So stellt sich Landrat Frank Scherer die Zukunft des Ortenau-Klinikums vor. Foto: Repro: Landratsamt

Landrat plädiert für Variante mit Achern. Kleinen Häusern wird eine Chance auf Erhalt eingeräumt

Ortenau - Wenn es nach Landrat Frank Scherer geht, wird es 2030 zwei Häuser der Maximalversorgung – Lahr und Offenburg – sowie mit Achern und Wolfach insgesamt vier Standorte des Ortenau-Klinikums geben. Seinen Vorschlag stellte er am Dienstag vor.

Ohne Gengenbach, dessen Schließung längst beschlossen ist, verfügt das Ortenau-Klinikum aktuell über acht Standorte: Wie viele werden es nach 2030 noch sein? Diese Frage beschäftigt den Kreistag. Denn klar ist, da sind sich Klinik-Geschäftsführer Christian Keller und Landrat Frank Scherer einig, die aktuelle Struktur ist ineffizient und erzielt nicht genügend medizinische Qualität.

Ein in der vergangenen Woche vorgestelltes Gutachten kommt zu dem Schluss, dass ein Verbund mit drei oder vier Häusern am sinnvollsten sei. Einerseits, weil das Betriebsergebnis positiv ausfalle, andererseits, weil eine relativ hohe Wohnortnähe erzielt und eine sehr hohe Medizinqualität erreicht werde.

Heute eine Entscheidung treffen für die Zukunft

Wolfach, Offenburg und Lahr sind gesetzt, Achern wurde als optional betrachtet. Die Perspektiven für Ettenheim sowie Oberkirch und Kehl bewerteten die Gutachter aus Hamburg eher pessimistisch. Ähnlich sieht das auch Scherer, der auf Grundlage des Berichts der Beraterfirma dem Kreistag einen eigenen Vorschlag machen will: Auch er setzt auf die vier Häuser – Offenburg und Lahr als Maximalversorger – flankiert von Wolfach im Südosten und Achern im Norden. Allerdings räumt er den kleinen Häusern noch Chancen ein.

Die Standorte Kehl, Oberkirch und Ettenheim sollen zum einen zu Gesundheitszentren inklusive Anlaufstelle für Notfälle entwickelt werden. Keller kann sie sich auch als Teil eines Gesundheitsnetzwerks vorstellen. "Da bietet ›Gesundes Kinzigtal" vielleicht gute Ansätze", lenkt er den Blick nach Hausach und auf das Modell der Integrierten Versorgung. Zum anderen könnten sie, so Scherer, auch eventuell als stationäre Einrichtung beibehalten werden. "Wir müssen heute eine Entscheidung treffen, weil wir die Zukunft heute schon planen müssen", sagte er. Allerdings sei es auch nicht verkehrt, in diese politische Entscheidung eine gewisse Flexibilität einfließen zu lassen. Man wisse ja nicht, wie sich Rahmenbedingungen in zehn Jahren änderten.

"Deshalb schlage ich vor, einen etwaigen Beschluss für vier Standorte mit einer Überprüfungsklausel bis längstens 2025 zu versehen." Sollten sich bis dahin signifikante Änderungen ergeben habe, sei es möglich, darauf politisch zu reagieren – eben bis es zu unumkehrbaren Entscheidungen komme. Überhaupt ist es Scherer wichtig, darauf hinzuweisen, dass sämtliche Weichenstellungen auf die Zukunft gemünzt seien – und alle Häuser bis dahin ihren Teil zur Versorgung beitragen würden. Das bedeute auch, dass notwendige Investitionen in die verschiedenen Häuser getätigt würden – unabhängig von deren Zukunft. Das gelte auch für Offenburg, für den ein Neubau vorgesehen ist. Trotzdem flössen rund 40 Millionen Euro in den OP-Bereich, "weil es gemacht werden muss".

"Maximalversorgung" in Lahr und Offenburg

Die Restrukturierung des Klinikverbunds, wie sie sich Scherer und Keller vorstellen, sieht auch einen Ausbau der Kompetenzen in Lahr vor: Dort soll nicht nur eine geriatrische Abteilung entstehen, sondern auch die für Psychosomatik. Daher sei auch die Bettenzahl für den Standort noch nicht exakt definiert: Sie liegt zwischen 433 und 480. "Generell wird die Bettenzahl in Zukunft auch immer unwichtiger", erläutert der Klinik-Geschäftsführer. Stattdessen spielten ambulante Eingriffe und Kompetenzen eine stärkere Rolle.

Lahr und Offenburg sind beide als "Haus der Maximalversorgung" definiert. Unterschiede soll es nur hinsichtlich der Kompetenztiefe bei verschiedenen Abteilungen geben. Scherer: "Wenn es um eine planbare Herz-OP geht, wird es immer um Lahr gehen. Ähnliches gilt für den Bereich HNO."

Info: Zeitplan

Die Agenda 2030, in der die zukünftige Struktur des Ortenau-Klinikums festgelegt wird, soll noch vor der Sommerpause verabschiedet werden. Am 15. Mai und 12. Juni tagt dazu der Krankenhausausschuss, Kreistagssitzung ist am 24. Juli 2018.