Im vorderen Gebäudeteil, nahe des heutigen Haupteingangs der Ettenheimer Klinik, soll die ambulante Versorgung durch Facharztpraxen unter Federführung des Medizinischen Versorgungszentrum sichergestellt werden. Im hinteren Bereich sollen nach einem Abriss und Neubau 60 Reha-Betten für vorallem ältere, mehrfach-erkrankte Patienten entstehen. Foto: Archivfoto: Decoux-Kone

Agenda 2030: Ausschuss für Nachnutzungskonzept des Ettenheimer Krankenhauses

Offenburg/Ettenheim - Der Klinikausschuss hat für ein Konzept zur Umwandlung des Ettenheimer Krankenhauses in ein "Zentrum für Gesundheit" gestimmt. Der Kreis peilt den Baubeginn 2023 an. Ein Schließungsdatum steht damit noch nicht fest, betonte der Landrat.

Klinikum-Geschäftsführer Christian Keller präsentierte am Dienstagnachmittag das Konzept von Kreisverwaltung und Klinikverbund für die Zukunft des Ettenheimer Krankenhauses. Demnach wird das Zentrum für Gesundheit (ZFG) Angebote aus den Bereichen geriatrische Rehabilitation, Fachpraxen mit Notfallsprechstunde und ambulante Operationsmöglichkeiten unter einem Dach vereinen. Außerdem ist eine Rettungswache mit Notarztstandort in unmittelbarer Nähe geplant. Die bauliche Konzeption sieht Investitionen von rund 18 Millionen Euro vor (wir berichteten).

Betrieben werden soll die geriatrische Reha – also speziell für ältere Patienten – vom Paul-Gerhardt-Werk Offenburg. Dafür ist ein Mietvertrag mit 40 Jahren Laufzeit vorgesehen, mit dem der Kreis die Investition refinanzieren will. Dem Heimbetreiber ist an einer zügigen Umsetzung gelegen: Aufgrund der Einzelzimmer-Regelung in der neuen Landesheimbauverordnung ist ein Weiterbetrieb in der bestehenden Klinik in Offenburg nicht möglich – ein Einzug in Ettenheim im Laufe des Jahres 2025 wird daher angestrebt.

Die Bauzeit beträgt voraussichtlich zwei Jahre, vorgesehen ist ein Teil-Abriss und Neubau mit 60 Betten. Die Verwaltung hält einen Beginn ab 2023 für möglich – womit das "Aus" für die Ettenheimer Klinik früher, als ursprünglich durch die Klinikreform angestrebt, käme. "Das würde bedeuten, dass wir noch im Herbst einen Gremienbeschluss brauchen", betonte Keller.

Die Fraktionen signalisierten durchweg Zustimmung – von allen Seiten gab es Lob, für das Konzept. Kreisrat Bruno Metz – als Ettenheimer Bürgermeister persönlich betroffen – betonte jedoch: "Auch wenn das alles umgesetzt wird, wird es den Wert einer Akutklinik nicht erreichen." Eine realistische Perspektive zum Weiterbetrieb gebe es nicht.

Trotzdem sprach Metz von einem dreifachen Gewinn: Zum einen erhalte das Paul-Gerhardt-Werk am Münchberg einen "prima Standort in bester südorientierter Lage". Zum anderen brauchten die Ortenauer Kliniken dringend eine Einrichtung für die Nachsorge älterer Patienten. Und schließlich profitiere auch seine Stadt durch ein Projekt mit "Ausstrahlung in die Region" – vor allem auch, da das neue Zentrum so viele Arbeitsplätze bieten solle, wie die jetzige Klinik (etwa 120). "Wir sind daran interessiert, dass das Konzept zügig umgesetzt wird", betonte Metz, auch wenn das eine frühere Schließung bedeute.

Der Ausschuss stimme mit mehrheitlich dem Konzept bei einer Gegenstimme zu und empfahl dem Kreistag, die Verwaltung in seiner Sitzung am 19. Oktober mit den nächsten Planungsschritten zu beauftragen. "Heute geht es nur um das Konzept, nicht um den Zeitpunkt der Schließung", betonte dabei Landrat Frank Scherer. Der komme erst, wenn man wisse, wann der Baubeginn tatsächlich sein könne.

Klinikumschef Christian Keller präsentierte am Dienstagnachmittag nicht nur ein Konzept für die Nachnutzung des Ettenheimer Krankenhauses, sondern nebenbei auch ein neues Design und einen neuen Namen für die Klinikreform: Statt "Agenda 2030" – was ohnehin nur ein politischer Arbeitstitel gewesen sei – verwende das Klinikum nun die Bezeichnung "Ortenau 2030 – Zukunft Gesundheit".