Offenburg - Viel Lob von den Fraktionen und ein einstimmiger Beschluss zur Fortführung: Das landesweit beachtete Konzept zur Unterstützung von Zuwanderern im Ortenaukreis geht in die nächste Runde.

"Gesamtstrategie Zuwanderung" ist der Titel des ehrgeizigen Konzepts, das vor zwei Jahren in die Wege geleitet wurde. Mit ihm, da war sich nicht nur Christoph Lipps für die CDU-Fraktion sicher, hat der Ortenaukreis eine Vorreiterrolle im Land eingenommen. Das Schöne an dem Konzept sei, dass es eine "große Dynamik" entwickelt habe.

"Die Integration der zu uns gekommenen Menschen war und ist eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft. Deswegen sind wir diese Herausforderung im Ortenaukreis gesamthaft und strategisch angegangen", sagte Frank Scherer. Daraus habe sich ein "magisches Dreieck" aus dem Spracherwerb, der Anerkennung der gesellschaftlichen Werte sowie dem Bereich Ausbildung und Beruf entwickelt.

Die im November 2016 verabschiedete "Gesamtstrategie Zuwanderung" hatte in der Urfassung mehr als 60 Projekten und Maßnahmen aufgelistet. Da sich Rahmenbedingungen ändern und auch die Zahl der Geflüchteten nicht vorhersehbar ist, stand von Anfang an fest, dass die Strategie angepasst werden muss. Genau das hat der Kreistag in seiner Sitzung am Dienstag einstimmig beschlossen. Daher wird die Fortschreibung "um drei wesentliche Projekte im Bereich der Erwerbsintegration" ergänzt. Diese umfassen offene Familien- und Begegnungstreffen, ein Ausbildungsprogramm am Ortenau-Klinikum und weitere Arbeitsgelegenheiten. Angesprochen sind da die Kommunen im Kreis und Unternehmen in gemeinnütziger Trägerschaft. Integration durch Arbeit ist ein wichtiges Element des kreiseigenen Konzepts. 100 000 Euro sollen dafür im Doppelhaushalt für die kommenden zwei Jahre bereitgestellt.

Mehr noch: Die Aktivierung geflüchteter Menschen sei in bestimmten Bereichen sogar von großer Bedeutung. Das zeigt das "Projekt für Menschen mit Migrationshintergrund am Ortenau-Klinikum", kurz Promo. Es ermöglicht Flüchtlingen eine Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflegehilfe.

Scherer verbindet mit dem Beschluss des Kreistags ohne Enthaltung oder Gegenstimme weitere Impulse. "Mit der Fortschreibung, die wir weiterhin in engem Zusammenspiel mit allen Partnern in Politik, Verwaltung und dem Ehrenamt abstimmen, können wir der Dynamik in diesem Bereich gerecht werden."

Zudem hätten sich die Schwerpunkte auch aufgrund des Rückgangs der Flüchtlingszahlen verschoben, erläuterte der Landrat. Zunächst habe die Unterbringung in den Gemeinschaftsunterkünften des Kreises im Mittelpunkt gestanden, jetzt gehe es um die nachhaltige Integrationsarbeit und die Anschlussunterbringung. Auch deshalb bezeichnete Christoph Jopen von der SPD es als "Aufgabe für Jahrzehnte".

Info: Umfassend

Die "Gesamtstrategie Zuwanderung" ist ein umfassendes Konzept. Es reicht von einer ämter- und dezernatsübergreifende Zusammenarbeit in einer speziellen Lenkungsgruppe, ein Sicherheitskonzept, das mit der Polizei entworfen wurde, bis hin zu einer Rückkehrberatungsstelle in Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz und einer intensiveren sozialen Betreuung durch das Landratsamt sowie schulischer Förderung.