Das evangelische Gemeindehaus neben der Hausacher Kirche, das 2015 eröffnet wurde, ist unter anderem über den Verkauf des alten Gemeindezentrums finanziert worden. Foto: Leopold Piribauer

Der evangelische Kirchenbezirk Ortenau stellt seine Immobilien auf den Prüfstand

Die evangelische Kirche in der Ortenau dürfte auf Dauer nicht alle ihre Gebäude halten können. Einige müssen wohl verkauft werden, um die Belastungen in den jeweiligen Gemeinden zu senken. Eine Bestandsaufnahme soll Aufschluss darüber geben.

Ortenau. Im Rahmen eines Liegenschaftsprojekt, das am Dienstag vorgestellt wurde, sollen ab Februar 2018 alle Gebäude der 63 Pfarr- und Kirchengemeinden im Kirchenbezirk Ortenau von Fachleuten in Augenschein genommen und bewertet werden. Konkrete Termine werden ab Anfang Dezember mit den Gemeinden abgestimmt. Von Interesse werden dabei auch vorhandene Räume sein, die nicht genutzt werden.

Laut Frank Wellhöner, geschäftsführender Dekan im Kirchenbezirk Ortenau, geht es um die Sicherstellung der Zukunft der kirchlichen Häuser. Aus diesem Grund werde man sich auch in der Ortenau dem landeskirchlichen Liegenschaftsprojekt anschließen, das bei der Frühjahrssynode 2014 beschlossen worden sei.

Bis zum Jahr 2020 soll der Gebäudebestand aller Kirchengemeinden analysiert werden, um Konzepte für die künftige Verteilung von Gebäuden und Räumen zu erarbeiten. Es bestehe Handlungsbedarf, da es an den Gebäuden im Besitz der Landeskirche in den vergangenen Jahren kaum Instandhaltungs- oder Sanierungsmaßnahmen gegeben habe – meist weil die finanziellen Mittel gefehlt hätten. Dies werde sich aufgrund eines Rückgangs an Kirchensteuereinnahmen und der demografischen Veränderungen auch nicht kurzfristig ändern, so Wellhöner.

Deshalb müsse man jetzt für nachfolgende Generationen handeln. Die Landeskirche erwartet, dass die Gesamtausgaben die Gesamteinnahmen ab 2025 übersteigen werden. "Ziel des Projekts ist, wieder mehr Mittel für die inhaltliche Arbeit der Pfarr- und Kirchengemeinden zur Verfügung zu haben und die finanziellen Belastungen durch zu hohe Gebäudebestände zu reduzieren", teilte Wellhöner mit. Der Wunsch sei ein nutzbringender, ressourcenschonender und nachhaltig finanzierbarer Gebäudebestand. "Vielen Kirchengemeinden geht das Geld aus", brachte es Ulrich Fröhlich-Nohe, Vorsitzender der Ortenausynode, auf den Punkt.

Im Anschluss an die Datenerhebung könnten die Kirchengemeinden Ende 2018 noch mal Rücksprache halten. Bis 2020 will der Bezirkskirchrat Ortenau dann einen Gebäude-Masterplan erarbeiten. Darin werde verankert, welche Räume und Gebäude für die lokale Kirchenarbeit wesentlich sind und zu einer zukunftsweisenden Gesamtkonzeption beitragen. So sollen die Kirchen als prägende Orte des christlichen Lebens erhalten werden. Pfarrhäuser würden künftig ganz in den Verantwortungsbereich der Kirchengemeinden gestellt. Mit einer pauschalen Bezuschussung müssten dann alle Bewirtschaftungskosten abgedeckt werden. Auch sollen den Kirchenbezirken künftig bestimmte Gemeindehausfläche zugewiesen werden. Diese errechneten sich aus der Summe der jeweiligen Gemeindemitglieder. So regle der Bezirk die Mitfinanzierung von Baumaßnahmen durch zentrale Mittel der Landeskirche. Was darüber hinausgehe, müsse die Kirchengemeinde zu 100 Prozent selbst finanzieren.

Fröhlich-Nohe betonte, dass man somit das wertschätze, was von der vorherigen Generation geschaffen worden sei. Und wenn sich in den Kirchengemeinden Widerstand regt? "Mit Kritikern kann man ordentlich sprechen, Verantwortung übernehmen und so gegen den Widerstand angehen", so Fröhlich-Nohe.

Die nächste Tagung der Bezirkssynode steht am Freitag, 20. Oktober, an. Danach soll es mehrere Infoveranstaltungen zu dem Liegenschaftsprojekt geben. "Die Gemeinden können sich im Vorfeld Gedanken über Ideen zur Nutzung von Gebäuden machen", sagte Fröhlich-Nohe. Man müsse das zukünftige Denken verändern. Auch eine vermehrte Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche wie im Offenburger Stadtteil Weier sei denkbar.

INFO

Erste Schritte

Umstrukturierungen fanden im evangelischen Kirchenbezirk Ortenau bereits statt:

In Hausach wurden das alte Pfarrhaus abgerissen und das alte Gemeindezentrum verkauft. Mieterin dort ist die Diakonie. Der Erlös wurde für ein neues Gemeindezentrum neben der Kirche investiert.

In Wolfach wird man sich vom alten Gemeindehaus trennen und ein neues, behindertengerechtes und energetisches Gemeindehaus bauen.