Ruhestand: Beitragszahler sollten auch privat fürs Alter vorsorgen / Deutsche Rentenversicherung bietet kostenfreie Beratung

Die Rente – ein Thema, das viele erst spät kümmert, teils zu spät. Und das, obwohl die finanzielle Absicherung des Ruhestands jeden betrifft. Die Deutsche Rentenversicherung bietet kostenfreie Beratungen dazu an, die aber kaum bekannt sind.

Ortenau. 18,6 Prozent – dieser Beitragssatz wird jeden Monat vom Bruttogehalt errechnet und paritätisch finanziert an die gesetzliche Rentenversicherung gezahlt. Wie die Gehaltsabrechnung vor Augen führt, ist das der größte Posten unter den Abgaben für die Sozialversicherungen. Zwei Experten der Offenburger Außenstelle der Deutschen Rentenversicherung (DRV) erklären, warum die gesetzliche Rente weiter wichtig ist und was sie den Versicherten in ihren Beratungen bieten.

Wie wichtig ist die gesetzliche Rente in Zeiten sinkenden Rentenniveaus und Negativzinsen noch?

Die gesetzliche Rente bleibt auch in Zukunft der wichtigste Baustein, wenn es um die finanzielle Versorgung im Alter geht. Davon sind Axel Wilke, Vize-Chef der Offenburger Außenstelle der Deutschen Rentenberatung und Inga Kluska, Vorsorgeberaterin, überzeugt. Dennoch sollten die Beitragszahler nicht ausschließlich auf die gesetzliche Rente setzen, raten die beiden Rentenexperten der Deutschen Rentenversicherung.

Mit wie viel Rente kann ein Versicherter, Stand heute, rechnen?

Generell kann man sagen: Für eine Rente von 100 Euro muss ein Arbeitnehmer aktuell etwa 22 000 Euro an Beiträgen einzahlen. Wer das durchschnittliche Bruttojahresgehalt von 37 873 Euro verdient, benötigt dafür etwas mehr als drei Jahre. In der privaten Versicherung wird für 100 Euro Sofortrente derzeit ein Betrag von etwa 35 000 Euro benötigt. Im Jahr 2000 war die private Versicherung mit etwa 18000 Euro noch günstiger. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, sich direkt nach dem Berufsstart mit der Altersvorsorge auseinanderzusetzen und in regelmäßigen Abständen eine Überprüfung vorzunehmen.

Wie sollte man am besten vorsorgen?

Die Rentenexperten raten: Die betriebliche und die private Altersvorsorge nicht aus den Augen verlieren. Am Ende zählt die Mischung. "Als Baustein wird es die gesetzliche Rentenversicherung immer geben. Aber die Frage stellt sich, ob man damit alleine seinen Lebensstandard finanzieren kann", sagt Wilke, zumal viele künftige Rentner deutlich höhere Ansprüche an ihren Ruhestand haben. Bei vielen Menschen stehe zum Beispiel das Thema Reisen ganz oben auf der Wunschliste. Dies verlangt eine gute, vorausschauende Vorsorge. Auch hier kommt die Deutsche Rentenversicherung ins Spiel: Sie bietet kostenfreie und neutrale Beratung über die gesetzliche Rente und Altersvorsorge-Angebote von privaten Anbietern.

Eines der Angebote ist die Rentenberatung: Was ist das? Und was bringt sie?

"Viele Menschen kommen erst fünf bis zehn Jahre vor der Rente in meine Beratung", berichtet Wilke aus seinem Arbeitsalltag. In den Gesprächen geht es dann meist um den frühesten Rentenbeginn und die Höhe der Rente. Trotz regelmäßiger Renteninformation kommt es durchaus auch für Einzelne zu einem bösen Erwachen. Haben sie dann zum Beispiel kein Vermögen angespart oder Immobilien vermietet, kann das Geld im letzten Drittel des Lebens ziemlich knapp werden. In solchen Fällen zeigt Wilke Alternativen auf: Welche Möglichkeiten gibt es, Geld anzusparen, damit die Rente letztlich doch noch auskömmlich wird? Altersarmut sei in der Ortenau aber sehr selten, wie Wilke weiß: Nur die Rentenhöhe als Maßstab anzulegen ist falsch, da viele Rentner auch heute schon zusätzliches Vermögen besitzen, zum Beispiel Betriebsrenten, eine eigene Immobilie besitzen oder rechtzeitig privat vorgesorgt haben.

Ein weiteres Beratungsangebot ist die Altersvorsorgeberatung. Was erfahren Ratsuchende dort?

Sie ist deutlich umfassender, als die klassische Rentenberatung. "Die Leute kommen mit ganzen Ordnern voller Unterlagen zu mir", berichtet Kluska – und meint das kein bisschen ironisch. Zweck dieser Beratung ist nämlich eine umfassende Prüfung der persönlichen Situation in vertraulicher Atmosphäre. Wie Kluska erklärt, starte das Gespräch mit einer "existenziellen Beratung". In diesem Abschnitt wird geklärt, ob Schulden abgebaut werden müssen und ob weitere notwendige Versicherungen bereits vorhanden sind (zum Beispiel Haftpflichtversicherung, Berufsunfähigkeitsversicherung oder Risikolebensversicherung). Erst im zweiten Teil der Beratung geht es um die finanzielle Vorsorge fürs Alter. Dann rechnet Kluska aus, wie viel Euro die Rentenversicherung in Zukunft einmal aufs Konto überweisen wird. Danach geht es um die Frage, wie man zusätzlich fürs Alter vorsorgen kann. Etwa mit der betrieblichen und privaten Altersvorsorge. Ratsuchende erfahren, welche Möglichkeiten sie haben und worauf sie beim Vertragsabschluss achten sollten. Kluska selbst verkauft keine Verträge.

Wo gibt es diese Beratungsangebote und wie kann man sie in Anspruch nehmen?

Die Renten- und Altersvorsorgeberatung wird von der Deutschen Rentenversicherung angeboten und ist kostenfrei. Die Rentenberatung findet in den Rathäusern Lahr (jeden ersten, zweiten und dritten Mittwoch im Monat), in Haslach (jeden vierten Dienstag im Monat), in Achern (jeden ersten und dritten Dienstag im Monat) und in der Außenstelle der DRV in Offenburg (nach Vereinbarung) statt. Für ein umfassendes Beratungsgespräch ist eine telefonische Anmeldung unter der Telefonnummer 0781 / 63 91 50 oder per E-Mail unter aussenstelle.offenburg@drv-bw.de zwingend erforderlich.   Die Vorsorgeberatung wird direkt in der DRV-Außenstelle Offenburg angeboten. Ratsuchende sollten eineinhalb bis zwei Stunden einplanen. Zunächst erhält man eine Übersicht, welche Unterlagen für eine umfassende Prüfung nötig sind. Nach dem Beratungsgespräch bekommen die Ratsuchenden ein Protokoll, das die Ergebnisse zusammenfasst. Das Angebot ist kostenfrei, eine Anmeldung ist zwingend unter den gleichen Kontaktdaten erforderlich.