Viele Blumen, Kerzen und Briefe wurden von trauernden Bürgern vor der Praxis in Offenburg abgelegt, in der am Mittwoch ein 51-jähriger Arzt mutmaßlich von einem Asylbewerber erstochen wurde. Für Samstag sind gleich zwei Demos angekündigt. Foto: Manz Foto: Lahrer Zeitung

Verbrechen: Edith Schreiner appelliert an die Offenburger / Tatverdächtiger in U-Haft / Blumen vor der Praxis

Offenburg kommt nach der brutalen Bluttat vom Donnerstag nicht zur Ruhe. Der Mord an einem 51-jährigen Arzt in dessen Praxis mutmaßlich durch einen 26-jährigen Asylbewerber sorgt für politischen Zündstoff. Für den Samstag sind gleich zwei Demonstrationen geplant.

Offenburg. Am Tag nach dem tödlichen Angriff auf den beliebten Allgemeinmediziner stehen noch immer viele Menschen in der Stadt unter Schock. Die Bluttat hat die Bürgerschaft schwer erschüttert, zumal es nicht die erste spektakuläre Gewalttat in diesem Jahr in der größten Stadt des Ortenaukreises war. Im Mai dieses Jahres hatte es ein Tötungsdelikt am Kreisel zwischen Offenburg und Ortenberg gegeben, bei dem ein Türke erschossen aufgefunden worden war.

Der jetzige Fall schreckt die Bürger erneut auf. Die 60 000-Einwohner-Stadt Offenburg gilt landesweit als Kriminalitätshochburg mit überdurchschnittlichen Fallzahlen. Um so tiefer sitzt die Trauer bei vielen Bürgern und Bekannten des getöteten Arztes. Vor seiner Praxis in der Offenburger Oststadt legten zahlreiche Menschen in den vergangenen beiden Tagen Blumen und Kerzen nieder. Auch persönliche Briefe finden sich dort. Sie drücken tiefe Anteilnahme auch mit der Witwe und der Tochter des Arztes aus.

Der 26-jährige Tatverdächtige, der nach einer groß angelegten Blitz-Fahndung der Polizei schon gut eine Stunde nach der Tat festgenommen wurde, sitzt zwischenzeitlich in Untersuchungshaft. Er war am Freitag dem Haftrichter vorgeführt worden. Die Staatsanwaltschaft sieht einen dringenden Verdacht wegen Mordes. Die Ermittlungen laufen derzeit weiter. Patienten, die zur Tatzeit in der Praxis behandelt wurden und auch die Arzthelferin, die bei der Attacke vom Täter leicht verletzt wurde, sind von der Polizei vernommen worden.

Offenburgs OB Edith Schreiner meldete sich mit einer persönlichen Erklärung zu Wort. "Mit großer Bestürzung habe ich am Donnerstag von dem Tötungsdelikt erfahren. Mein tiefstes Mitgefühl gilt insbesondere der Witwe und der Tochter des Verstorbenen, seiner Familie sowie der verletzten Arzthelferin. Ihr wünsche ich baldige Genesung. Mein Dank gilt dem beherzten Großeinsatz der Polizei, die den mutmaßlichen Täter bereits nach einer Stunde fassen konnte."

Große Anteilnahme der Offenburger nach dem Tod des Mediziners

Dann ruft das Stadtoberhaupt, das nur noch wenige Wochen im Amt sein wird, die Bürger direkt zu Ruhe und Besonnenheit auf: "Bislang kennen wir weder ein Tatmotiv, noch liegen weitere Hintergrundinformationen vor. Aufgrund des laufenden Ermittlungsverfahrens können wir uns derzeit nicht weiter dazu äußern. Dass das Tötungsdelikt in unmittelbarer Nähe die Offenburger Bürger bewegt, ist nachvollziehbar und menschlich. Doch gerade deshalb appelliere ich an die Offenburger Bürgerschaft, sich besonnen zu verhalten und von Pauschalisierungen abzusehen."

Der AfD-Landtagsabgeordnete Stefan Räpple forderte Edith Schreiner zum Rücktritt auf. Sie, die Landesregierung und die Koaltion in Berlin seien wegen ihrer Asylpolitik mit schuldig am Tod des Offenburger Arztes. Diese Rücktrittsforderung wurde von Schreiner am Freitag nicht mal kommentiert.

In Offenburg sind für den heutigen Samstag gleich zwei Demonstrationen angekündigt. Zur einen ruft die AfD um 14 Uhr vor dem Rathaus auf. Im Gegenzug organisiert das linke Bündnis "Aufstehen gegen Rassismus Offenburg" eine zweite Kundgebung. Zu dieser sollen sich Interessierte um 13 Uhr am Bahnhof treffen. Bei vergangenen Doppel-Demos waren die linken Gruppen deutlich in der Überzahl. Die Polizei wird ein waches Auge auf die Demon- stranten werfen und mannstark im Einsatz sein.