Per App alarmierte Ersthelfer können die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdiensts überbrücken. Foto: Nolte

Einsatz: Helfer unterstützen Rettungsdienst bei Herz-Kreislaufstillstand / Kreis führt Anwendung fürs Handy ein

Offenburg - In der Ortenau können in Zukunft bei einem Herz-Kreislaufstillstand ausgebildete Ersthelfer in der Nähe über eine App alarmiert werden. Für das Alarmierungssystem "First AED" sind 2020/21 insgesamt 28 000 Euro eingeplant.

›First AED‹-System

Durch "First AED" sollen ehrenamtliche Helfer der Hilfsorganisationen, Pflegekräfte, Ärzte sowie Rettungsdienstmitarbeiter zusätzlich zum regulären Rettungsdienst benachrichtigt werden. Der Ausschuss für Umwelt und Technik des Kreistags hat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen, das appbasierte System zu beschaffen. Das Landratsamt und die gemeinnützige Gesellschaft DRK-Rettungsdienst Ortenau möchten es in der Integrierten Leitstelle installieren.

Zudem hat das Gremium dem Kreistag empfohlen, die entsprechenden Mittel für den hälftigen Kreisanteil und damit 17.000 Euro für die Beschaffung sowie bis zu 5500 Euro jährlich für die laufenden Betriebsaufwendungen im Doppelhaushalt 2021/2022 bereitzustellen. Durch den DRK-Rettungsdienst wird die andere Hälfte der Anschaffung übernommen.

"Mit dem ›First AED‹-System können wir die qualifizierten und beruflich ausgebildeten Ersthelfer im Landkreis schnell und zuverlässig erreichen und die für den Einsatz notwendigen Informationen übermitteln", erklärt Urs Kramer, Leiter des Amts für Brand- und Katastrophenschutz.

Gerade angesichts der topographischen Begebenheiten im flächengrößten Landkreis Baden-Württembergs sei die App eine wichtige Ergänzung zum Rettungsdienst. "Erleidet ein Patient einen plötzlichen Herzstillstand, kann eine zügig eingeleitete Reanimation lebensentscheidend sein", betont Kramer.

App steigert Einsatz von professionellen Ersthelfern

Das System sei so gesteuert, dass die Integrierte Leitstelle parallel zum Rettungswagen und Notarzt vier registrierte Ersthelfer, die in der Nähe des Einsatzortes lokalisiert werden, benachrichtigt, erläutert der Katastrophenschützer.

Bestätigen diese den Einsatz über ihr Smartphone, werden sie zum Notfallort beziehungsweise zum nächstgelegenen Defibrillator navigiert und es werden ihnen verschiedene Aufgaben zugeteilt. So ist ein Helfer für die Herzdruckmassage zuständig, ein zweiter löst diesen ab. Der dritte Helfer bringt den nächstgelegenen Defibrillator zum Patienten und ein weiterer trägt dafür Sorge, den Rettungsdienst einzuweisen und den Einsatzort zugänglich zu machen.

"Mit der App werden wir den Einsatz von professionellen Ersthelfern steigern und damit auch die Überlebenschance von Betroffenen erhöhen können", freut sich Michael Haug, Geschäftsführer der Rettungsdienst-Ortenau -Gesellschaft über das Votum des Ausschusses.

In einem ersten Schritt sollen nun registrierte Ersthelfer aus dem medizinischen Bereich ebenso wie Ehrenamtliche mit abgeschlossener Sanitätsdienstausbildung in deren jährlichen Fortbildungen im Bereich der Reanimation in das neue System eingeführt werden. Im zweiten Schritt sollen auch Mitglieder der Feuerwehren und der Polizei in das Alarmierungssystem aufgenommen werden. Interessierte können sich, so das Landratsamt, an die Hilfsorganisationen in ihrer Nähe wenden.

Aus Dänemark

Das System "First AED" wurde vor sechs Jahren in Dänemark initiiert, es erfasst und lokalisiert Ersthelfer und Defibrillatorenstandorte in der Nähe eines Notfalls. Anschließend übermittelt das System den professionellen und freiwilligen Ersthelfern Hinweise zu deren Aufgaben, eine Übersicht der anderen Ersthelfer, den nächstgelegen Defibrillatoren-Standort, eine Anfahrtsbeschreibung zum Unfallort und eine audiogeführte Navigation.