Aktueller Blick auf die Baustelle: Eine Kamera am Turm der evangelischen Stadtkirche in Offenburg informiert jederzeit über den Baufortschritt. Zu sehen gibt es die Bilder im Internet auf www.ree-carre.de/das-carre/webcam. Screenshot: Armbruster Foto: Lahrer Zeitung

Projekt: Corona führt zu Verzögerungen am Bau / Mieter fürchten, Eröffnung im Herbst könnte floppen

Bis vor kurzem hielt Projektentwickler OFB noch am Öffnungstermin im Herbst fest, am Freitag gab Geschäftsführer Klaus Kirchberger dann bekannt: Das Offenburger Rée Carré wird erst im kommenden Jahr öffnen – Schuld sei die Corona-Pandemie.

Offenburg. "Corona hat uns jetzt doch erwischt", erklärt Kirchberger bei einer kurzfristig einberufenen Video-Pressekonferenz am Freitag. Das bedeute, dass das Rée Carré nicht pünktlich im Oktober eröffnen werde, erst im März soll es soweit sein.

Die Entscheidung habe zwei Gründe, berichtet der OFB-Chef weiter. So habe die Corona-Pandemie zu Lieferengpässen geführt. "Wir mussten auf zwei Lieferungen warten: zum einen Großkomponenten für die Technik und zum anderen die Stahllieferungen für den Bauteil D über der Tiefgarage", so Kirchberger. Trotzdem sei es möglich, den Zeitplan "mit ganz viel Optimismus" gerade noch einhalten zu können. Doch die Mieter der Gewerbeflächen machen dabei nicht mit.

Hygiene-Maßnahmen und Pandemie-Angst sorgen für Unsicherheit

"Gerade von den großen Mietern kam der klare Wunsch: Lasst uns lieber in den März gehen und vor Ostern öffnen", berichtet Kirchberger. Denn es geht ums Geschäft: Die Mieter seien skeptisch, ob eine Eröffnung im Oktober der Erfolg werden könne, den sie sich vorstellten. Denn Corona-Einschränkungen und Ansteckungsangst könnten ja Besucher abschrecken. Eine kurzfristige Absage wäre ebenfalls teuer, die Mieter müssten ja schon frühzeitig Personal einstellen und Waren bestellen. Deswegen nun die "klare Entscheidung", so Kirchberger.

Offenburgs Bau-Bürgermeister Oliver Martini zeigt sich von der Entscheidung betrübt: "Wir finden es sehr schade", so Martini. Gerade wenn man die Baustelle und die extremen Baugeschwindigkeit vor Augen habe, sei die Verschiebung nun bedauerlich. Die Entscheidung sei in Anbetracht der Unsicherheiten durch Corona aber nachvollziehbar, erklärt der Bau-Bürgermeister weiter. "Es ist aber positiv, dass wir nun für März einen festen Eröffnungstermin haben."

Noch optimistischer zeigt sich Kirchberger: "Wir haben das Glück in Offenburg, dass wir mit dem Rée Carré kein klassisches Einkaufszentrum eröffnen sondern ein ganzes Stadtquartier", betont der OFB-Chef. Bei anderen Projekten sei das anders. Von der Konkurrenz höre er von Einbrüchen bei den Mietverträgen von bis zu 70 Prozent. "Bei uns ist das anders", so Kirchberger. "Wir haben zurzeit mit drei wirklich namhaften Interessenten Gespräche." Und etwas mehr als 80 Prozent der Flächen seien ja schon vermietet. "Wir sehen daher sehr positiv in die Zukunft", erklärt er.

Zwei Einzelhandelsketten springen ab, Nachmieter jedoch bereits gefunden

Auf Nachfrage erklärt der Projektentwickler, dass zwei Mieter abgesprungen seien: Die Modegeschäfte "Superdry" und "Marco Polo". "Aber wir konnten nachbesetzen", so Kirchberger. Um wen es sich handele, dürfe er aber nicht verraten. Die Mieter wollten das noch geheim halten. Nur noch kleinere Flächen seien unvermietet.

Bleibt die Frage: Wer trägt die Kosten für die Verzögerung? "Das sind wir", erklärt Kirchberger. Im Vorfeld standen einmal 65 Millionen Euro Gesamtkosten im Raum. Die Zahl stamme jedoch nicht von OFB, betont der Geschäftsführer. Erst Ende des Jahres könne er sagen, wie viel nun alles kosten wird. "Es wird deutlich mehr werden als eingeplant", erklärt er, "dreistellig" jedoch nicht.

Der OFB-Chef behält seinen Optimismus bis zum Ende: "Wir können uns jetzt alle auf einen festen Termin freuen", betont er. "So lange ist es ja auch nicht mehr bis März", erklärt Offenburgs Bau-Bürgermeister Martini.

Das Rée Carré soll laut OFB als Erweiterung der Fußgängerzone in der Innenstadt in fünf Gebäuden eine vielfältige Auswahl an Geschäften, gastronomischen Betrieben, Büro- und Praxisflächen bieten. Ferner entstehen 25 Mietwohnungen. Ein Fitness-studio auf rund 3000 Quadratmetern rundet das Angebot ab. Mehr als 400 Tiefgaragenstellplätze sollen dafür sorgen, dass das neue Stadtquartier sowie die Einzelhändler und Betriebe auch per Auto gut erreichbar sind.