Zusteller in ganz Südbaden, wie hier in Freiburg, haben am Donnerstag für eine bessere Bezahlung gestreikt. Foto: Verdi Foto: Lahrer Zeitung

Tarifverhandlung: Viele Haushalte warten am Donnerstag vergeblich auf Briefe / Verdi fordert mehr Lohn

Viele Ortenauer haben am Donnerstag vergeblich auf ihre Post gewartet. Der Grund war ein von der Gewerkschaft Verdi organisierter Streik der Zusteller – unter anderem in Orschweier, Hohberg und Offenburg. Weitere könnten bald folgen, so Verdi.

Ortenau. Wie viele Haushalte am Donnerstag weder Briefe noch kleinere Pakete bekommen haben, kann Deniz Zengin von Verdi auf Nachfrage nicht sagen. "Ein Teil der Ortenauer hat keine Post gekriegt", ist sich der Streik-Sprecher jedoch sicher. Denn rund 100 Zusteller hätten sich an den Standorten Orschweier, Hohberg, Offenburg und Achern am Warnstreik beteiligt. "Es ist viel liegengeblieben, das muss auch erstmal abgearbeitet werden", fügt der Gewerkschafter an. Größere Pakete waren betroffen, da DHL nicht bestreikt wurde.

Neben der Ortenau hatte Verdi Südbaden auch in den Bezirken Emmendingen, Freiburg und Waldshut-Tiengen zur Arbeitsniederlegung aufgerufen. Seit 4 Uhr machten sich die insgesamt rund 200 Zusteller für ein Plus von 5,5 Prozent für zwölf Monate stark. Zudem soll die Ausbildungsvergütungen für jedes Ausbildungsjahr monatlich um 90 Euro erhöht werden, so die Forderung der Gewerkschaft. Zuvor habe die Post in der zweiten Runde der Tarifverhandlungen Anfang September "kein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt". Im Raum standen 1,5 Prozent für zwölf Monate. Als "eine Frechheit" bezeichnete Zengin das Angebot der Post gegenüber unserer Redaktion. Mindestens 2,5 Prozent wolle man erreichen, um die Preissteigerung auszugleichen.

"Die Aktion ist gut angelaufen", erklärt der Streik-Sprecher. Natürlich sei auch noch mehr möglich, weitere Aktionen sollen folgen: "Es geht auf jeden Fall noch weiter, wir setzen weiter kleine Nadelstiche", so Zengin. Was genau wann geplant ist, wollte der Gewerkschafter natürlich nicht verraten. Nur so viel erklärte er: Falls in der dritten Verhandlungsrunde in den kommenden Wochen noch kein Ergebnis erzielt wird, kommt es zur Urabstimmung innerhalb der Gewerkschaft. Falls 75 Prozent der Mitglieder sich dafür aussprechen, seien auch längerer Streiks möglich.

Sehr allgemein fiel die Reaktion der Deutschen Post aus: "Aus der Erfahrung der Vergangenheit wissen wir, dass bei solchen Aufrufen häufig die realen Auswirkungen und die Beteiligung geringer sind als von der Gewerkschaft behauptet", erklärt Pressesprecher Dieter Nawrath auf Nachfrage unserer Zeitung. Nur 2,4 Prozent der Briefe seien bundesweit von dem Streik betroffen. "Ausgleichsmaßnahmen wurden an den betroffenen Standorten bereits eingeleitet", so Nawrath am Donnerstagmittag. In den stärker betroffenen Regionen würden die verzögerten Sendungen in den Folgetagen zugestellt.

Laut Deutscher Post wurde am Donnerstag in den Bundesländern Hamburg, Baden-Württemberg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Berlin gestreikt. Betroffen waren vor allem die Sortierung von Briefen und Paketen, aber auch die Zustellung, so Pressesprecher Dieter Nawrath.