer Foto: Lahrer Zeitung

Theater: Eugéne lonescos "Die Nashörner" in der Oberrheinhalle Offenburg

Offenburg (red/rha). Die Württembergische Landesbühne Esslingen zeigt am Freitag, 23. November, ab 20 Uhr in der Oberrheinhalle Offenburg "Die Nashörner" von Eugéne lonesco.

Es ist ein Nashorn – ein richtiges Nashorn! – das durch die Stadt galoppiert und alles um sich herum zerstört. Die ganze Stadt hat es gesehen und ist in heller Aufregung. Kaum hat sich die gelegt, rennt ein zweites Nashorn vorbei und dann ein drittes und ein viertes … Was zum Teufel ist passiert und wo kommen die Viecher her?

Schnell kursieren die unterschiedlichsten Theorien und auch im juristischen Verlagshaus der Stadt wird heftig spekuliert. Dort heizt sich die Debatte unter den Angestellten immer mehr auf und nimmt unerwartete Wendungen. Lediglich einer scheint einen kühlen Kopf zu bewahren: Behringer – von dem man es am wenigsten erwartet hätte. Denn der Kollege ist ein notorischer Zuspätkommer, ständig müde, von oben bis unten ungepflegt, vom Leben gelangweilt und dem Alkohol nicht gerade abgeneigt. Doch als einziger scheint er die seltsamen Vorfälle nach und nach deuten zu können: Die Nashörner sind nichts anderes als verwandelte Stadtbewohner. Ihre Verwandlung ist ansteckend und erfolgt nach ähnlichen Prinzipien, wie man sie von totalitären Regimen kennt: Hat man sich erst an die Nashörner gewöhnt, merkt man seine eigene Verwandlung kaum und fühlt sich, im Gegenteil, sogar ausgesprochen wohl. Nur Behringer ist nicht von der Krankheit betroffen: Als Außenseiter bleibt er auf der Seite der Menschheit und übernimmt Verantwortung für seinen Nächsten.

"Die Nashörner" gehört zu den bekanntesten Stücken des Absurden Theaters, das sich in den 1950er-Jahren in Frankreich entwickelte und sich mit komisch-grotesken Situationen und der szenischen Verwirklichung von immateriellen Dingen gegen das klassische Drama stellte. Ionesco schrieb es 1958, als in Frankreich durch den Algerienkrieg eine Welle von Hurrah-Patriotismus ausbrach. Ein Stück in dem es um Mitläufer geht und um den Mut, sich gegen die Mehrheit zu stellen und kein Nashorn zu sein.