Die Nachnutzung des Oberkircher Krankenhauses sorgt für Diskussionsstoff. Am heutigen Dienstag soll der Klinik-Ausschuss des Kreistages darüber abstimmen. Foto: Ortenau-Klinikum

Agenda 2030: Bürger kritisieren Pläne für Oberkircher Klinik / Klinik-Ausschuss stimmt über Konzept ab

Oberkirch (red/ma) - Die Bürgervereinigung "Runder Tisch" hat heftige Kritik an den Nachnutzungsplänen für das Krankenhaus Oberkirch geübt. Dieses soll im Zuge der Klinikreform geschlossen und in ein Gesundheitszentrum umgewandelt werden.

Der Klinikausschuss des Kreistags soll am heutigen Dienstag, 20. Oktober, über ein Nachnutzungskonzept des Ortenau-Klinikums für das Oberkircher Krankenhaus abstimmen. "Die Beschlussvorlage betreibt Augenwischerei und ist unzureichend", heißt es in einer Pressemitteilung des "Runden Tischs Krankenhaus Oberkirch".

Dessen Mitglieder befürchten demnach, dass die Nachnutzung des im Zuge der Klinikreform Agenda 2030 zu schließenden Krankenhauses keine angemessene Notfallversorgung mit einschließen werde.

"Die Beschlussvorlage des Ortenau-Klinikums hat nur einen einzigen Zweck: Für das Krankenhaus Oberkirch den Beschluss zur Agenda 2030 von 2018 auszuhebeln und abweichend davon die vorzeitige Schließung des Krankenhauses Oberkirch herbeizuführen", heißt es in der Pressemitteilung weiter. Es handele sich um kein Konzept mit verbindlichen Zusagen hinsichtlich einer soliden medizinischen Grundversorgung des Renchtals.

"Runder Tisch" fordert Notarzt-Standort

Verbindlich in der Vorlage sei ausschließlich der Umbau in ein Pflegeheim und Umzüge in die Räume des Krankenhauses mit bereits jetzt bestehenden Strukturen. "Das zentrale Anliegen des Renchtals, eine erforderliche ausreichende Notfallversorgung, ist gezielt und ganz bewusst nicht verbindlich geregelt", so der "Runde Tisch".

Die Umsetzbarkeit

In der Beschlussvorlage der Kreisverwaltung heißt es dazu: "Im Bereich der Notfallpraxis sowie mit Blick auf den wünschenswerten Umzug des Notarzt- beziehungsweise Rettungsdienst-Standorts auf das Areal des neuen Gesundheitszentrums, ist die Umsetzung von Dritten abhängig."

Die Umsetzbarkeit sei dadurch insgesamt jedoch nicht gefährdet. "Zur Sicherstellung der Notfallversorgung von akut lebensbedrohlichen medizinischen Notfällen oder in Fällen, bei denen schwere gesundheitliche Schäden zu befürchten sind, stehen sämtliche Klinikstandorte des Ortenau-Klinikums, angebunden über den Rettungsdienst, für umgehende medizinische Hilfe jederzeit zur Verfügung", heißt es im Konzept des Klinikums für Oberkirch.

"Das ist klar erkennbar nicht der Fall", widerspricht der "Runde Tisch". Allein die Fahrtzeit von Bad Peterstal in den Holderstock – wo der Offenburger Klinik-Neubau entstehen soll – betrage im günstigsten Fall 40 Minuten. "Das ist definitiv keine umgehende Hilfe und kann vorhersehbar für Patienten schwerwiegende Folgen haben", so die Pressemitteilung.

Ein neuer Beschluss zu einer vorzeitigen Veränderung am Krankenhaus Oberkirch sei nur dann vertretbar, wenn ein verbindliches Konzept zu einer ausreichenden gesundheitlichen Versorgung des Renchtals mit 30 000 Bewohnern und zusätzlich vielen Feriengästen vorliege. "Das schließt die Erprobung neuer Randbedingungen und/oder Konzepte nicht aus, aber die Grund- und Notfallversorgung muss gesichert sein."

Die klinikreform

Mit der Klinikreform Agenda 2030 soll der Betrieb des Ortenau-Klinikums künftig auf die Betriebsstellen Achern, Lahr, Offenburg und Wolfach konzentriert werden – die kleinen Häuser Ettenheim, Kehl und Oberkirch werden geschlossen. Sie sollen ab 2030 als Gesundheitszentren weitergeführt werden.