Um die Sicherheit an den Kreis-Schulen zu gewährleisten, soll ein ganzes Maßnahmenbündel umgesetzt werden. Symbolfoto: Deck Foto: Lahrer Zeitung

Sicherheit: Maßnahmen gegen mögliche Amokläufe beschlossen / Spezielle Schließsysteme für Klassenräume

Angesichts zunehmender Amok- und Gewaltdrohungen an Schulen hat der Kultur- und Bildungsausschuss für ein Bündel von Maßnahmen für die kreiseigenen Einrichtungen gestimmt. Das Landratsamt soll nun ein Gesamtkonzept erarbeiten.

Offenburg. Spezielle Schließzylinder für Klassenräume, einheitliche Orientierungssysteme (EOS), Warnmeldungen durch Sprechanlagen und Sichtschutze sollen zukünftig für mehr Sicherheit an den Kreisschulen mit ihren 13 000 Schülern sorgen. Dafür hat sich der Kultur- und Bildungsausschuss bei seiner jüngsten Sitzung ausgesprochen. "Das Wohlbefinden, die Gesundheit und Sicherheit unserer Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte und Bediensteten an unseren Kreisschulen haben oberste Priorität", erklärte Bernhard Kohler, Leiter des Amts für Schule und Kultur.

Zusammen mit der Präventionsabteilung des Polizeipräsidiums Offenburg hat der Kreis an drei Offenburger Schulen den Ist-Zustand analysiert und Maßnahmen erarbeitet. "Die Empfehlungen sind alle sinnvoll", konstatierte Kohler.

Das EOS soll die Orientierung von Einsatzkräften erleichtern, indem alle Gebäudeteile und Räume farblich sowie numerisch gekennzeichnet und an sämtlichen Eingängen, Fluren und Treppenhäusern Hinweise angebracht werden. Das vom Kreis bereits im Zuge von Sanierungs- und Neubaumaßnahmen umgesetzte System soll auch an den restlichen Kreis-Schulen realisiert werden. Zudem sollen mit sogenannten Anti-Amok-Knaufzylindern Klassenräume von innen auch ohne Schlüssel verriegelt werden können. Auch Lautsprechersysteme für Durchsagen sollen installiert werden. Ein möglicher Täter soll durch neue Sichtschutze nicht erkennen, ob und wo sich Personen im Gebäude aufhalten.

Kreisräte zeigen sich ob des Themas betroffen

Wichtig sei es, den unterschiedlichen Schularten und den Besonderheiten der jeweiligen Räumlichkeiten Rechnung zu tragen und die Maßnahmen individuell zum bestmöglichen Schutz anzupassen, so Kohler.

Alles in allem summieren sich die von der Verwaltung aufgelisteten Kosten auf mehr als 3,5 Millionen Euro – im Doppelhaushalt 2021/22 sind 1,5 Millionen Euro vorgesehen. In einem weiteren Schritt soll die Kreisverwaltung dem Ausschuss ein Gesamtkonzept für die Sprachalarmierung und den Sichtschutz vorlegen.

Unter den Mitgliedern des Ausschusses sorgte das Thema für Betroffenheit. "Es ist ein gesellschaftliches Armutszeugnis, dass wir uns als Schulträger damit beschäftigen müssen", erklärte CDU-Kreisrat Hans-Jürgen Decker. Das stimme sehr nachdenklich. "Wir waren etwas verwundert über die Alarmsignalsache", erklärte Edgar Gleiß, Sprecher der Freien Wähler im Ausschuss. "Muss jetzt an allen Schulen nachgearbeitet werden?" Die Situation sei unterschiedlich, erläuterte Kohler, an manchen gebe bisher nur einen Gong, keine Sprachalarmierung. Dem EOS konnte Bernd Mettenleiter von den Grünen noch einen Mehrwert abgewinnen: "Das Einheitliche Orientierungssystem hilft nicht nur Rettungskräften, sondern allen Besuchern der Schule."

Eigentlich habe er nichts auszusetzen, erklärte SPD-Sprecher Willi Keller. "Aber wir fragen uns schon, warum wir seit dem großen Schock von 2009 in Winnenden erst jetzt so ein Konzept vorliegen haben." "Es ist nicht so, als hätten wir nach 2009 nichts gemacht", antwortete Kohler. Im Bereich Amok-Türknäufe habe sich aber eine technische Weiterentwicklung ergeben, auch der Widerstand in Schulen gegen solche Mittel habe abgenommen.

Ortenaukreis

Nummer 

, . 

Am 11. März 2009 tötete ein 17-Jähriger in seiner ehemaligen Realschule in Winnenden neun Schüler, drei Lehrerinnen sowie auf der Flucht drei Menschen und schließlich sich selbst. Als Reaktion wurde ein Expertenkreis einberufen, der Maßnahmen erarbeiten sollte, die Taten eines solchen Ausmaßes zukünftig verhindern sollten.