Die rote Schleife gilt weltweit als Zeichen der Solidarität mit Aids-Kranken. Foto: Berg

Soziales: Verwaltung will Finanzierungslücke mit 12 000 Euro jährlich füllen,  Ausschuss stimmt für Vorschlag

Offenburg (red/ma) - Das Land kürzt die Mittel, nun springt der Kreis ein: Der Sozialausschuss hat zugestimmt, den Zuschuss für die Aidshilfe im Ortenaukreis um 12 000 Euro jährlich zu erhöhen – bis wieder mehr Geld vom Land kommen sollte. "Die Aidshilfe Offenburg-Ortenaukreis leistet seit vielen Jahren die psychosoziale Grundversorgung der von HIV und Aids betroffenen Menschen für den gesamten Ortenaukreis", erklärte Sozialdezernent Georg Benz vor den Mitgliedern des Sozialausschusses. "Die medizinische Versorgung der betroffenen Menschen hat sich in den letzten Jahren zwar verbessert und zu einer höheren Lebenserwartung geführt. Die soziale Situation der Betroffenen hat sich jedoch nicht in gleichem Maße verbessert, so dass die Arbeit der Aids-Hilfe gerade auch bei steigender Lebenserwartung immer wichtiger wird."

Viele ältere Betroffene brauchen Begleitung

Vor allem bei älteren und schon lange infizierten Personen seien verstärkt psychische Probleme zu beobachten, was eine intensivere Beratung und Begleitung mit weitergehenden Hilfestellungen im Alltag erforderlich mache, erklärt Benz weiter. Auch die Präventionsarbeit dürfe nicht vernachlässigt werden, da sonst die nach wie vor bestehende Ansteckungsgefahr unterschätzt würde.

"Im Jahr 2019 haben 748 Beratungen sowie rund 40 Präventionsveranstaltungen der Aidshilfe stattgefunden", betonte Ullrich Böttinger, der Leiter des Amtes für Soziale und Psychologische Dienste im Landratsamt.

 "Dieses enorme Pensum ist nur aufgrund ehrenamtlich geleisteter Arbeit im Umfang von 1200 Stunden ergänzend zur hauptamtlichen Tätigkeit des Sozialpädagogen möglich, der eine 85 Prozent-Stelle innehat." Die Aidshilfe wirtschafte insgesamt sehr sparsam. "Umso ärgerlicher ist es, dass aufgrund einer Umverteilung der Landesförderung, die kleinere Aidshilfen benachteiligt, Landesfördergelder wegbrechen und so die Existenz der Aidshilfe Offenburg-Ortenaukreis bedroht ist", empört sich Böttinger.

Aus Sicht der Verwaltung erschien diese Änderung mit den resultierenden Gefährdungen kleiner Aidshilfen nicht nachvollziehbar, teilt das Landratsamt mit. In ihrer Konsequenz seien diese für die Versorgung im ohnehin bereits benachteiligten ländlichen Raum nicht hinnehmbar. "Unseren Argumenten ist das Ministerium für Soziales und Integration leider nicht gefolgt", erläutert Benz.

Aus Sicht der Verwaltung und auch aus Sicht der Ausschussmitglieder ist die Aidshilfe Offenburg-Ortenaukreis auch zukünftig unverzichtbar. Deshalb soll der Kreiszuschuss ab dem laufenden Jahr um ein Drittel auf 36 000 Euro angehoben werden, ebenso für den Doppelhaushalt 2021/22.

"Dies setzt voraus, dass das Land bei seiner neuen Förderpraxis bleibt. Sollte sie sich in den nächsten beiden Jahren wider Erwarten zu Gunsten der Aidshilfe verändern, würden wir den Kreiszuschuss entsprechend anpassen", so Dezernent Benz abschließend. Zur langfristigen Sicherung werde man sich beim Land weiterhin für eine Neuformulierung der Förderleitlinien einsetzen.

Die Aidshilfe Offenburg-Ortenaukreis bietet in ihren Räumen in der Malergasse 1 in Offenburg regelmäßig den "Checkpoint" an. Am jeweils zweiten Mittwoch im Monat werden Labortests auf HIV, Syphilis und Hepatitis C sowie der HIV-Schnelltest angeboten – anonym und kostenlos. Ziel ist es, mögliche Neu-Infektionen früh zu erkennen, um weitere Übertragungen zu verhindern, und um die Behandlungsoptionen für die Betroffenen zu verbessern.