Schilder weisen vielerorts auf die Zeckengefahr in Wäldern hin. Foto: Symbolfoto: Archiv

Gesundheit: 35 Fälle von FSME im vergangenen Jahr / Experten empfehlen Impfung

Ortenau - Sommerzeit bedeutet leider auch in der Ortenau Hochsaison für Zecken. Welche Gefahren gehen von den Tieren aus? Wie schützt man sich? Welche Orte sollte man meiden? Unsere Zeitung beantwortet einige der wichtigsten Fragen.

Mit Zecken wird der eine oder andere bereits leidvolle Erfahrungen gemacht haben. Aus Ausflug ins Grüne, in den Wald, an den See oder auch nur ein Aufenthalt im eigenen Garten reichen, um sich einen der kleinen Blutsauger einzufangen, manchmal sogar unbemerkt und mit schlimmen Folgen.

Welche Gefahren gehen von Zecken aus?

Zecken übertragen die Erreger der viralen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und der bakteriellen Borreliose. "Die FSME verläuft in zwei Phasen", erklärt Beate Rauscher, zuständig für Umwelt und Infektionshygiene beim Gesundheitsamt gegenüber unserer Zeitung. "Zunächst wie ein grippaler Infekt, nach einer vorübergehenden Besserung mit neurologischen Beschwerden." Die zweite Phase müsse allerdings nicht immer auftreten. "Die Borreliose kann viele unterschiedliche Verläufe haben und auch noch Jahre nach dem Zeckenstich auffallen", so Rauscher weiter. Zu den typischen Symptomen der Borreliose gehört unter anderem die sogenannte Wanderröte.

Wie hoch ist das Risiko im Ortenaukreis?

Der ganze Südwesten ist mit Ausnahme des Stadtkreises Heilbronn ein Hochrisikogebiet. "Diese Einstufung erfolgt unter Berücksichtigung der gemeldeten Erkrankungen im entsprechenden Landkreis", weiß die Expertin aus dem Gesundheitsamt. Vor allem die Fälle von Borreliose-Erkrankungen bewegen sich auf einem anhaltend hohen Niveau. 2013 befanden sich 666 Versicherte der AOK aus der Ortenau deswegen in ärztlicher oder stationärer Behandlung, diese Zahl lag 2017 bei 714 Betroffenen, so die Krankenkasse in einer Pressemitteilung. Landesweit zählte die Versicherung 2017 15 383 Fälle. Die AOK warnt daher davor, das Borreliose-Risiko zu unterschätzen. Im Ortenaukreis gab es laut Gesundheitsamt im vergangenen Jahr 35 registrierte Fälle von FSME.

Wo in der Ortenau ist es besonders gefährlich?

"Zecken treten in der Ortenau insbesondere in den Wäldern der Rheinebene und der Vorbergzone sowie in den unteren Lagen des Schwarzwaldes auf", erläutert Markus Maise vom Amt für Waldwirtschaft. Zecken könnten überall in Wäldern, Gebüschen, Wiesen, Brachland mit Vegetation, Hausgärten vorkommen. Knöchel- bis hüfthohe Vegetation sollte man meiden, so der Wald-Experte.

Wie kann man sich schützen?

"Helle Kleidung hilft, die Zecken besser zu erkennen", erklärt Rauscher. Die AOK rät zusätzlich bei Wanderungen oder Spaziergängen in hohem Gras geschlossene Schuhe zu tragen. Nach Aktivitäten in der Natur sollte die Haut gründlich nach Zecken abgesucht werden. Die beste Vorsorge sei allerdings die FSME-Impfung, so Rauscher.

Was kann ich tun, wenn ich eine Zecke feststelle?

Zecken sollten schnellstmöglich entfernt werden, rät die Expertin. "Am besten nimmt man dazu eine Zeckenpinzette, die in jeder Apotheke erhältlich ist. Man fasst die Zecke direkt neben den Mundwerkzeugen und zieht sie unter leichten Drehbewegungen aus der Haut", so Rauscher. Die Stichstelle sollte in der Folgezeit genau beobachtet werden. Wenn eine kreisförmige Rötung der Haut um die Stichstelle feststellt wird, rät die AOK zum Arzt zu gehen. Auch bei Fieber oder grippeähnlichen Symptomen sei dies ratsam.

Info: "Afrika-Zecke"

Bisher ist nichts bekannt über das neue Vorkommen der Hyalomma-Zecken im Ortenaukreis. Diese deutlich größere und mobilere afrikanische Zeckenart sei bisher nur sehr vereinzelt in Deutschland nachgewiesen worden, so Markus Maise. Es sei nach wie vor nicht klar, ob diese im deutschen Winter überlebensfähig sei.