Die GEW fordert eine bessere Bezahlung für Grund- und Hauptschullehrer. Foto: GEW

Ortenauer Gewerkschaft berichtet über "prekäre Entwicklungen" an Grund- und Hauptschulen

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Ortenau sorgt sich um die Situation an Grund- und Hauptschulen. Der Mangel an Lehrkräften sei enorm – und die Bezahlung schlecht. Auswirkungen auf die Qualität werden befürchtet.

Ortenau. Bei einem Pressegespräch in Offenburg klärte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Ortenau am Montag unter der Überschrift "Grundschule – die abgehängte Schulart? Wer am Fundament spart, baut auf Ruinen!" über die "prekären Entwicklungen im Grundschulbereich" und die Forderungen der GEW auf. "Die Kollegen werden nach Besoldungsgruppe A 12 bezahlt. Die GEW fordert aber eine Besoldung nach A 13 für alle Grund- und Hauptschulkräfte", so Sandrina Vogt, die neu gewählte Bezirksvorsitzende der GEW Südbaden, und der Kreisvorsitzende der GEW Ortenau, Horst Kosmalla. Das Einstiegsgehalt für Grund- und Hauptschullehrer liegt derzeit bei rund 3530 Euro (A 12). In der nächsthöheren Besoldungsgruppe A 13 wären es immerhin rund 4130 Euro, wie ein Blick in die seit März gültige Landesbesoldungsordnung zeigt.

Kosmalla, der als Kreisvorsitzender und Personalrat von seiner Lehrertätigkeit an der Grund- und Gemeinschaftsschule Achern freigestellt ist, erklärte einen der Hauptgründe für den Lehrermangel: "Es besteht keine Motivation mehr, sich zur Grundschullehrkraft ausbilden zu lassen, da die Verdienstmöglichkeiten zu schlecht sind." Das gelte besonders für Männer.

So liege die Hauptlast auf den Schultern von weiblichen Lehrern, die laut der Gewerkschaft grundsätzlich schlechter bezahlt werden. "Die Landesregierung hat noch immer nicht verstanden, dass Deutschland dringend Investitionen in Bildung braucht", lautete der Tenor der Runde.

Auch Vogt fand deutliche Worte: "Andere Bundesländer haben beschlossen, Grundschullehrkräfte mit A 13 zu bezahlen. Also wandern junge Lehrkräfte ab. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass die Schweiz vor unserer Haustür liegt. Auch dort sind die Gehälter höher." Wenig Geld, aber immer mehr Arbeit und Aufgaben frustrierten die Lehrer.

Steigende Schülerzahlen stellen Lehrer vor weitere Herausforderung

Weitere Herausforderungen für die Pädagogen seien auch die Entwicklung in der Schülerschaft in den vergangenen Jahrzehnten und das Verhalten der Eltern in Bezug auf die Erziehung. Die Inklusion und der gewaltige Anstieg der Zahl von Migrantenkindern ohne ausreichende Sprachkenntnisse machten die Arbeit nicht leichter.

"Es ist daher unverständlich, dass die Landesregierung das Studium zum Primarstufenlehramt bewusst bei acht Semestern belässt, um nicht in der Besoldung nachziehen zu müssen und so Geld zu sparen", kritisierte Kosmalla. Und GEW-Mitglied Simone Gloski stellte fest: "Die Schülerzahlen werden ständig größer, bis 2025 ist mit einem Anstieg um 14 Prozent zu rechnen." Der Beruf müsse attraktiver und auch gut bezahlt werden, so Gloski.

Entsprechend groß ist nach Aussage der GEW auch die aufgestaute Wut bei anderen Mitgliedern sowie unter den Grund- und Hauptschullehrern in der Ortenau. Es bestehe eine dringende Notwendigkeit, die Grundschule aufzuwerten. Gefordert sei besonders die Politik.

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Besserung ist nicht in Sicht

"Es herrscht ein großer Lehrermangel – hauptsächlich im Grundschulbereich und in den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren", sagt Susanne Feld, stellvertretende Kreisvorsitzende und Personalrätin der GEW Ortenau. Auch sei nicht absehbar, dass sich an dieser Situation in naher Zukunft etwas ändere. "Wir wissen, wie viele Studienplätze zur Verfügung stehen und wie viele Kollegen in Pension gehen. Schon allein rechnerisch ist klar, dass der Mangel nicht behoben wird", betont die Personalrätin. Die Berechnungen des Kultusministeriums stellten die Lage zwar positiver dar, seien aber nicht aussagekräftig: "Wenn beispielsweise ein Lehrer in Pension geht, heißt es, die Stelle wird nachbesetzt. Dabei wird aber nicht berücksichtigt, dass gerade viele junge Lehrer kein volles Deputat haben, sondern in Teilzeit arbeiten", mahnt Feld. Folglich werde die vakante Stelle nicht zu 100 Prozent neu besetzt. Insgesamt würden nur 46 Prozent der Lehrkräfte in Baden-Württemberg in Vollzeit arbeiten.